- 08.03.2000, 10:36:41
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Weltweit erste Verpflanzung körpereigener Netzhaut=
Neue Operationsmethode in der Wiener Rudolfstiftung
Wien, (OTS) Hoffnung für Patienten, die unter einer
"fortschreitenden Netzhautdegeneration" (Makuladegeneration)
leiden und deren Sehvermögen dadurch rapide und radikal abnimmt:
Weltweit erstmals wurden an der Augenabteilung der Krankenanstalt
Rudolfstiftung körpereigene Netzhautzellen auf die, von der
Degeneration betroffene zentrale Netzhaut (Makula) transplantiert.
Durch die körpereigenen Zellen kommt es zu keiner Abstoßung, die
Degeneration kann gestoppt und das Sehvermögen wieder hergestellt
werden.
Am Mittwoch präsentierten Wiens Gesundheitsstadtrat Dr. Sepp
Rieder, die Abteilungsleiterin der Augenabteilung der
Krankenanstalt Rudolfstiftung, Prim. Univ.Prof. Dr. Susanne
Binder, und der Ärztliche Direktor der Rudolfstiftung, Dr. Wilhelm
Marhold, die ersten längerfristigen Ergebnisse dieser
Operationsmethode, die von Professor Binder entwickelt wurde und
seit März 1999 angewandt wird.
Prof. Binder: "Die Ergebnisse belegen den Erfolg der neuen
Operationsmethode: Bei vier von acht Patienten konnte eine
deutliche Verbesserung des Sehens erreicht werden, zwei Patienten
sehen etwas besser, bei zwei Patienten blieb die Sehschärfe
unverändert. Bei allen Patienten war aber der bei dieser Krankheit
auftretende ´schwarze Fleck´ im Sehfeld deutlich kleiner." Alle
bisherigen Operationen, so die Augenspezialistin, seien überdies
ohne Komplikationen abgelaufen.
Besondere Bedeutung kommt der neuen Operationsmethode zu, weil sie
die einzige Alternative zur bisher bei dieser Erkrankung
angewandten Lasertherapie ist. Aus medizinischen Gründen kann die
Lasertherapie aber nur bei 10 Prozent aller Patienten angewendet
werden, für 90 Prozent der Betroffenen stand daher bis jetzt keine
Therapie zur Verfügung.****
Spitzenforschung in städtischen Spitälern
"Wien ist ein hervorragendes Beispiel dafür, wie medizinische
Forschung auf höchstem internationalen Niveau unmittelbar allen
Patienten, unabhängig vom Einkommen und ihrer sozialen Stellung,
zu Gute kommt", betonte Stadtrat Rieder.
Diese Symbiose von "Forschung" und "Versorgung" zeige sich,
so Rieder auch im Trend der letzten Jahre, dass erstklassige
wissenschaftliche Leistungen nicht mehr auf das AKH beschränkt,
sondern mittlerweile in allen städtischen Schwerpunktspitälern zu
finden seien. Als Beispiele für international renommierte
Einrichtungen nannte Rieder unter anderem die Krebszentren im
Wilhelminenspital und im Kaiser Franz Josef-Spital, die Herz- und
Gefäßchirurgie im Krankenhaus Lainz oder eben die Augenabteilung
der Krankenanstalt Rudolfstiftung.
Was ist eine Makuladegeneration?
Rund 10 Prozent der über 55-jährigen und bereits 30 Prozent
der über 75-jährigen leiden unter einer Makuladegeneration. Dabei
ist die zentrale Netzhaut (= gelber Fleck, Makula) einem
"Zersetzungsprozess" ausgesetzt. Für die Betroffenen bedeutet
diese Erkrankung einen immer größer werdenden "schwarzen Fleck" im
Zentrum des Sichtfeldes. Dieser Fleck führt nicht zu einer
völligen Erblindung, aber zu einem Verlust der zentralen
Sehschärfe und Lesefähigkeit, am Ende bleibt nur ein
orientierender "Sehrest".
