Spielerisch zu gesunden Zähnen - Pilotprojekt ab März in den Bezirken 2 und 20
Wien, (OTS)) "Wir wollen Wiener Kinder spielerisch zu
gesünderem Verhalten was Zahngesundheit betrifft motivieren",
erklärte Wiens Gesundheitsstadtrat Dr. Sepp Rieder am Donnerstag
im Rahmen einer Medienkonferenz, in der das Präventionsprojekt
"Zahngesundheitsförderung" vorgestellt wurde. "Im Zuge der
Gesamtkampagne, die Eltern zu mehr Aufmerksamkeit zum Thema
‚Gesunde Zähne‘ führen soll, findet ab März 2000 in den
Kindergärten und Schulen in den Bezirken Leopoldstadt und
Brigittenau ein gezielte Aktion statt", so Rieder. Dabei gehen
ausgebildete Zahngesundheitserzieherinnen in die Kindertagesheime
und Schulen und informieren die Kinder auf spielerische Weise über
die Bedeutung von gesunden Zähnen bzw. wie man seine Zähne gesund
erhalten kann. In weiterer Folge kontrolliert ein Zahnarzt die
Zähne der Kinder und vermittelt diese, wenn notwendig, an den
behandelnden Zahnarzt bzw. an die Jugendzahnkliniken der Stadt
Wien.
Auch wenn Österreich schon jetzt die von der WHO geforderten
Ziele (50 Prozent der 6jährigen kariesfrei, 12jährige nicht mehr
als 3 kranke oder fehlende Zähne, 85 Prozent der 18jährigen sollen
ein vollständig erhaltenes Gebiss – alle Zähne - haben) laut ÖBIG-
Studien teilweise erreicht, soll der Zahnstatus der Wiener Kinder
weiter verbessert werden.****
Die Kosten für dieses Pilotprojekt in der Höhe von 3,6
Millionen Schilling werden zu zwei Drittel von der Wiener
Gebietskrankenkasse und zu einem Drittel von der Stadt Wien
getragen. Die Organisation übernimmt die MA 15 - Gesundheitswesen
in Zusammenarbeit mit dem Verein für Prophylaktische
Gesundheitsförderung - PGA, der bereits in Oberösterreich ein
vielbeachtetes Zahngesundheitsprojekt verwirklicht hat.
An dem Gespräch nahmen auch der Obmann der Wiener
Gebietskrankenkasse, Franz Bittner, der Wiener
Stadtschulratspäsident Dr. Kurt Scholz und Heinz Eitenberger vom
Verein für prophylaktische Gesundheitsföderung, teil.
Pilotprojekte für rund 11.000 Kinder
Auch bisher gab es in Kindergärten und Schulen der Stadt Wien
Zahngesundheitserziehung. Mit dem neuen Projekt werden diese
Aktivitäten in ein Gesamtkonzept integriert und nach einem bereits
in Oberösterreich erprobten Konzept durchgeführt.
Ab März dieses Jahres werden in den Kindergärten und Schulen
in den Bezirken 2 und 20 Zahngesundheitserzieherinnen ihre
Tätigkeit aufnehmen. In diesen beiden Bezirken leben 11.462
Kindern im Alter von drei bis 10 Jahren. Bisher liegen Anmeldungen
von 32 Volks- oder Sonderschulen und 64 Kindertagesheimen vor,
womit bereits 10.850 Kinder in dieses Projekt eingebunden sind.
Das Projekt sieht pro Semster einen Besuch einer
Zahngesundheitserzieherinnen vor. Das bedeutet, dass - sollte
dieses Projekt flächendeckend und dauerhaft zum Einsatz kommen -
jedes Kind vom Eintritt in das Kindertagesheim bis zum Ende der
Volksschule in acht Zahngesundheitsstunden informiert und
motiviert werden kann.
Spielerisch zu gesundem "Zahn-Verhalten": Kinder brauchen
Rituale
Grundidee des Konzeptes ist es, Kindern, die erfahrungsgemäß
keine große Freude an Zahnhygiene besitzen, spielerisch die
Bedeutung von gesunden Zähnen zu vermitteln und sie zu dem dafür
notwendigem Verhalten - regelmäßiges Zähnputzen, regelmäßige
Zahnkontrolle, gesunde Ernährung - zu motivieren. Dabei werden von
Psychologen und Zahnärzten erarbeitete Methoden angewandt, die den
Kindern Spaß machen und somit das Zähneputzen zum positiven
Erlebnis machen. Puppenspiele, Puzzles, Rollenspiele oder
Gruppenarbeiten kommen zum Einsatz. Ebenso erhalten die Kinder
eine gesunde Jause und lernen mit überdimensionierten
Zahnputzutensilien richtiges Zähneputzen.
