Im Schremser Moor entsteht auch ein Naturpark
St.Pölten (NLK) - Gleich zwei Naturschutzgebiete und dazu noch ein
Naturpark. Das war heute, Dienstag, 20. Juni, das Ergebnis einer
Sitzung der NÖ Landesregierung: Auf dem fast 119 Hektar großen
Schremser Hochmoor entstand der 22. Naturpark Niederösterreichs und
zugleich auch ein Naturschutzgebiet. In die Verordnung über die
Naturschutzgebiete wurde noch ein weiteres Areal des oberen
Waldviertels, die Lainsitzniederung bei Gmünd, als Naturschutzgebiet
aufgenommen.
Die Details zu diesen Beschlüssen: Rund die Hälfte des Areals des
Schremser Hochmoors gehört der Stadt Schrems, die andere hat mehr als
100 Besitzer. Die Stadt Schrems verzichtet auf
Entschädigungszahlungen. Die privaten Eigentümer erhalten eine
jährliche, wertgesicherte Entschädigung von 338.000 Schilling. Damit
entsteht im Schremser Hochmoor ein Naturschutzgebiet, das sich in
drei Zonen gliedert. In der Zone A, ungefähr drei Viertel des
Moorbodens, wird jeder Eingriff untersagt. In der Zone B ist geplant,
einen Teil der entwässerten Moorflächen aufzustauen und die
artenreichen Wiesen durch Mahd zu sichern. In der Zone C werden die
Besucher durch Info-Einrichtungen mit dem Moor vertraut gemacht, und
einige Wege werden für sie bestimmt. Wo Vögel brüten, ist das Begehen
nur außerhalb der Aufzuchtzeit möglich.
Das Gebiet bei Schrems war früher das größte Hochmoor im oberen
Waldviertel. Anfang des 19. Jahrhunderts erfolgte die Aufteilung des
Moores auf die Urhausbesitzer von Schrems, und seither wurde auch
Torf - bis 1926 zum Teil industriell - gestochen. Nach 1980 endete
schließlich der maschinelle Torfstich. Heute ist das Schremser Moor
durch zahlreiche Parzellen mit unterschiedlicher Höhe durchzogen, die
von Entwässerungsgräben getrennt sind, weil zahlreiche Eigentümer
hier in variabler Höhe Torf stachen. Der größte Anteil an Fläche ist
aber bereits von Birke, Moorbirke, Rotkiefer, Fichte, Weiden und
Faulbaum bewachsen.
An der Lainsitz entsteht zwischen der Einmündung des Braunaubaches
und der österreichisch-tschechischen Staatsgrenze mit sieben
Kilometern Länge und zahlreichen, bis zu 450 Meter breiten
Flussmäandern, Altarmen und Überflutungsräumen ein weiteres
Naturschutzgebiet. Das Land Niederösterreich wird daher insgesamt 48
Naturschutzgebiete umfassen. Das Gebiet der Lainsitzniederung hat
135,4 Hektar Fläche, davon 91,8 Hektar öffentliches Wassergut. 6,5
Hektar entfallen auf die Stadtgemeinde Gmünd. Der Rest von 37,1
Hektar sind im Besitz von 55 Grundeigentümern, wovon ungefähr die
Hälfte eine jährliche, wertgesicherte Entschädigung von insgesamt
rund 100.000 Schilling erhält, während die anderen eine einmalige
Abfindung - etwa 350.000 Schilling - vorzieht.
An diesem Lainsitz-Abschnitt befinden sich die letzte große
Auwiesenniederung des Waldviertels und der größte naturnah erhaltene
Mäanderabschnitt aller Mittelgebirgsflüsse Niederösterreichs. Das
Vorkommen von Wasservögeln aller Arten auf den Lainsitzwiesen als
Brutplatz ist für Österreich besonders wichtig. Besonders
hervorzuheben ist der Nachweis des Wachtelkönigs. Aber auch der
Fischotter, als Fische besonders Hecht und Karpfen, seltene Vorkommen
wie der Schlammpeitzger, dazu noch 25 Heuschreckenpopulationen und 29
Libellenarten sind für diesen Abschnitt der Lainsitz einzigartig. In
den letzten Jahren wurden in einer beispiellosen Zusammenarbeit
zwischen dem Wasserbau, der NÖ Agrarbezirksbehörde, dem Naturschutz
und der Stadtgemeinde Gmünd gewässernahe, vom Hochwasser beeinflusste
Bereiche eingelöst und in das öffentliche Wassergut übernommen.
Andere Grundstücke, insgesamt rund 122 Hektar, wurden abgekauft. Vom
WWF wurde - gemeinsam mit der Naturschutzabteilung des Landes
Niederösterreich - ein Managementplan für die Lainsitzniederung
erarbeitet, der die Grundlage für die endgültige Abgrenzung des
Naturschutzgebietes und der Zonierung war. Finanziert wurde das
LIFE-Natur-Projekt "Feuchtgebietsmanagement Oberes Waldviertel" von
der EU, vom WWF und dem Land Niederösterreich.
"Für mich als verantwortlichen Landespolitiker für den Natur- und
Landschaftsschutz ist es ein weiterer Schritt, unsere Lebensqualität
zu verbessern und solche naturbelassenen Landschaften wie das
Schremser Hochmoor und die Lainsitzniederung als Naturschutzgebiete
und - wie nahe Schrems - auch als Naturpark für künftige Generationen
zu bewahren", hielt Landeshauptmannstellvertreter Dr. Hannes Bauer
fest. Und zum neuen Naturschutzgesetz, das heute ebenfalls von der NÖ
Landesregierung beschlossen wurde und in der Landtagssitzung am 29.
Juni endgültig das Finale erleben soll: "Jahrelange und engagierte
Verhandlungen stehen vor einem erfolgreichen Abschluss." Immerhin sei
das derzeit geltende NÖ Naturschutzgesetz in seinen wesentlichen
Grundzügen aus dem Jahr 1977, und seit der letzten umfangreichen
Novelle seien ebenfalls bereits mehr als 15 Jahre verstrichen. Jetzt
seien sehr wichtige Neuerungen enthalten: Das Europarecht mit den
beiden EU-Naturschutzrichtlinien, das "Europaschutzgebiet" als neue
Kategorie, die Naturverträglichkeitsprüfung, die Projekte in ihren
Auswirkungen auf Europaschutzgebiete untersuchen soll, und den
Vertragsnaturschutz, der in Niederösterreich bereits seit mehreren
Jahren erfolgreich praktiziert werde. Auch enthalte das neue
Naturschutzgesetz erweiterte Artenschutzbestimmungen.
Rückfragehinweis: Niederösterreichische Landesregierung
Pressestelle
Tel.: 02742/200-2312
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