Wien (AK) - "Wertvoll wie ein kleines Steak" oder "mit wertvollen
Bausteinen der Milch" - so werden Kindersnacks und -milchprodukte
beworben. Eine aktuelle AK-Studie entzaubert: Diese "gesunden"
Kinderlebensmittel sind ganz gewöhnliche Süßigkeiten. Sie sind zu
fett und zu süß, komplexe Kohlenhydrate fehlen und auch der Beitrag
zur Eiweißversorgung ist bei vielen mangelhaft. Milch ist in den
Snacks kaum drinnen, sondern meist nur Milchpulver oder gezuckerte
Kondensmilch und sie enthalten viel weniger Calcium als man auf Grund
der Werbung glaubt. Zusatzstoffe und künstliche Aromen sind überall
drinnen, einige Produkte sind sogar mit bedenklichen Farbstoffen
gefärbt. Besonders ärgerlich ist, dass jedes dritte Produkt für
Kinder ungeeignete Zusatzstoffe enthält. Außerdem sind
Kinderlebensmittel teurer als vergleichbare Produkte. Auch mit der
Kennzeichnung ist die AK unzufrieden. ****
Die AK-Konsumentenschützer haben Kindersnacks und Milchprodukte für
Kinder unter die Lupe genommen. Insgesamt wurden 30 Produkte
eingekauft; 14 süße Snacks (Schoko-, Milchriegel, Kinderschokolade,
-croissants) und 16 Milchprodukte (Topfencremes, Puddings, Joghurts,
Kakaos). Die Kinderlebensmittel wurden ernährungswissenschaftlich
bewertet. Es wurden auch die Zusatzstoffe, Preise und Kennzeichnung
überprüft. Eingekauft wurde von Mai bis August in Wiener Filialen von
Spar, Merkur, Meinl, Billa und Zielpunkt.
Wo sind die gesunden Zutaten?
Die AK-Studie zeigt: Ob Kindermilchschnitten, -schokolade und
-schokoriegel (zB Kinder Maxi King, Schoko Bons, Kinder Prof Rino)
oder Kindermilchprodukte (zB Teletubbie Joghurt, Fruchtzwerge
Danone, Monte Pudding oder Siggi's Cacao Milch) - der Zucker- und
Fettgehalt ist hoch, komplexe Kohlenhydrate und Ballaststoffe fehlen
großteils.
Fett
Mehr als drei Viertel der Kinderlebensmittel sind zu fett (alle
Snacks außer Maisriegel, 10 Milchprodukte). Baut man diese
Lebensmittel regelmäßig in den Kinderspeiseplan ein, wird eine
ausgewogene gesunde Ernährung enorm erschwert, da die restlichen
Lebensmittel schon sehr gut ausgewählt werden müssen, um dieses
Missverhältnis auszugleichen.
Kohlenhydrate
Komplexe Kohlenhydrate sind in Kinderlebensmittel kaum enthalten.
Auch Ballaststoffe sucht man vergeblich. Kein einziges Kinderprodukt
enthält nennenswerte Mengen an komplexen Kohlenhydraten und alle
enthalten zuviel Zucker.
Eiweiß
Die Eiweißzufuhr für Kinder sollte nicht über 2 Gramm pro Kilogramm
Körpergewicht und Tag liegen. Ideal sind 10 bis 15 Prozent der
Tagesenergiemenge, um die Nieren der Kinder nicht übermäßig zu
strapazieren. Bei einem als "wertvoll" oder "mit dem besten der
Milch" beworbenen Kinderlebensmittel sollten ca 15 Prozent der
Energie auf Eiweiß entfallen. Das trifft nur auf 9 Kinderprodukte (38
Prozent) zu. 62 Prozent enthalten zu wenig Eiweiß.
Zusatzstoffe: Überall drinnen
Alle Produkte enthalten Zusatzstoffe und künstliche Aromen. Einige
sind künstlich gefärbt oder chemisch konserviert. In den
Milchprodukten sind hauptsächlich Farbstoffe und Verdickungsmittel
drinnen, in den Snacks vor allem Emulgatoren, Backtriebmittel,
Feuchthaltemittel und Stabilisatoren. Auf manchen stand "frei von
Konservierungsstoffen", was lediglich aussagt, dass keine
haltbarkeitsverlängernden Stoffe zugesetzt wurden. Bedenklich stimmt
die AK-Konsumentenschützer, dass jedes dritte Produkt Zusatzstoffe
enthält, die für Kinder nicht geeignet sind.
Was sagt die Werbung?
