- 30.11.2000, 10:59:27
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- OTS0165
Pfeffer: Todesfälle im Bundesheer - Antwort auf parlamentarische Anfrage
Wien (SK) Die burgenländische Nationalratsabgeordnete Katharina
Pfeffer, unter anderem Mitglied im Landesverteidigungsausschuss des
Nationalrates, hat sich sehr bemüht, das Thema Todesfälle beim
Bundesheer in die öffentliche Diskussion einzubringen und zu
enttabuisieren. Unter anderem hat sie dazu eine parlamentarische
Anfrage an Verteidigungsminister Scheibner von der FPÖ gerichtet.
Seit Beginn des Assistenzeinsatzes des Bundesheeres an der
burgenländischen Grenze kam es immer wieder zu Berichten über
Selbstmorde von Soldaten. Auch das nicht sehr differenzierte
Zahlenmaterial aus dem Ministerium beweist, dass man nicht einfach
zur Tagesordnung übergehen kann.
Für den Zeitraum 1995 bis Mitte 2000 liegen folgende Zahlen vor:
Selbstmorde: 83 (davon im Jahre 1998 22!)
Unfälle mit Todesfolge: 131
Todesfälle gesamt Grundwehrdiener: 117
Todesfälle gesamt Kader: 245
"Diese Zahlen geben Anlass zur Sorge. Ich frage mich, wie
prophylaktisch vorgegangen werden kann, wenn die Vorfälle nicht
umfassend dokumentiert werden. Es ist nicht einmal erfasst, wieviele
Untersuchungskommissionen zur Erhebung von Todesursachen in den
letzten zehn Jahren eingesetzt wurden", so die Parlamentarierin
Katharina Pfeffer.
Vor allem eine Passage der Beantwortung durch FPÖ-Minister Scheibner
lässt aufhorchen. Hier wird mit Nachdruck festgestellt, dass Soldaten
im Assistenzeinsatz grundsätzlich keiner extremen psychischen und
physischen Belastung unterliegen, da sie im Zuge ihrer Ausbildung auf
diesen Einsatz vorbereitet würden.
"Eine Gewöhnung an extreme Situationen durch entsprechende
Ausbildungsmaßnahmen, bedeutet nicht, dass diese Menschen nicht mehr
extrem belastet werden. Sie lernen im besten Fall nur gezielt,
beziehungsweise wie von ihnen erwünscht, auf solcherart Belastungen
zu reagieren. Mit einer Entlastung und 'Normalisierung' hat dies aber
rein gar nichts zu tun", betont SPÖ-Abgeordnete Pfeffer.
Verteidigungsminister sieht Todesfälle nicht als Anlass zu
handeln
In der Anfragebeantwortung weist der zuständige Minister darauf hin,
dass die Selbstmordrate beim Bundesheer geringer sei als jene im
zivilen Bereich und im übrigen auch kein Fall dokumentiert sei, in
dem die Ursache für einen Selbstmord im Zusammenhang mit dem
Dienstbetrieb im Bundesheer zu suchen wäre.
"Eine derart bequeme Antwort schockiert mich. Es geht mir nicht
darum, irgendjemanden beim Bundesheer grundlos für einzelne
Selbstmorde von Soldaten verantwortlich zu machen. Es geht mir darum,
dass dieses Thema endlich selbstkritisch auch innerhalb des
Bundesheeres diskutiert wird. In der Folge können dann Maßnahmen
ergriffen werden, die solcherart tragische Ereignisse verhindern
helfen. Immerhin handelt es sich hier um Menschen und nicht um
irgendein Material das eingesetzt wird. Jeder Tote ist einer
zuviel!", so die empörte Abgeordnete.
Es bestehe hier nach wie vor Handlungsbedarf. "Daher fordere ich den
Verteidigungsminister auf, endlich in dieser Sache tätig zu werden.
Sein Amtsvorgänger von der ÖVP hat in dieser Sache ja ebenfalls
keinen Veränderungswillen gezeigt", so Pfeffer abschließend.
(Schluss) ml/mp
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