• 18.06.2001, 12:32:08
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Die Welt von Charles und Ray Eames

Wien (OTS) - Im Mittelpunkt der Arbeit von Charles und Ray Eames
stand lebenslang die Auseinandersetzung mit den menschlichen
Grundbedürfnissen nach Wohnraum, Komfort und Wissen. Mit ihren
Häusern, Möbeln, Ausstellungen, Filmen, Büchern und Grafiken, und
nicht zuletzt mit ihren Ideen, gelang es dem Architekten- und
Designerpaar, die Modernisierung Amerikas nach dem Zweiten Weltkrieg
entscheidend mit zu gestalten.

Anhand zahlreicher Exponate (Möbel, Fotografien, Modelle, Objekte
und Filme) illustriert die Ausstellung "Die Welt von Charles und Ray
Eames" die Reichhaltigkeit und Komplexität des Eames'schen Oeuvres.
Neben der persönlichen Lebensgeschichte des Paares gibt die
Ausstellung dem Besucher anhand der Themengruppen Möbel, Raum,
Ästhetik, Kultur, Wissenschaft und Biographie Einblick in die für die
Arbeit von Charles und Ray Eames relevanten Fragestellungen und
Herausforderungen.

Möbel: Die längst zu Klassikern avancierten Möbel zeigen
exemplarisch jene Symbiose von Ästhetik, Qualität und Ökonomie, die
Charles und Ray Eames in allen ihren Produkten anstrebten. Insgesamt
gingen über vierzig vielfältig einsetzbare Möbelsysteme für Büros,
Wohnhäuser und öffentliche Einrichtungen in Produktion. Populär sowie
kommerziell erfolgreich geworden sind vier Stuhlgruppen für die
Herman Miller Furniture Company. Für sie entwickelten die Eames aus
flexiblem Material dem menschlichen Körper angepasste Sitzformen: aus
formgepresstem Sperrholz, aus glasfaserverstärktem Kunststoff, aus in
Form gebogenem und geschweißtem Drahtgeflecht und aus Aluminiumguss.
Sie tragen Namen wie DCW "Dining Chair Wood" (Esszimmerstuhl mit
normierter Sitzhöhe und Holzfüßen), LCM "Lounge Chair Metal"
(Wohnzimmerstuhl mit tieferer Sitzhöhe und Metallfüßen). Mit
gepolsterter Sesselschale enstand 1956 eines der bekanntesten Objekte
der Eames, der Lounge Chair.

Allen diesen Entwürfen gemeinsam ist die experimentelle
Herangehensweise im Umgang mit dem Material. Zur Entwicklung und
Herstellung der Modelle und Prototypen wurden spezielle Werkzeuge,
handgemachte Press- und Gussformen sowie Testapparate entwickelt. Ein
weiterer progressiver Schritt war die Einsparung einer teuren
Polsterung sowie die Vielfalt ihrer Kombinationsmöglichkeiten und
Anwendungsbereiche. Zu diesen Möbeln erstellten die Eames auch
entsprechende Konzepte für deren Vermarktung. Fotos und
Illustrationen trugen zur Erklärung der innovativen Techniken, der
industriellen Herstellungsverfahren und vielfältigen
Verwendungsmöglichkeiten bei.

Raum: Als Architekten entwickelten Charles und Ray Eames für das
zwanzigste Jahrhundert neue Formen des Wohnens. Ihre bereits in den
Designentwürfen erfolgreich eingesetzten Prozesse der Serienfertigung
übertrugen sie in die Architektur. Standardelemente ermöglichten die
Planung von Häusern mit geringem budgetären und materiellen Aufwand.

In der Avantgardezeitschrift Arts & Architecture wurde 1945 das
Case Study Program angekündigt - ein Programm zur Bewältigung der
nach dem Zweiten Weltkrieg in Amerika vorherrschenden Wohnungsnot.
Case Study House No. 8 - das private Stahl- und Glaswohnhaus der
Eames in Los Angeles - wurde mit seinem hohen Anspruch an
Sparsamkeit, Vielseitigkeit und effektiven Nutzen zu einem
einflussreichen Beispiel industrieller Architektur und zu einem für
das Nachkriegsamerika prototypischen, modernen Wohn- und Lebensraum,
in dem sich industriell hergestellte Produkte mit handwerklichen und
künstlerischen Objekten in chaotischer Ordnung ergänzen.

Enttäuscht über den ausbleibenden kommerziellen Erfolg des Hauses
(es kam nie zu der geplanten Serienproduktion) zogen sich die Eames
aus der Architektur im konventionellen Sinne zurück. In ihren
Spielsachen, Möbeln und Filmen setzten sie jedoch ihre
architektonischen Ansätze fort.

Ästhetik: Charles und Ray Eames sensibilisierten den Blick für das
Schöne im Alltäglichen, und ihre Philosophie vom pädagogischen Wert
der einfachen Dinge wurde mehr und mehr zum Leitfaden ihrer Arbeit.
Ihre Möbelentwürfe waren, trotz Funktionalität, skulpturale Objekte,
deren biomorphe Formensprache zeitlose Schönheit bewiesen haben.

