• 05.04.2000, 18:00:01
  • /
  • OTS0285

WirtschaftsBlatt über die Zeitungsversandtarife Wieviele Zeitungen will Herr Schmid denn killen? von Peter Muzik

Kommentar 6.4.2000

Wien (OTS) - In der Schweiz gibt es 95 Tageszeitungen, in Norwegen
existieren 83, in Finnland 55, in Dänemark 37, in Lettland sind 21 am
Markt und in der Slowakei immerhin 19. Zum Vergleich: In Österreich
erscheinen nur noch 17 Titel. Michael Schmid, der für Infrastruktur
zuständige Minister, arbeitet gerade daran, die Infrastruktur der
Zeitungsbranche massiv zu lädieren: Denn falls die seit jeher
ermässigten Zeitungsversandtarife der Post tatsächlich, wie er das
anstrebt, fallen sollten, dann könnten in diesem Land über kurz oder
lang nur noch - wie in Kroatien - zehn Tageszeitungen erscheinen oder
gar nur neun Blätter - wie in Sri Lanka.=

Die ohnedies bescheidene mediale Vielfalt ist akut gefährdet, weil
ein ehrgeiziger Minister 900 Millionen Schilling einsparen möchte.
Herr Schmid, der auch den Wochenzeitungen, Monatsmagazinen und
Illustrierten einen schweren Schlag versetzen würde, hat dabei
offenbar gleich mehrere Dinge nicht bedacht: Der begünstigte
Posttarif, der sicher kein österreichisches Phänomen ist, kommt
letztlich jenen Leserinnen und Lesern zugute, die sich teurere
Zeitungen mit Sicherheit nicht leisten könnten. Falls also Blau &
Schwarz diese absolute Schnapsidee beschliessen ohne für
entsprechenden Ersatz zu sorgen -, würden praktisch alle Verlage auf
Grund höherer Preise Abonnenten verlieren, massiv rote Zahlen
schreiben und letztlich ums Überleben zittern müssen. Gefährdet wären
nicht nur die Titel mit der geringsten Reichweite, etwa die ÖVP-nahe
"SVZ" und das "Neue Volksblatt", sondern naturgemäss auch die
Qualitätsblätter, also "Standard", "Presse", "Salzburger Nachrichten"
und das WirtschaftsBlatt. Da es aber eher unwahrscheinlich ist, dass
die Regierung mit einem beispiellosen Willkürakt reihenweise
Zeitungen killen will, drängt sich die Vermutung auf, dass sie gemäss
Koalitionspapier eine Ersatzlösung sucht - im VP/FP-Programm hiess
es: "Die Reform der Presseförderung hat die Förderung des Vertriebs
... zum Ziel". Ein Ziel, das mit Schmids Hau-ruck-Aktion nicht in
Einklang zu bringen ist. Eine Lösung wäre bloss im Zuge einer
massiven Aufstockung staatlicher Presseförderungsmittel denkbar.
Frage am Rande: Warum streicht die Koalition nicht gleich die
unsinnige Presseförderung und räumt den Verlagen künftig noch
günstigere Posttarife ein? (Schluss) PM

Rückfragehinweis: WirtschaftsBlatt

Redaktionstel.: Tel. 01/ 91919-305

*** OTS-ORIGINALTEXT UNTER AUSSCHLIESSLICHER INHALTLICHER

VERANTWORTUNG DES AUSSENDERS ***

OTS-ORIGINALTEXT PRESSEAUSSENDUNG UNTER AUSSCHLIESSLICHER INHALTLICHER VERANTWORTUNG DES AUSSENDERS - WWW.OTS.AT | PWB/OTS

Bei Facebook teilen.
Bei X teilen.
Bei LinkedIn teilen.
Bei Xing teilen.
Bei Bluesky teilen

Stichworte

Channel