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"Tiroler Tageszeitung" Kommentar: "Scheck ungedeckt" (von Günther Schröder)
Ausgabe vom 7. 3. 2001
Innsbruck (OTS) - Das neue Kindergeld ist entgegen den
Befürchtungen der Opposition keine frauenpolitische Katastrophe.
Tatsächlich bietet die deutliche Anhebung der Zuverdienstgrenze auf
14.000 Schilling monatlich einen Anreiz zum beruflichen Wiedereinst
ieg. Die Verlängerung der Bezugsdauer von bisher 18 plus 6 auf 30
plus 6 Monate wird zudem vor allem Frauen einen größeren finanziellen
Spielraum verschaffen.
Dennoch lässt sich nicht leugnen, dass die Koalition einen
unüberlegten Schnellschuss par excellence hingelegt hat. Vor der
Wiener Wahl sollte noch rasch ein 16-Milliarden-Wahlzuckerl das Chaos
rund um Ambulanzgebühren und Unfallrenten in den Schat ten stellen.
Bezeichnend, dass die Minister Haupt und Bartenstein bei der
Verlautbarung des "familienpolitischen Meilensteins - (so Kanzler
Schüssel) wie das personifizierte schlechte Gewissen aussahen. Dieses
Zuckerl ist kaum aus dem Familienfonds (Flaf) zu finanzie ren.
Nicht umsonst klopft man schon bei den Ländern um
Mitfinanzierungen an. Außerdem werden derzeit Mittel aus der
Arbeitslosenversicherung umgeleitet, damit der Flaf Geld ansparen
kann. Irgendwann wird dieses verbraucht sein. Die politische Zeche
werden kün ftige Regierungen, den Rest die Bürger zu zahlen haben.
Schließlich ist es bedauerlich, dass die Familienfreundlichkeit
eines Landes ausschließlich an finanziellen Förderungen festgemacht
wird. Es gehört mehr dazu: familienfreundlichere Arbeitszeiten,
praxisgerechtere Kinderbetreuung und so weiter. Doch das b edürfte
einer Gesamtstrategie sowie mühsamer politischer Überzeugungsarbeit.
Da ist es allemal leichter, kurz vor einer Wahl auf die finanzielle
Pauke zu hauen.
Rückfragehinweis: Tiroler Tageszeitung,
Chefredaktion,
Tel.: 0512/5354 DW 601
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