"Solche Produkte sollen vor allem die Kinder anspringen, daher sind
sie bunt und schmecken süß, sagen die AK-Konsumentenschützer. Wie
solche Produkte beworben werden, hat die AK ebenfalls beleuchtet.
Gerne werden allgemein als "gesund" geltende Zutaten in der Werbung
besonders hervorgehoben.
+ Kaum Milch
Obwohl alle Kindersnacks mit "Milch" beworben werden zB "das Bonbon
mit dem Herz aus Milch" oder "mit viel Milch", enthalten sie kaum
Vollmilch. So entspricht die Aufschrift "30 Prozent Milch" gerade
einem Esslöffel Milch - oft in Form von Milchpulver oder gezuckerter
Kondensmilch.
+ Wenig Calcium
Durch den geringen Milchgehalt ist in den Snacks auch wenig Calcium
enthalten. Selbst eine Anreicherung macht die Kinderlebensmittel
nicht zur Calciumbombe. Der Calciumgehalt in einem Glas Milch ist
mindestens fünf Mal so hoch wie in den gezuckerten Schnitten. So
müsste ein Schulkind 17 Milchschnitten essen, um seinen Calciumbedarf
zu decken, würde aber gleichzeitig 40 Würfelzucker und ein halbes
Packerl Butter verzehren.
Schokolade ist kein geeigneter Eiweiß- und Calciumlieferant, da sie
zwei Drittel aus Fett und Zucker besteht. Vergleicht man ein Viertel
Milch mit 100 Gramm Kinderschokolade, so liefert Kinderschokolade die
vierfache Menge an Zucker und mehr als die dreifache Menge an Fett
und Kalorien.
+ Vitamine "blind" verabreicht
Zugesetzte Vitamine machen das Produkt auch nicht gesünder, zumal der
Vitamincocktail "blind" verabreicht wird. So sind einem Riegel zB
Vitamin B1, B2, B6, B12, Niacin, Folsäure, Eisen und Calcium
zugesetzt. Laut Österreichischem Ernährungsbericht 1998 sind Vor- und
Volksschulkinder mit B1, B2, B6, B12 und Niacin ausreichend versorgt.
+ Traubenzucker oder Honig bringen nichts
Der Zusatz von Honig oder Traubenzucker bringt ebenfalls keine
gesundheitlichen Vorteile - sie sind leere Energieträger und genau so
wie Zucker mitverantwortlich für Karies und Übergewicht.
Kennzeichnung unbefriedigend
Mit der Angabe der eigenen Adresse nehmen es die Hersteller nicht so
genau, auch wenn dies in der Lebensmittelkennzeichnungsverordnung
vorgeschrieben ist. Auf einem Produkt war lediglich die
Internetadresse angegeben, bei 83 Prozent fehlten die Straßen- und
Postleitzahlangaben. Ärgerlich, denn für Reklamationen müssten
Konsumenten erst mühsam die genaue Adresse herausfinden, sagen die
AK-Konsumentenschützer. Nur 4 Produkte hatten eine genaue
Adressangabe aufgedruckt.
Die Nährwertkennzeichnung ist freiwillig, stellt aber eine wichtige
Information für Konsumenten dar. Bei jedem fünften Produkt wurde auf
die Angaben von Fett-, Kohlenhydrat- und Eiweißgehalt verzichtet.
97 Prozent verschweigen wieviel Zucker drinnen ist. Fast alle
Hersteller verstecken die enthaltene Zuckermenge im Kohlehydratgehalt
- nur ein Produkt hat den Zucker angegeben.
Zu teuer
Kinderlebensmittel sind im Vergleich zu herkömmlichen Produkten
teuer. Die Mehrfachpackungen und unterschiedlichen Abpackmengen
machen Preisvergleiche sehr schwer. Der Preisunterschied kann bei
manchen Produkten im Vergleich zum billigsten herkömmlichen Produkt
mehr als 400 Prozent ausmachen. Bei Joghurt, Topfenzubereitungen,
Puddings, Schokolade, Cremeschnitten, Getreideriegelns und Croissants
gibt es immer billigere Alternativen, sagen die
AK-Konsumentenschützer. Auch die Preisunterschiede bei den einzelnen
Produkten betragen im Schnitt 20 Prozent - es lohnt sich also, die
Preise zu vergleichen. Am günstigsten ist, zu "normalen" Süßigkeiten
zu greifen.
Die Studie finden Sie auf der Homepage der AK Wien unter
www.akwien.at/Konsumentenschutz.
(Forts.)
Rückfragehinweis: AK Wien Presse Doris Strecker
Tel.: (01) 501 65-2677
email: akpresse@akwien.or.at
http://www.akwien.at
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