• 29.11.2000, 17:34:55
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  • OTS0344

Hugh - Billa hat gesprochen von Arne Johannsen

Kommentar 30.11.2000

Wien (OTS) - Grosse Macht zeigt sich an kleinen Dingen: Zur
Besprechung mit leitenden Beamten und dem AMA-Vorstand im
Landwirtschaftsministerium kam Wilhelm Vullriede, Chef der
Billa-Fleischtochter Andert, mit offenem Hemd und nassen Haaren - und
zwanzig Minuten zu spät. Seine Begründung: Er habe noch sein
Tennis-Match zu Ende spielen müssen - und überhaupt halte der
Billa-Konzern von Minister-Vorschlägen nicht sehr viel. Damit war die
Besprechung praktisch beendet. Hugh, Billa hat gesprochen. Wenn die
Arbeiterkammer in ihrem jüngsten Wettbewerbsbericht die extrem hohe
Marktkonzentration im Lebensmittelhandel kritisiert, regt das kaum
noch jemanden auf.

Die AK-Studie ist wie ein Wetterbericht, der vor Niederschlägen
warnt - obwohl das Land schon seit Jahren unter Wasser steht und sich
die Bewohner bereits an die nassen Füsse gewöhnt haben. Dabei ist
alles noch viel schlimmer, als es die nüchternen Marktanteils-Zahlen
ausdrücken. Der BML-Konzern, zu dem neben Billa auch Merkur und Bipa
gehören, nutzt seine Marktmacht in einer Form aus, die knapp an die
Grenze zur Erpressung geht und seinen Partnern einiges zumutet.
Wechselt ein leitender BML-Mitarbeiter zu einem
Lebensmittel-Hersteller, fordert Billa schon mal von dem neuen
Arbeitgeber ungeniert eine Erstattung von "Ausbildungskosten" in
Millionenhöhe. Die Markenartikler knirschen zwar mit den Zähnen,
zahlen aus Angst aber.

Den Markteintritt des deutschen Diskonters Lidl versuchte Billa
mit der Drohung zu verhindern: Wer Lidl beliefert, fliegt bei uns aus
den Regalen.

Weil Erzkonkurrent Spar sich beim Fleisch für das AMA-Gütesiegel
entschieden hat und auch damit wirbt, "empfiehlt" der Billa-Konzern
seinen Fleischlieferanten, keine Beiträge an die AMA zu zahlen. Die
Betriebe stehen jetzt vor der Alternative: Rechtsbruch oder
Auslistung. Noch geniesst der 67-Milliarden-Konzern grosse
Sympathien, weil er die Konsumentenpreise nach unten gedrückt hat und
mit seiner "Ja, natürlich"-Bio-Linie mehrere Tausend Bauern am Leben
erhält. Aber wie riskant das Leben am Faden einer Grossmacht sein
kann, spüren jetzt die Wursthersteller: Innerhalb weniger Tage müssen
sie auf Druck von Rewe/Billa ihre Produktion praktisch komplett
umstellen.

Missbrauch von Marktmacht? Ja, natürlich! (Schluss) ajo

Rückfragehinweis: WirtschaftsBlatt
Redaktionstel.: (01) 91919-305

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