- 21.12.2000, 09:31:11
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BSE-Gefahr für Bodybuilder -Tiermehl in der Kraftnahrung=
Geschätzte 300 Tonnen an Eiweiß-Präparaten werden alleine in
Österreich pro Jahr als "Kraftfutter" an Hobbysportler verkauft.
Bisher weitgehend unbekannt ist: Viele der Power-Pulver werden aus
Schlachtabfällen hergestellt. Die davon ausgehende BSE-Gefahr kann
heute noch niemand abschätzen.
Der Power-Drink an der Fitnessbar gehört für viele Bodybuilder und
Hobbysportler zum selbstverständlichen Ritual nach dem
schweißtreibenden Kraftkammer- oder Aerobictraining. Rasanten
Muskelzuwachs durch "reines, hochwertiges Eiweiß" versprechen
unzählige Hersteller von Pulvernahrung, die bevorzugt in den beiden
Geschmacksrichtungen Erdbeer und Schokolade angeboten wird. Niemand
weiß allerdings genau, was in den meisten Dosen mit den
pseudowissenschaftlichen Aufschriften, die meistens die Begriffe
"Protein" und "Amino" enthalten, drin ist. Nur in Insiderkreisen war
bisher bekannt, dass viele der legal als Nahrungsergänzungsmittel
verkauften Eiweiß-Präparate zu einem großen Teil aus Schlachtabfällen
hergestellt werden.
Ein Beispiel: 36 % Soja, 42 % tierisches Eiweiß, 22 Prozent
Milcheiweiß - das ist die ungefähre Zusammensetzung des
Proteinpulvers eines großen deutschen Herstellers. Bekannt wurde das
Rezept allerdings erst im Zuge eines Gerichtsverfahrens, das der
österreichische Kraftpulver-Hersteller Wolfgang Peer gegen den
Mitbewerber angestrengt hatte. Laut Peer hatte der Konkurrent aus
Deutschland behauptet, die gleiche Qualität zum halben Preis zu
liefern. Peer, der seine Eiweißpräparate ausschließlich aus
hochwertigem Molkeneiweiß fertigt, klagte und gewann den Prozess.
Was bisher viele Sportler nicht wussten, die anderen gekonnt
verdrängten. Das tierische Eiweiß in billigen Power-Pulvern auf
Proteinbasis stammt unter anderem aus Knochen, Sehnen und Blut von
Rindern und wird auf ganz ähnliche Weise gewonnen wie das als
BSE-Verbreiter in Verruf geratene Tiermehl. Wolfgang Peer beschreibt,
wie"s geht: "Knochen, Sehnen, Blut und was weiß ich noch alles in die
Mischmaschine, im Idealfall dreimal chemisch gereinigt, getrocknet,
mit Geschmack versehen und raus damit!" Doch selbst wenn bei der
Herstellung alle lebensmittelgesetzlichen Vorschriften eingehalten
werden, ist die Gefahr nicht auszuschließen, dass der heimtückische
BSE-Erreger im Eiweißpulver überlebt und seinen Weg in den
Power-Cocktail an der Fitnessbar findet.
"Die BSE-Gefahr durch solche Präparate ist keineswegs auszuschließen.
Mich wundert ja, dass bisher noch niemand dieses Thema aufgegriffen
hat", sagt Prof. Hans Holdhaus, Direktor des Institutes für
medizinische und sportwissenschaftliche Beratung in Niederösterreich.
Der Betreuer österreichischer Spitzensportler hat erst kürzlich
unangenehme Erfahrungen mit Eiweiß-Präparaten gemacht: "Einigen
Pulvern war die Substanz Norandrosteneon beigemischt, die im Körper
zu Nandrolon umgewandelt wird, das wiederum auf der Doping-Liste
steht. Fünf Spitzensportler sind deswegen völlig unverschuldet zu
Dopingfällen geworden." Prof. Holdhaus fordert daher dringend eine
neue gesetzliche Regelung zur Kennzeichnung von
Nahrungsergänzungsmitteln: "Der Konsument hat ein Recht darauf, zu
erfahren, was er da zu sich nimmt!"
Aktuelle Brisanz erhält das Problem durch eine Nachricht aus Bayern:
Die dort an BSE erkrankten Kühe, die niemals mit Tiermehl gefüttert
worden waren, könnten den Erreger durch Milchersatzpulver erhalten
haben, das ihnen als Kraftfutter verabreicht worden war. Pikantes
Detail: Auch diese Kraftnahrung wurde aus Schlachtabfällen gewonnen.
Der Wiener Sportmediziner Prof. Paul Haber warnt daher: "Die
Übertragung des BSE-Erregers durch Protein-Pulver aus
Schlachtabfällen ist nicht auszuschließen. Sicherheitshalber sollte
man daher nur solche Eiweißpräparate zu sich nehmen, deren Herkunft
eindeutig geklärt ist, und die nur Soja oder Molke enthalten." Leider
schreiben aber nur die wenigsten Hersteller auf die Dosen drauf, was
drin ist. Denn solange sie das Pulver als Lebensmittel und nicht als
Arznei in den Handel bringen, sind sie auch nicht dazu verpflichtet.
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