Folgende Risikofaktoren oder begünstigende Voraussetzungen
für eine Makuladegeneration sind der Wissenschaft derzeit bekannt:
o Hohes Cholesterin
o Wenig Pigmente, helle Augen, helle Haut
o Frauen haben eine höheres Risiko
o Durchblutungsstörungen
o Familiäre Veranlagung
o Äußerer Lichteinfluss
Zwei Formen der Makuladegeneration
Die Wissenschaft unterscheidet zwei Formen der
Makuladegeneration, die "trockene" und die "feuchte". Bei der
trockenen Form kommt es zu einem langsamen Absterben der zentralen
Netzhautzellen und einem "Verschwinden" der darunter liegenden
Schichten. Derzeit ist gegen die trockene Makuladegeneration keine
Therapie möglich.
Bei der "feuchten" Form kommt es unter der Netzhaut,
sozusagen auf dem "Trägergewebe" der Netzhaut, zu einer
Gefäßneubildung und -einsprossung, die das zentrale Sehen aufgrund
einer Narbenbildung (Fibrose) allmählich zerstören. Nur wenn diese
Degeneration nicht genau im Zentrum der Netzhaut liegt, und das
ist nur bei 10 Prozent der Patienten der Fall, konnte bisher eine
Lasertherapie angewendet werden. Wird der Laser nämlich im Zentrum
der Netzhaut eingesetzt, hinterlässt dieser Narben, die einen
entsprechenden Sehverlust hervorrufen.
Die ersten Ergebnisse der Netzhauttransplantationen
Bis jetzt wurde bei vierzehn Patientinnen und Patienten eine
Transplantation eigener Netzhaut vorgenommen. Bereits ausgewertete
Ergebnisse liegen für acht Patienten vor, die zwischen März 1999
und September 1999 operiert wurden:
Bei vier von acht Patienten konnte eine Verbesserung des
Sehens erreicht werden, zwei davon zeigten eine deutliche
Sichtverbesserung und können mit dem betroffenen Auge mit einer
normalen Lesebrille wieder lesen. Bei den zwei anderen Patienten
ist ein Lesen mit vergrößernden Sehhilfen (Lupe oder Bildschirm)
wieder möglich.
Zwei Patienten weisen eine minimale Verbesserung zum Vorbefund
auf.
Bei zwei Patienten blieb die Sehschärfe unverändert.
Bei allen Patienten ist der zentrale "schwarze Fleck" (Skotom)
aufgrund der Operation kleiner geworden, so dass eine bessere
Orientierung möglich ist.
Eine Verschlechterung gegenüber der Sehschärfe vor der
Operation ist in keinem Fall aufgetreten, alle Operationen
verliefen komplikationslos.
Eigene Netzhaut wird nicht abgestoßen
Der große Vorteil der von Prof. Binder und ihrem Team
angewandten Methode besteht darin, dass eigene Netzhautzellen
nicht abgestoßen werden. Denn schon bisher wurden Netzhautzellen
von Föten transplantiert, was aber immer wieder zu
Abstoßungsreaktionen und damit zu Belastungen für die Patienten
geführt hat.
Die an der Rudolfstiftung angewandte Operationsmethode
besteht aus einer Glaskörperchirurgie, der Entfernung der
Gefäßplatte unter der zentralen Netzhaut und der gleichzeitigen
Transplantation eigener Netzhautzellen. Diese Zellen werden vom
"nasalen" Rand der Netzhaut, wo sie für das Sehvermögen "nicht
abgehen", entnommen. (Schluss) mmr/nk
Rückfragehinweis: PID-Rathauskorrespondenz:
www.wien.at/vtx/vtx-rk-xlink/
Norbert Kettner
Tel.: 4000/81 845
e-mail: norbert.kettner@ggs.magwien.gv.at
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