• 27.06.2001, 11:49:43
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ORF-Dreharbeiten zur Schnitzler-Verfilmung "Spiel im Morgengrauen":

"Nicht vordergründig aktuell, aber zeitlos"

Wien (OTS) - Nach der Arthur-Schnitzler-Novelle "Spiel im
Morgengrauen" verfilmt der Wiener Regisseur, Schauspieler und Autor
Götz Spielmann ("Die Fremde") im Auftrag des ORF derzeit einen großen
österreichischen Literaturklassiker: "Spiel im Morgengrauen" ist auch
der Titel des TV-Films der ORF-Hauptabteilung Kultur, der
voraussichtlich am Nationalfeiertag, am 26. Oktober 2001, im ORF
ausgestrahlt wird. "Die Geschichte ist vordergründig nicht aktuell,
aber von allen Schnitzler-Stücken hat sie den antiksten Charakter,
und alles, was mit Schicksal und Mythos zu tun hat, ist zeitlos", so
Filmemacher Götz Spielmann zu seinem jüngsten Werk.
"Spiel im Morgengrauen" handelt von der Ambivalenz zwischen Schein
und Wirklichkeit: Steffi, eine mittlerweile reiche Frau, mit der der
Infanterie-Leutnant Wilhelm Kasda einst "gespielt" hat, dreht nun, da
er in Spielschulden erstickt, den Spieß um. Sie, vom Schicksal
bevorzugt, bestimmt nun selbst das Spiel.
Die Filmgeschichte ist eingebettet in die Zeit kurz vor Ausbruch des
ersten Weltkriegs. Lange Jahre des Friedens liegen hinter der
Monarchie. Doch in Gesellschaft und Politik wachsen die Spannungen,
und die Zeichen, dass der Friede trügerisch ist, häufen sich.
Zeichen, die niemand sehen will.
"Vor mehr als dreißig Jahren (1967) schrieb Friedrich Torberg: 'Es
wird noch einige Zeit brauchen, ehe Schnitzler uns auf dem Umweg über
die Zeitlosigkeit wieder erreicht und ehe uns die gesellschaftlichen
Voraussetzungen seiner Probleme so gleichgültig werden, dass wir die
Gültigkeit der Probleme selbst erkennen.' Ich glaube, jetzt ist es
soweit", kommentiert Spielmann seine Ambitionen zu diesem Film. "Die
Geschichte geschieht zwar in einem historischen Ambiente, in einer
versunkenen Zeit und Gesellschaft, gewissermaßen in einem exotischen
Rahmen: Doch in einem fremden Spiegel sieht man manchmal das
Grundsätzliche genauer. Das innere Thema der Geschichte, deren
eigentlicher Konflikt, sind für mich zeitlos und damit auch
gegenwärtig", so Spielmann.
Der ehemalige Axel-Corti-Schüler verfilmt mit "Spiel im Morgengrauen"
erstmals einen literarischen Stoff mit historischem Rahmen. Zur
Umsetzung meint er: "Bei einem historischen Film besteht immer die
Gefahr, dass er nach Folklore aussieht und die Schauplätze nach
Altstadtsanierung. Er stellt formal und stilistisch eine schwierige
Aufgabe, ähnlich wie Science-Fiction. Wir eröffnen und beenden den
Film mit historischen Originalaufnahmen und deklarieren so den Film
als Interpretation und nicht als Imitation einer vergangenen Zeit."
Die große Fülle spannender Charaktere, die Schnitzlers Novelle
bietet, ist in Spielmanns Verfilmung bis in kleine Rollen hinein
hochkarätig besetzt: Fritz Karl - zuletzt in der
ORF-Historienverfilmung "Sophie - Sissis kleine Schwester" zu sehen -
als Leutnant Kasda, "Nestroy"-Preisträgerin und
"Berlinale"-Shootingstar Birgit Minichmayr in der Rolle der reichen
Steffi und Karlheinz Hackl als Konsul Schnabel stehen in den
Hauptrollen vor der Kamera von Martin Gschlacht. In weiteren Rollen
agieren Nina Proll, Peter Matic, Elisabeth Augustin, Peter Moucka,
Ernst Konarek, Lukas Miko und viele andere. Ebenfalls vor der Kamera
steht auch Regisseur und Autor Götz Spielmann in der Rolle eines
Oberleutnants.
Für Hauptdarsteller Fritz Karl ist die Arbeit mit Götz Spielmann "...
ein großes Lerngeschenk. Das Besondere an dieser Rolle ist, dass es
sich um einen literarischen Stoff handelt - das stellt eine besondere
Herausforderung für einen Schauspieler dar."
Die Dreharbeiten zu "Spiel im Morgengrauen", eine
ORF-Auftragsproduktion, die von der Wiener Lotus-Film - mit
Unterstützung des Landes Niederösterreich - hergestellt wird, sind
bis 11. Juli 2001 angesetzt. Gedreht wird an Schauplätzen in Wien und
Umgebung sowie in Reichenau an der Rax und Umgebung.

Götz Spielmann, erfolgreicher Absolvent der Wiener Filmakademie (1980
bis 1986) und Axel-Corti-Schüler, machte bereits mit zahlreichen
preisgekrönten und international viel beachteten Filmen auf sich
aufmerksam. So gehören zu seinen bisherigen Werken, die Aufsehen
erregten, zum Beispiel die Kurzfilme "Fremdland" (1984), "Abschied
von Hölderlin" (1985) und "Vergiss Sneider" (1986), für den er mit
dem Sonderpreis des Max-Ophüls-Wettbewerbs in Saarbrücken
ausgezeichnet wurde. Mit dem TV-Film "Erwin und Julia" (1990) bewies
Spielmann, dass er Schauspieler exzellent zu führen versteht, und
zeigte dies nachhaltigst in der Fernsehproduktion "Dieses naive
Verlangen" (1992), für die er 1994 den Erich-Neuberg-Preis erhielt.
Für seinen Kinofilm "Der Nachbar" (1991) verlieh ihm im Jahr 1993 die
Viennale-Jury den Wiener Filmpreis. 1994 folgte der Fernsehfilm "Die
Angst vor der Idylle", der unter anderem auch im Programm der
Berliner Filmfestspiele 1995 lief. Seine jüngste Kinoproduktion "Die
Fremde" wurde im Jahr 2000 als österreichischer Beitrag zum 73.
Wettbewerb für den Auslands-Oscar ausgewählt. Götz Spielmann
unterrichtet unter anderem an der Grazer Schauspielschule.
(Fotos via APA)

Rückfragehinweis: ORF-Pressestelle

Ruza Holzhacker
(01) 87878 - DW 14703
http://programm.orf.at
http://kundendienst.orf.at

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