Filme und Diaprojektionen auf multiplen Projektionswänden wurde
ihr effektvollstes Mittel, Alltägliches in ungewohnten Perspektiven
zu präsentieren. Die über 350.000 sorgfältig katalogisierten Dias -
ihr "Kuriositätenkabinett" - geben einen Einblick in die umfassenden
Recherchen und Auseinandersetzungen mit Kultur und Technik.
Zusammengetragen als Informationsmedium für den Schulunterricht, für
Vorträge wie für Firmenveranstaltungen ihrer Kunden, diente das
Bildmaterial didaktischen Zwecken und der Vermittlung historischer
und interkultureller Aspekte.

Kultur: Der Wandel der Designaufgaben seit den fünfziger Jahren
spiegelt die Entwicklung Amerikas von der Industrie- zur
postindustriellen Informationsgesellschaft wieder. Von Architektur
und Möbeldesign verlagerte sich die Aufmerksamkeit des Ehepaares auf
Kommunikationssysteme: Ausstellungen, Bücher und Filme.

Mit Glimpses of the U.S.A., einer der ersten und auf der American
National Exhibition 1959 in Moskau gezeigten Multi-Dia-Show,
übernahmen die Eames die Rolle als Botschafter der amerikanischen
Gesellschaft. Auf sieben Leinwänden mit sechs mal neun Metern bot der
Film mit 2200 Bilder von Supermärkten, Autostraßen, Wolkenkratzern
und Fabriken ein betörendes Bild amerikanischer, demokratischer und
konsumorientierter Werte. U.S.-Fernsehsender gaben Filme zur
amerikanischen Geschichte und Populärkultur in Auftrag, die zum
Verständnis einer neuen amerikanischen Identität nach innen wie nach
außen beitragen sollten.

Zur ersten kulturübergreifenden Zusammenarbeit kam es Ende der
fünfziger Jahre. Die indische Regierung, beauftragte die Eames mit
einem Forschungsprojekt zur Zukunft des indischen Designs. Eine
Studie sollte dem Land Hilfestellung leisten, um bei der
industriellen Umstellung auf Massenproduktion die Qualitäten des
traditionellen Kunsthandwerks zu erhalten. Wenig später gründeten die
Eames ein Designinstitut im Ahmedabad.

Wissenschaft: Ausstellungen und Filme dienten vor allem als
didaktisches Kommunikationsmittel, um einem möglichst breitem
Publikum gesellschaftlich wichtige Aspekte der Wissenschaft nahe zu
bringen: Neue Technologien und deren Potential sollten im Auftrag von
Industrie, Regierung und diversen Bildungseinrichtungen vermittelt
werden. Viele der Eames'schen Wissenschaftsprojekte drehten sich um
den Computer als Informations-maschine, seine immer komplexer
werdenden Informationsmengen und Einsatzbereiche.

Mathematica 1961 stand am Anfang einer Reihe von Ausstellungen.
Ziel war es, komplexe Ideen in einfache Bilder umzusetzen, um
komplizierte Themen wie Topologie, Wahrscheinlichkeitsrechnung,
Oberflächenberechnung, projektiver Geometrie, Himmelsmechanik und
Multiplikationen erklären zu können.

Die Fähigkeit von Charles und Ray Eames, Wissenschaft zu
vermitteln, ist am besten in dem Film Powers of Ten (Zehnerpotenzen)
zum Ausdruck gebracht. Auf denkbar einfache Weise stellt der Film die
relativen Größenverhältnisse von Mikrokosmos und Makrokosmos dar.
Powers of Ten zeigt uns das Universum, in dem Beständigkeit und
Wandel gleichzeitig am Werk sind und findet die Mysterien des Kosmos
in einem ganz gewöhnlichen Picknick.

Biografie: Charles Eames (1907 - 1978) und seiner Frau Ray, geb.
Kaiser, (1912 - 1988) haben dem Amerika des zwanzigsten Jahrhunderts
Form gegeben und der American Way of Life wurde wesentlich von der
Formensprache und dem Leben der Eames mitgestaltet.

Charles Eames' lebenslanges Interesse an Maschinen und
komplizierten Vorgängen resultierte aus seiner frühen Arbeit in
Fabriken und Werkstätten. Eine seiner großen Leidenschaften war - in
künstlerischer sowie in technischer Hinsicht - die Fotografie. Seine
Arbeit als Architekt und die Zusammenarbeit mit Eero Saarinen prägte
seinen beruflichen Werdegang.

Ray Eames kam als Kunststudentin und Schülerin Hans Hoffmanns früh
mit den Strömungen der Moderne und der europäischen Avantgarde in
Berührung. Beeinflusst von amorphen Tendenzen eines Arp und Miro
entwickelt sie Ansätze, deren Formensprache in den später gemeinsam
entwickelten Designs wiederkehren.

