• 05.07.2000, 11:40:50
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  • OTS0132

Wirtschaftskammer Salzburg nimmt zur geplanten Europark-Erweiterung Stellung:Neue "Salzburger Autobahn-Einkaufsmeile" höchst problematisch=

- Eine Richtungsentscheidung für die Landesregierung!

Salzburg, 5. Juli 2000/WK Sbg. Der Beschluss, ob es zu einer
Zustimmung der Landesregierung zur Erweiterung des Europarks kommt,
ist nach Ansicht der Wirtschaftskammer Salzburg eine fundamentale
Richtungsentscheidung über die zukünftige Wirtschaftsstruktur des
Bundeslandes. "Durch die Europark-Erweiterung entsteht allein an
diesem einen Standort an der Peripherie nahezu so viel
Verkaufsfläche wie in der Salzburger Innenstadt. Die Erweiterung
hätte für die gesamte Handels- und Wirtschaftsstruktur des
Bundeslandes gravierende Auswirkungen", erklärt
Wirtschaftskammerpräsident Komm.-Rat Rainhardt Buemberger.


Eine Entscheidung für die Erweiterung bedeutet das "Ja" zur
Schaffung eines neuen künstlichen Salzburger Stadtzentrums. Zusammen
mit den anderen Einkaufszentren an der Autobahn vom Airportcenter
bis nach Eugendorf wird die Entstehung einer "Salzburger Autobahn-
Einkaufsmeile" forciert, die durch enorme Kaufkraftabflüsse aus dem
gesamten Bundesland gewachsene Orts- und Stadtzentren gefährdet.


Die WK Salzburg zeigt mit folgenden Fakten aus ihrer Stellungnahme
die enorme Tragweite der bevorstehenden Entscheidung des Landes auf:


A) Verkehrsaufkommen wird unterschätzt - Periodische Staus befürchtet
Insgesamt unterschätzt das Verkehrsgutachten (AXIS
Ingenieurleistungen GmbH) nach Ansicht der WK Salzburg das
tatsächliche Verkehrsaufkommen.


So ist zu berücksichtigen, dass nicht nur der Europark, sondern auch
das Airportcenter sowie die "Großmarkt-Landschaft" in Eugendorf zu
den gleichen Zeiten wie der Europark Verkehr verursacht, zu einer
tatsächlichen Haupteinkaufszeit von 17.00 bis 19.00 Uhr, die im
Gutachten unrichtig angesetzt wird. Zusammen mit der Ballung an
Infrastruktureinrichtungen (Stadion, Spaßbad) und dem Liefer- und
Personenverkehr zum/vom neuen Industriegebiet Schwarzenbergkaserne
ist zu befürchten, dass die Aufnahmefähigkeit der Westautobahn, die
ohnehin schon eine der dichtest befahrenen Strecken ist, schon bald
ihre Grenzen erreicht.


B) Überangebot an Verkaufsflächen wird weiter vergrößert


- Europark erreicht Größe der Innenstadt


Der Europark (derzeit 23.000 m2) soll um eine zusätzliche
Verkaufsfläche von 35.000 m2 (davon 20.000 m2 in der Kategorie Bau-,
Möbel- und Gartenmarkt und 15.000 m2 in der Kategorie
Einkaufszentren) erweitert werden. Damit würde der Europark allein
insgesamt über 58.000 m2 und damit fast die Einkaufsfläche der
gesamten Salzburger Innenstadt (60.000 m2) erreichen.


- Noch mehr Verkaufsfläche pro Einwohner!


Bereits jetzt ist aber im Salzburger Zentralraum ein eklatantes
Übergewicht an Verkaufsfläche gegeben. Ein Wert von 2,0 bis 2,2 m2
Verkaufsfläche pro Einwohner wird in der wissenschaftlichen
Literatur für Stadtregionen (Stadt und Umlandregionen) als
raumordnerisch verträglich angegeben. Auf den Großraum Salzburg
bezogen liegt der Wert der Einkaufsfläche pro Einwohner aber schon
vor der Europark-Erweiterung bei 2,84 m2, nach der Erweiterung bei
3,04 m2!


