Jörg Haiders Abschiedsmonolog, "Das Lebewohl", geschrieben von Elfliede Jelinek, wird bei der Donnerstagsdemo am 22. Juni um 16 Uhr von Martin Wuttke gelesen
Wien (OTS) - In Kürze wird Elfriede Jelineks jüngster Theatertext,
der die aktuelle politische Situation Österreichs thematisiert, in
Österreich präsentiert. Am Donnerstag, den 22. Juni, um 18 Uhr wird
der Schauspieler Martin Wuttke den Haider-Monolog "Das Lebewohl (Les
Adieux)" bei der Botschaft besorgter Bürgerinnen und Bürger am
Ballhausplatz vortragen. Als künstlerischer Auftakt dieser
Donnerstags-Demonstration.
Der Theatertext, der sich auf den Rückzug Jörg Haiders nach
Kärnten bezieht, ist eine Abschiedsrede an schöne Knaben und zugleich
eine jubelnde Selbstaffirmation des Winners, der alles andere, was
sich ihm entgegenstellt, aus dem Weg räumt. Tränenreicher Abschied
und triumphale Ankunft werden von Jelinek als unmittelbar
zusammengehörend zur Kenntlichkeit entstellt. Satirisch werden
aktuelle politische Ereignisse verarbeitet und die totalitären
rhetorischen Strategien der neuen Machthaber demontiert. Mit ihren
spezifischen Mitteln der sprachlichen Verfremdung kombiniert und
konterkariert Jelinek Passagen aus einem Text Jörg Haiders
(veröffentlicht in "News") mit dem kultisch-religiösen Pathos der
"Orestie" des Aischylos (in der Übersetzung von Walter Jens). Eine
Zeitenwende wird markiert. Der Übergang vom Matriarchat zum
Patriarchat, den die "Orestie" vorführt, spiegelt sich neu im Sieg
einer männerbündlerischen Bewegung, die auf dem völligen Ausschluss
von Frauen beruht.
Ganz bewusst wird dieser Theatertext im Rahmen einer
Donnerstags-Demonstration gelesen. Denn es handelt sich bei dieser
Lesung um eine Veranstaltung, die nicht mit staatlichen Mitteln
subventioniert wird und im öffentlichen Raum, der im Stück sprachlich
bearbeitet wird, stattfindet. Das Aufführungsverbot ihrer
Theaterstücke für Österreich, das Elfriede Jelinek im Februar 2000
für die Zeit der Regierungsbeteiligung der FPÖ erlassen hat, wird
durch diese Lesung nicht aufgehoben, da sich dieses Verbot primär auf
die für den österreichischen Staat repräsentativen Theater bezieht.
Martin Wuttke vom Berliner Ensemble wird als "Sprecher" alias
Haider Elfriede Jelineks Theatertext vortragen.
Die Botschaft besorgter Bürgerinnen und Bürger mit einem weißen
Zelt vor dem Ballhausplatz als Amtssitz organisiert die Lesung des
"Haider-Monologs". Die Botschaft besorgter Bürgerinnen und Bürger
wurde am 9. Februar 2000 auf dem Wiener Ballhausplatz eröffnet und
ist seit damals jeden Tag rund um die Uhr besetzt. Die Botschaft
versteht sich als ständige Vertretung all jener, die Probleme mit und
durch eine blauschwarze Regierung haben. Sie ist überparteilich und
an keine Organisation gebunden. Viele Menschen folgen auch dem
Aufruf, auf kreative Art und Weise ihren Sorgen Ausdruck zu
verleihen. So finden unter anderem jeden Donnerstag Lesungen bei der
Botschaft besorgter Bürgerinnen und Bürger statt.
Rückfragehinweis: Sophia-Maria Antonulas,
Tel.: 0699/197 125 70
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