- 23.05.2000, 12:23:07
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Stadtrat Rieder zum Finanzausgleich=
"Wien wird Benachteiligung nicht hinnehmen" - Maßnahmen bei Patienten aus anderen Bundesländern möglich
Wien, (OTS) "Die Wiener Bevölkerung zahlt jährlich netto zwei
Milliarden Schilling für die medizinische Versorgung von Patienten
aus anderen Bundesländern", erklärte Gesundheitsstadtrat Dr. Sepp
Rieder am Montag Abend vor Führungskräften des Wiener
Krankenanstaltenverbundes (KAV). "Daher ist klar, dass Wien ein
Abgehen vom abgestuften Bevölkerungsschlüssel beim
Finanzausgleich, wie es von manchen Seiten gefordert wird, nicht
ohne weiteres hinnehmen wird." Ein Abgehen von diesem
Bevölkerungsschlüssel würde ein sofortiges Aus für die Bemühungen
um den "Gesundheitsverbund Ostregion" und massive Änderungen für
Patienten aus anderen Bundesländern in Wien bedeuten. "Sollte es
zu so einem Frontalangriff gegen die Wiener Interessen kommen,
sind wir gezwungen, die Frage der Abgeltung von medizinischen
Behandlungen von Nicht-Wiener Patienten neu zu regeln. Es ist
vorstellbar, dass in einem solchen Fall, ausser natürlich in
Notfällen, Behandlungen nur mehr durchgeführt werden, wenn eine
Kostenübernahmeerklärung der Heimatgemeinde vorliegt, oder der
Patient eine entsprechende Kaution hinterlegt", führte Rieder
weiter aus.****
Derzeit habe er, Rieder, den Eindruck, dass das
Gesundheitswesen systematisch "kaputtgeredet" werde, um Maßnahmen
auf dem Rücken der Patienten möglichst rasch durchzuziehen. "Dabei
gibt es ein Reihe internationaler "Kronzeugen" dafür, dass das
österreichische Gesundheitswesen zu den effizientesten der Welt
gehört. Unter diesen Kronzeugen finden sich die OECD, das
Schweizer Managementinstitut oder das Deutsche Basys-Institut."
Wenn man darüber hinaus einen Vergleich des österreichischen
Gesundheitswesens mit einem BIP-Anteil von 9 Prozent und einer
fast 100-prozentigen Versorgung der Bevölkerung mit dem
amerikanischen System anstellt, wo 14 Prozent des BIP für
Gesundheit ausgegeben werden, jedoch 40 Millionen Menschen
unversichert sind, werde schnell klar, in welchem System die
Mittel besser eingesetzt werden, so Rieder.
Rationalisierungsmaßnahmen greifen in Wien voll
Schon seit Jahren gebe es in den Wiener Spitälern radikale
Rationalisierungsmaßnahmen. So seien in den letzten zehn Jahren in
den städtischen Spitälern 1.055 Betten reduziert und drei
Standorte aufgegeben worden. Im Gegensatz dazu gebe es in den mit
öffentlichen Geldern bezuschussten Privatspitälern heute in Summe
mehr Betten als noch vor zehn Jahren.
Gleichzeitig seien auch die Aufenthaltsdauern zurückgegangen.
Zum Beispiel im AKH von 1993 auf 1999 von 9,34 auf 7,81 Tage, in
den anderen städtischen Häusern von 9,9 auf 8 Tage und in der
Psychiatrie sogar von 42 auf 12 Tage.
Im gleichen Zeitraum gebe es aber auch Kostenrückgänge zu
verzeichnen. So wurden 1993 im AKH pro Patient und Tag 3.149
Schilling für Medikamente und medizinische Gebrauchsgüter
ausgegeben, 1999 nur mehr 3.090 Schilling.
Rieder: "Facharztfreier Raum ist Wurzel vieler Übel"
"Nicht die Spitalsambulanz ist die Wurzel allen Übels,
sondern der ´facharztfreie Raum´, der z.B. in Wien von Donnerstag
Abend bis Montag Morgen herrscht", reagierte Rieder auf
entsprechende Aussagen von Gesundheitsstaatssekretär Dr. Reinhart
Waneck. "Patienten mit einen Selbstbehalt zu bestrafen, weil sie
in Ermangelung einer adäquaten Versorgung im niedergelassenen
Bereich Spitalsambulanzen aufsuchen, kann nicht die Lösung des
Problems sein." Wo sollten denn die Menschen hin, wenn zum
Beispiel im 22. Bezirk mit 132.803 Einwohnern an Freitagen nur 3
Ordinationsstunden bei HNO-Ärzten oder 130.859 Einwohner des 21.
Bezirkes an Freitagen mit 2 Ordinationsstunden bei einem
Augenfacharzt auskommen müssten, schloss Rieder. (Schluss) nk
Rückfragehinweis: PID-Rathauskorrespondenz:
www.wien.at/vtx/vtx-rk-xlink/
Norbert Kettner
Tel.: 4000/81 845
e-mail: norbert.kettner@ggs.magwien.gv.at
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