Hamburg (ots) - Immer mehr Kinder werden in den Schulen Opfer
ihrer Mitschüler. "Es gibt kaum eine Schule in Deutschland, in der
Kinder nicht gezielt terrorisiert werden", sagt der Münchner
Diplom-Sozialpädagoge Frank Schallenberg der Zeitschrift FÜR SIE.
Mobbing gehört nach Ansicht der Wissenschaftlerin am
Max-Planck-Institut für psychologische Forschung, Mechthild Schäfer,
fest zur Schülerkultur. "An deutschen Schulen wird mindestens eines
von zehn Kindern ernsthaft schikaniert, und mehr als eines von zehn
Kindern schikaniert andere", berichtet sie. Hänseln, quälen,
abzocken, ausgrenzen, epressen und zusammenschlagen gehörten zum
Gesicht des Terrors auf deutschen Schulhöfen. Der subtile Terror
beginne mit Pöbeleien und Beleidigungen. "Spüren die Täter, dass sie
bei ihren Opfern nicht auf Widerstand treffen, und ernten sie für
ihre Aktionen auch noch Applaus von anderen, kommt die Spirale der
Grausamkeit in Fahrt", erklärt Schallenberg. So werde Mobbing zum
System, das gezielt verletzen wolle und eine stete Steigerung
brauche.
Für viele Fachleute liegt auf der Hand, woher die Verrohung
mobbender Kinder kommt. "Das Verhalten der Kinder spiegelt die Welt
wider, in der wir leben", sagt der Hamburger
Erziehungswissenschaftler Professor Peter Struck der FÜR SIE.
Aufgewachsen in einer Ellbogen-Gesellschaft, in der sich jeder selbst
der Nächst sei, imitierten sie, was Vorbilder ihnen vorlebten.
Solidarität mit Schwächeren werde zur Ausnahme. Die zunehmende
Individualisierung bedeute, dass jeder rücksichtslos seine Interessen
verfolge. Nach Ansicht der Experten haben viele Jugendliche ein hohes
Erziehungsdefizit. Sie würden aggressiv und drangsalierten andere,
weil sie nicht gelernt hätten, soziale Normen zu verinnerlichen und
sich danach zu richten. Laut einer Studie der Universität
Koblenz-Landau verunglücken jährlich 370.000 Schüler. 26 Prozent der
Unfälle seien auf Gewalttätigkeiten von Mitschülern zurück zu führen.
Noch häufiger seien seelische Verletzungen. Es komme zum Gefühl der
Einsamkeit. "Viele reagieren mit Leistungsabfall, Furcht und
Verzweiflung. Sie können sich schlecht konzentrieren, werden von
Schlafstörungen, Panikattacken oder Magen- und Kopfschmerzen
geplagt", weiß Schallenberg.
Der Wissenschaftler rät in FÜR SIE den Eltern, mit ihren Kindern
von klein auf zu trainieren, wie man Konflikte löst. Man müsse nicht
schlagen, um sich durchzusetzen. "Man muss sich nicht verprügeln
lassen, wenn Weglaufen oder Hilfeholen möglich ist." Kinder lernten
zu selten, Auswege aus Situationen zu suchen, zu erkennen und zu
nutzen. Am wichtigsten aber sei es, dass Eltern ihre Kinder stark
machen. Selbstbewusstsein sei am effektivsten. Wer Rückgrat habe,
werde selten Opfer. Mobber nähmen sich lieber die Schwachen vor. Wenn
aber das und auch ein Gespräch mit dem Lehrer nicht helfe, sollte als
letzte Konsequenz über einen Schulwechsel nachgedacht werden.
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