Kennen gelernt haben sich Charles und Ray an der Cranbrook Academy
of Art (Detroit). Die Grundlehre von Cranbrook der Glaube an ein
besseres Leben durch ein besseres Design - sollte die Überzeugung der
Eames bleiben. Von den vierziger bis in die siebziger Jahre hinein
praktizierten sie Designkultur, die an Idealismus wie an Vielfalt
nicht zu Übertreffen war: Ihre Möbel, Spielzeuge, Bauten, Filme,
Ausstellungen und Bücher waren ihr Beitrag für das moderne Amerika.

Der Erfolg ihrer Projekte lag wohl vor allem darin, da sie ihren
unterschiedlichen Auftraggebern, von der amerikanischen Regierung
über Industrieunternehmen wie IBM, Boeing und Polaroid bis hin zur
Privatperson, nicht bloß fertige Produkte lieferten, sondern
umfassend an den Herstellungsmitteln, der Vermittlung der Inhalte
sowie an Maßnahmen zur Vermarktung arbeiteten.

Die ungeteilte Begeisterung, die den Eames jahrzehntelang als
Protagonisten eines innovativen und zeitlosen Designs zuteil wurde,
blieb ihnen ausgerechnet bei der Ausstellung The World of Franklin
and Jefferson verwehrt. Diese Arbeit, die für die Eames die "Krönung"
ihres Lebenswerks sein sollte traf in ihren ästhetischen,
didaktischen und moralischen Anforderungen nicht mehr den allgemeinen
Zeitgeschmack der 70er Jahre.

Dennoch fassten Charles und Ray Eames den Begriff Design weiter,
als dies je zuvor getan wurde. Das spiegelt sich nicht nur in ihrer
Auseinandersetzung mit zeitgenössischer Kunst, Wissenschaft und neuen
Technologien, sondern auch in ihrem ganzheitlichen Verständnis von
Design als Prozess.

"Die Welt von Charles und Ray Eames' ist eine Ausstellung der
Library of Congress, Washington, USA, in Zusammenarbeit mit dem Vitra
Design Museum, Weil am Rhein, Deutschland. Die europäische Tournee
wird vom Vitra Design Museum organisiert. Die Ausstellung wurde durch
die großzügigie Unterstützung von International Business Cooperation
(IBM), Hermann Miller Inc. und Vitra ermöglicht. Weitere
Unterstützung kam von CCI, Inc.

Pressedaten

Die Welt von Charles und Ray Eames

Pressepreview Dienstag, 26. Juni 2001
10.30 Uhr

Eröffnung Dienstag, 26. Juni 2001
20.00 Uhr

Ausstellungsort MAK-Ausstellunghalle
MAK, Stubenring 5, A-1010 Wien

Ausstellungsdauer 27. Juni - 31. September 2001

Öffnungszeiten Di (MAK NITE)
10.00 - 24.00 Uhr,
Mi - So 10.00 - 18.00 Uhr,
Mo geschlossen

Ausstellung Peter Noever

MAK-Kurator Eva Christina Kraus

Projektmanagement Ursula Klaus

Techn. Koordination Philipp Krummel, Harald Trapp
Die Ausstellung wurde vom Vitra Design Museum,
Weil am Rhein, Deutschland in Zusammenarbeit
mit der Library of Congress, Washington USA
ermöglicht. Kurator: Donald Albrecht

Katalog "Die Welt von Charles und Ray Eames", hrsg.
von Library of Congress, Washington und dem
Vitra Design Museum, deutsche Ausgabe, Ernst &
Sohn, Berlin 1997, ATS 420,- / Euro 30,-.

Rahmenprogramm Im September sind guest lectures geplant.

Sommerferienspiel: Ein glücklicher Tintenfisch
oder einfach sitzen kann ganz schön
kompliziert sein.

3. - 6. Juli und 10. - 13. Juli 2001,
10.00 - 12.30 Uhr

Führungen MAK4FAMILY:
Samstag, 1. September 2001, 15.00 Uhr

MINI MAK:
Sonntag, 16. September 2001, 11.00 Uhr

MAK SENIOREN:
Mittwoch, 19. September 2001, 15.00 Uhr

MAK-Eintritt ATS 90.- / Euro 6,54,
ermäßigt ATS 45.- / Euro 3,27

Rückfragehinweis: Dorothea Apovnik, Martina Wachter
Tel. (+43-1) 711 36-233
Fax (+43-1) 711 36-227
E-Mail: presse@MAK.at
http://www.MAK.at

*** OTS-ORIGINALTEXT UNTER AUSSCHLIESSLICHER INHALTLICHER

VERANTWORTUNG DES AUSSENDERS ***

OTS-ORIGINALTEXT PRESSEAUSSENDUNG UNTER AUSSCHLIESSLICHER INHALTLICHER VERANTWORTUNG DES AUSSENDERS - WWW.OTS.AT | MAK/OTS

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