Entsprechende Waldbewirtschaftung notwendig - Wiens Versorgung stets in Trinkwasserqualität
Wien, (OTS) Eine der großartigsten kommunalen Einrichtungen
Wiens - heutzutage würde man den Maastricht-Kriterien folgend, von
"Daseinsvorsorge für die Bürger" sprechen - wird in Kürze 100
Jahre alt: Die II. Wiener Hochquellenleitung, die das Wasser aus
dem Hochschwabgebiet über eine fast 200 Kilometer lange Leitung
aus dem Salzatal auf natürlichem Gefälle (Höhenunterschied 361
Meter) nach Wien bringt. Täglich sind es rund 200 Millionen Liter.
Eine Besichtigungsfahrt führte am Dienstag in- und ausländische
Medienvertreter ins Quellgebiet nach Wildalpen (Steiermark), um
sich über den Ursprung und die Wasserqualität der II.
Hochquellenleitung ein Bild zu machen.
Dazu Umweltstadtrat Fritz Svihalek gegenüber der
Rathauskorrespondenz: "Der Internationale Ruf Wiens als
Umweltmusterstadt ist zu einem großen Teil auf die hervorragende
Wasserversorgung gegründet. Tatsächlich gibt es nicht viele große
Städte, wo stets Trinkwasserqualität geboten wird und dieses
Wasser auch in ausreichendem Maße zur Verfügung steht. Das soll
aber nicht heißen, dass mit dem Wasser - wie mit allen Ressourcen
der Natur - nicht entsprechend sorgfältig umgegangen werden muss.
Auch wenn der Wasservorrat mehr als ausreichend ist, unternimmt
die Stadt Wien, um die Versorgung zu sichern, große Anstrengungen:
Ich denke beispielsweise an den Umgehungsstollen Scheibbs oder an
das Karstforschungsprogramm".
Seitens der Wiener Wasserwerke (MA 31) betonte
Betriebsvorstand SR DI Hans Sailer, dass die Wasserwerke ein
großes Interesse hätten, das Umfeld in die Leistungen der Wiener
Wasserversorgung der Öffentlichkeit nahezubringen. Umso
erfreulicher sei es, wenn das an Ort und Stelle dargelegt werden
könne, weil es sich nicht nur um Leistungen für die Stadt Wien,
sondern auch für den ländlichen Raum und und die Region handle.
Für das Forstamt der Stadt Wien (MA 49) wies SR DI Siegfried
Redl auf die Besonderheiten des Waldbaues gerade in einem
Quellschutzgebiet hin. Ein möglichst "naturnaher Wald" mit
natürlicher Verjüngung und ein vielschichtiger Mischwald seien
wesentliche Ziele. Auch eine möglichst bodenschonende Holzbringung
sei notwendig. Die Realisierung von Maßnahmen erfolge im laufenden
Einvernehmen mit den Geologen der Wasserwerke.
Einleitend ein kurzer historischer Rückblick: Wien zählt seit
langem zu den Städten, in denen die Wasserversorgung einen
Hauptpunkt der Kommunalwirtschaft bildet. Nach einem Großbrand,
der die Schwäche der Wasserversorgung zu Tage brachte, kam es zum
Bau der ersten städtischen Wasserleitung, die ab dem Jahr 1565
Wasser aus dem heutigen 17. Wiener Gemeindebezirk bis zu einem
Brunnenhaus am Hohen Markt lieferte, immerhin an die 1.500
Kubikmeter pro Tag. Später bildete die "Albertinische
Wasserleitung", 1804 fertig gestellt, die das Wasser aus dem
Hütteldorfer Raum zur Stadt leitete, den Auftakt zu einer
großzügigeren Lösung der Wasserprobleme. Die Stadt wuchs
unaufhörlich, und so beschloss der Wiener Gemeinderat den Bau der
I. Hochquellenleitung, die Wasser aus dem Rax-Schneeberggebiet
über einen 90 Kilometer langen Leitungskanal in das
Verteilungsrohrnetz in Wien einspeiste, immerhin an die 220.000
Kubikmeter pro Tag. Die feierliche Eröffnung erfolgte am 24.
Oktober 1873 unter Bürgermeister Dr. Cajetan Felder. Wien
vergrößerte sich ununterbrochen, Vorstädte wurden eingemeindet,
und so sahen sich die Stadtplaner mit dem Anwachsen zu einer 2-
Millionen-Stadt konfrontiert, was auch für die Wasserversorgung
berücksichtigt werden musste: So beschloss der Wiener Gemeinderat
unter Bürgermeister Dr. Karl Lueger im Jahr 1900 die Errichtung
einer II. Hochquellenleitung, die das Wasser aus dem
Hochschwabgebiet nach Wien liefern sollte. Am 2. Dezember 1910
wurde die II. Wiener Hochquellenleitung mit einem Festakt im
Wiener Rathaus durch Kaiser Franz Josef in Betrieb genommen. Damit
hatte, wie die Stadtchronik Wien schreibt "Wien das beste
Trinkwasser der Welt". Lueger hatte diesen Freudentag nicht mehr
erlebt, er war wenige Monate zuvor, erst 65-jährig gestorben.