- Kaufkraftabschöpfung geht zu Lasten des gesamten Handels


Legt man die vom Amt der Salzburger Landesregierung erarbeiteten
Beurteilungsrichtlinien für Handelsgroßbetriebe an, wird ebenfalls
die Überdimensionierung des Projektes deutlich. In diesen
Richtlinien wird bei einer "Abschöpfungsquote" (Umsatz, der durch
das jeweilige EKZ von bestehenden Handelsbetrieben abgezogen wird)
von über 5% eine wesentliche Beeinträchtigung der Salzburger
Handelsstruktur angenommen. Umgelegt auf die geplanten Flächen
ergibt sich jedoch eine Abschöpfungsquote der Europark-Erweiterung
im Bereich Fachmärkte/Einkaufszentren von 20%, bei Bau-, Möbel- und
Gartenmärkten um die 24%, d. h., ein zukünftig erweiterter Europark
zieht um das Vier- bis Fünffache mehr Umsatz ab, als es für die
Weiterexistenz der übrigen Handelsstruktur noch verträglich wäre.


- 35 bis 40% des konsumnahen Einzelhandelsumsatzes des gesamten
Bundeslandes fließen in die "Autobahn-Einkaufsmeile"


Um ein realistisches Bild der Kaufkraftabschöpfung zu erhalten, muss
auch der massive Agglomerationseffekt berücksichtigt werden, der mit
der Europark-Erweiterung wesentlich verstärkten "Autobahn-
Einkaufsmeile" vom Airportcenter über den Europark bis zu den
Möbelmärkten in Eugendorf entsteht.


Die Ballung an Einkaufsfläche im Europark, Airportcenter und
Eugendorf bindet bereits jetzt eine Kaufkraft von rd. 5 Mrd. S. Dies
sind im Verhältnis zu den 20 Mrd. S an Umsätzen im konsumnahen
Einzelhandel (ohne Versandhandel, Kfz-Handel, Brennstoff- und
Treibstoffhandel) schon jetzt 25% der Kaufkraft des Landes Salzburg.
Durch die Europark-Erweiterung (3,3 Mrd. S an zusätzlicher
Kaufkraftabschöpfung) und unter Berücksichtigung des
Kaufkraftzuflusses aus Bayern wären an der "Autobahn-Einkaufsmeile"
letztlich 35 bis 40% des gesamten konsumnahen Einzelhandels des
Bundeslandes Salzburg gebunden.


C) Raumordnungsrechtliche Bedenken


Eine Umwidmung der gegenständlichen Fläche als "Gebiet für
Handelsgroßbetriebe" würde nicht nur den Raumordnungszielen und
Grundsätzen des ROG, sondern auch dem von der Stadt Salzburg selbst
beschlossenen Flächenwidmungsplan und dem REK widersprechen.
Bedenken bestehen bei der WK Salzburg auch zum Gutachten der Firma
Standort+Markt (Jänner und April 2000), das im Auftrag der Stadt
Salzburg erstellt wurde. Aufgrund unrichtiger Annahmen wird der
Kaufkraftzufluss aus Bayern in Richtung Europark wesentlich
überschätzt, die Auswirkungen auf die regionale Handelsstruktur im
Zentralraum Salzburg dafür drastisch unterschätzt (Prof. Schnedlitz,
Wirtschafts-UNI Wien, Mai 2000).


Die Folge: die Ortszentren veröden!


"Die Wirtschaftskammer Salzburg hofft, dass die Entscheidung für die
Beibehaltung der bestehenden Zentrums-Strukturen in Stadt und Land
erfolgt und gegen den weiteren Ausbau einer Einheits-
Handelsstruktur", stellt WK-Präsident Buemberger abschließend fest.
Verödete Orts- und Stadtzentren ohne attraktives Angebot im Handel
üben sicher keine Anziehungskraft auf Touristen aus. Sehr schnell
würden sich somit über den Handel hinaus Auswirkungen auch auf
andere Branchen wie den Tourismus, aber auch das Gewerbe ergeben.

Rückfragehinweis: Wirtschaftskammer Salzburg

Presseabteilung
Tel.: 0662/8888 DW 345
bbauer@sbg.wk.or.atÝ

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