- 17.10.2000, 10:17:57
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Vizerektorin Gabriele Moser: Studiengebühren benachteiligen Frauen
"Erfolge der Frauenförderung sind bedroht"
Wien (OTS) - Gabriele Moser, Vizerektorin für
Personalangelegenheiten und Frauenförderung an der Universität Wien,
lehnt die Einführung von Studiengebühren entschieden ab. "Der freie
Hochschulzugang muß auch vom Standpunkt der Frauenförderung her
unangetastet bleiben", forderte Vizerektorin Moser heute in einer
Aussendung.
Die rein budgetpolitisch motivierte Entscheidung für
Studiengebühren stellt eine Abkehr vom österreichischen Weg des
offenen Bildungssystems dar. Gerade die Abschaffung der
Studiengebühren im Jahr 1972 bewirkte aber eine kontinuierliche
Erhöhung des Frauenanteils unter den Studierenden. Die geplante
Maßnahme wird nicht nur zu einem sozialen Numerus Clausus für
einkommens- und bildungsschwache Schichten führen.
"Studiengebühren würden auch eine Benachteiligung für weibliche
Studierende bedeuten", erklärt Vizerektorin Moser. Aufgrund der
geschlechtsspezifischen Einkommensschere zwischen männlichen und
weiblichen Studierenden würden Studiengebühren Studentinnen
überproportional stärker finanziell belasten als Studenten. Diese
Unterschiede sind gerade deshalb so bedeutend, da bereits jetzt fast
die Hälfte der Studierenden während des Semesters regelmäßig oder
gelegentlich erwerbstätig ist. Durch die Einführung von
Studiengebühren würden Studierende noch stärker gezwungen sein, einer
Erwerbstätigkeit nachzugehen. Aus einer Studie des Instituts für
höhere Studien (im Auftrag des BMWV) geht aber klar hervor, dass
männliche Studierende bei gleicher Arbeitszeit mit durchschnittlich
öS 6.400,- im Monat ein höheres Einkommen aus laufender
Erwerbstätigkeit beziehen als Studentinnen mit rund öS 5.800,-. Dies
zeigt, dass Studentinnen über geringere materielle Ressourcen
verfügen als ihre männliche Kollegen. Auch eine Ausweitung der
Stipendien würde diese strukturelle Benachteiligung nicht wesentlich
schmälern, argumentiert Moser.
Vor allem kinderreiche oder einkommensschwache Familien werden
sich in Zukunft überlegen, wer von den Kindern in den "Luxus" eines
Studiums kommt. Aufgrund geschlechtsspezifischer Rollenbilder und der
hohen finanziellen Belastung könnten Söhne wieder vermehrt Töchtern
für eine höhere Ausbildung vorgezogen werden. "Junge Frauen könnten
wieder zunehmend vom Studieren abgehalten werden, da sich eine solche
Investition aus der Sicht der Eltern nicht lohne", befürchtet
Vizerektorin Moser.
Außerdem kann ein signifikanter Zusammenhang zwischen der
Abschaffung der "Studientaxen" im Jahr 1972 und der Höhe des
Frauenanteils bei den Studierenden festgestellt werden. Aus den
statistischen Daten des ÖSTAT geht hervor, dass sich der Frauenanteil
in den fünf Jahren vor der Abschaffung der Studiengebühren um
durchschnittlich 1,6% erhöht hat, in den fünf auf die Abschaffung
folgenden Jahren dagegen aber um durchschnittlich 10,5% gestiegen
ist! Die Wiedereinführung von Studiengebühren könnte einen
umgekehrten Effekt erzielen.
"In den letzten Jahren ist der Zugang zur Universität für Frauen
systematisch verbessert worden. Die Einführung von Studiengebühren
droht diese Fortschritte zu zerstören. Hier bahnt sich ein massiver
Rückfall an, den die Universitäten und die Frauenförderung nicht ohne
weiteres hinnehmen können", meint Vizerektorin Moser.
Rückfragehinweis: femail@univie.ac.at
Mag. Eva Kößlbacher
Zentrum für Forschungsförderung, Drittmittel und
Öffentlichkeitsarbeit
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