Der Bau der Wasserleitung hatte nicht zuletzt auch einen sehr
positiven Einfluss auf die Volksgesundheit: Mit der gesicherten
Frischwasserversorgung konnten dann auch in allen Wiener Bezirken
Brause- und Volksfreibäder errichtet werden.
Entsprechende Waldbewirtschaftung als wichtige Basis
Wald und Boden sind Filter und Wasserspeicher in einem. Ohne
einen entsprechenden Baumbestand würden die Quellschutzgebiete
Wiens rasch verkarsten. Aus diesem Grund bemühen sich die
Fachleute des Forstamtes der Stadt Wien (MA 49) in den
betreffenden Wäldern um eine ausgewogene Mischung von Laub- und
Nadelbäumen. Wiens Quellschutzwälder umfassen zur Zeit eine Fläche
von rund 320 Quadratkilometern (32.400 Hektar). Auf seinerzeitigen
Kahlschlägen vor 200 Jahren wurden später fast nur
schnellwachsende Fichten aufgeforstet. Als Mitte der 70er-Jahre
katastrophale Windbrüche große Schäden anrichteten, kam es zu
einem Umdenken bei den Forstfachleuten - mit viel Erfolg werden
seither die Fichtenwälder in Mischwälder umgewandelt. So ist ein
gesunder kräftiger Laub- und Nadelwald entstanden, auch das
Verhältnis zwischen Wildbestand und Waldgröße konnte in ein
tragfähiges Gleichgewicht gebracht werden.
Der Waldboden filtert den Staub aus dem Regenwasser heraus,
und neutralisiert weitestgehend mögliche "chemische Mitbringsel".
Deshalb sind Pflanzen, Moose, Humus und Erde gleichermaßen
wichtig. Bei der Bewirtschaftung der Quellschutzwälder -
veranschaulicht durch die Besichtigung des Bereichs
Siebensee/Hartlsee oberhalb von Wildalpen - wird ganz besonders
auf ein "naturnahes Vorgehen" geachtet, also etwa keine
Kahlschläge, sondern nur kleinflächige Eingriffe. Darüber hinaus
werden seltene und damit ökologisch wertvolle Baumarten besonders
gefördert.
Wiens Versorgung hat stets Trinkwasserqualität
Die Wiener Wasserwerke (MA 31) versorgen rund 1,6 Millionen
Menschen, wobei der durchschnittliche Tagesverbrauch von 390.000
Kubikmetern - es kommt auch zu Spitzenwerten bis zu 580.000
Kubikmetern - zu 97 Prozent aus den beiden Hochquellenleitungen
gedeckt wird. Zu den schon erwähnten rund 320 Quadratkilometern
Eigengrund bei den Quellschutzgebieten kommen noch weitere rund
580 Quadratkilometer Schutz- und Schongebiete in den Bundesländern
Niederösterreich und Steiermark. Die Art des Wasserangebotes in
den Alpen - vielfach in Form von Karstquellen - bedingt große
Schwankungen in der Ergiebigkeit. Um dies ausgleichen zu können,
werden von den Wasserwerken insgesamt 34 gedeckte Wasserbehälter
mit einem Gesamtspeichervolumen von 1,550.000 Kubikmetern
betrieben - eine Menge, die mehr als dem dreifachen Volumen
üblicher Vorsorge entspricht. Das Versorgungsnetz der Wasserwerke
in Wien hat eine Länge (alle Zahlen gerundet) von 3.200 Kilometern
mit 100.000 Hausanschlüssen. Eine systematische und intensive
Leckverlustbekämpfung im Rohrnetz durch die Wasserwerke soll
Netzverluste möglichst minimieren helfen.
Auch der Zukunft wird entsprechende Aufmerksamkeit gewidmet:
In das Ausbaukonzept der Wasserwerke fließen auch die Ergebnisse
von Forschungs- und Untersuchungsprogrammen ein. Beispielsweise
o Ein Forschungsprojekt über die Wasservorkommen im steirischen
Karst der nördlichen Kalkalpen in einer interdisziplinären
Zusammenarbeit von Geologen, Hydrogeologen, Pflanzenphysiologen
u.a. Damit sollen einerseits die Eigentümlichkeiten der
einzelnen Quellen erarbeitet werden und andererseits eine
Optimierung der Quellnutzung und gegebenenfalls notwendige
Schutzmaßnahmen ermöglicht werden. Eine Darstellung des
Karstforschungsprogramms auf Schautafeln bei der Kläfferquelle
in Wildalpen veranschaulicht das.
o Eine Forschungsarbeit befasst sich mit Diagnosemodellen über
die Alterung des 3.200 Kilometer langen Rohrnetzes mit dem
Ziel, für die Erneuerung der Rohre den optimalen (und damit
auch wirtschaftlichsten) Zeitpunkt zu finden.
o Eine Ökologie der Salzaauen (Wildalpen-Bereich). Um ökologisch
nachteilige Folgen insbesondere auf den Vorfluter, die Salza,
festzustellen, wurde eine Untersuchung durchgeführt. Die Studie
stellt die Salza unter die natürlichsten Flüsse Österreichs.
(Schluss) pz/vo
Rückfragehinweis: PID-Rathauskorrespondenz:
www.wien.at/vtx/vtx-rk-xlink/
Peter Ziwny
Tel.: 4000/81 859
e-mail: ziw@m53.magwien.gv.at
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