Auch die negativ besetzten Seiten des Themas "Zahngesundheit"
werden dabei erörtert. Anhand von Plastikmodellen werden
Zahnbakterien und die damit verbundenen Gefahren erklärt, die
Untersuchungen und Behandlungen beim Zahnarzt werden besprochen.
Um dieses Thema jedoch nicht auf zwei Stunden im Jahr zu
beschränken, werden Materialien für Mal-Aktionen oder für ein
Zahnroulette bereitgestellt, die während des Unterrichts
eingesetzt werden können und das Thema Zahngesundheit vertiefen.
Kontrollen durch Patenzahnärzte: Kindern die Angst vorm
Zahnarzt nehmen
Neben den Stunden durch die Zahngesundheitserzieherinnen
beinhaltet dieses Programm auch eine zahnpädagogische
Untersuchungen durch speziell ausgebildete niedergelassene
Zahnärzte oder Zahnärzte der Jugendzahnkliniken der Stadt Wien in
der ersten und vierten Schulstufe. Kinder haben meist Angst vor
Zahnbehandlungen und somit steht bei diesen Untersuchungen der
Angstabbau im Vordergrund. In kleinen Gruppen und in gewohnter
Atmosphäre (Klassenzimmer) wird eine Zahnkontrolle durchgeführt,
wobei der Zahnarzt genau erklärt, was er macht und welche Symptome
man ganz leicht selbst erkennen kann.
Wird dabei ein Zahn entdeckt, der behandelt werden muss, so werden
die Eltern des Kindes informiert und gebeten mit ihrem Kind zum
behandelnden Zahnarzt zu gehen. Ebenso kann ein Termin in den
Jugendzahnkliniken der Stadt Wien vereinbart werden. Dies gilt
einerseits für behandlungsbedürftige Zähne aber genauso für
Zahnfehlstellungen.
Gemeinsam mit den Eltern
Wichtiger Bestandteil dieses Projektes ist der enge Kontakt
mit den Eltern. Zwei spezielle Elternabende dienen dem
Kontaktaufbau und der Information. So soll die Motivation der
Kinder, die durch die Infostunden in den Schulen erreicht wird, zu
Hause beim täglichen Zähneputzen unterstützt werden. Gleichzeitig
stehen im Rahmen dieser Elternabende Zahnärzte zur Verfügung, die
Fragen beantworten und den Eltern Informationen zum Thema
Zahngesundheit geben. Ein zentraler Punkt dabei: Die Methode des
"Versiegelns" der zweiten Zähne bei Schulkindern.
Ausbildung der Zahngesundheitserzieherinnen
Fünf Zahngesundheitserzieherinnen stehen für die Pilotphase
mit 20 Wochenstunden zur Verfügung. Die von ihnen absolvierte
Ausbildung umfasst folgende Themenbereiche: Zahnmedizin und -
prophylaxe, Pädagogik und Psychologie, Didaktik und Methodik des
Unterrichts, Lehrverhaltenstraining, Ernährungsphysiologie und –
psychologie, Erste Hilfe, Praktikum im Zahnambulatorium /beim
Zahnarzt, und die Organisation der Veranstaltungen.
Begleitevaluierung und Erhebung von Risikogruppen
Das Pilotprojekt wird von einem externen Institut evaluiert,
wobei der Schwerpunkt in der Qualitätskontrolle des pädagogischen
Konzeptes liegen wird. Um den Zahnstatus der Wiener Kinder genau
zu erheben, wird im Rahmen dieser Aktion eine wissenschaftliche
mit einem Sample von 400 Kindern erstellt. Ziel dieser Studie ist
die Definition von Risikogruppen, um gezielte Maßnahmen für
betroffene Kinder zu erarbeiten.
Der Zahnstatus der Wiener Kinder nach Bezirken
Beim Eintritt in die Schule wird von ÄrztInnen der Wiener
Jugendzahnkliniken der Zahnstatus der Wiener Kinder erhoben.
Danach ergeben sich in Wien folgende starke regionale
Unterschiede. (Anfangsuntersuchung beim Schuleintritt 1996/1997,
8.985 Kinder untersucht)
Kinder in den Bezirken 1, 13, 19 und 23 sind beim
Schuleintritt praktisch kariesfrei. In den Bezirken 6, 9, 14, 21
und 22 sind unter 50 Prozent kariesfrei. Eine Kariesprävalenz von
60 bis 65 Prozent weisen die Bezirke 3, 4, 7, 8, 11, und 12 auf.
Am schlechtesten (70 bis 75 Prozent betroffen) ist die Situation
in den Bezirken 2, 5, 10, 15, 16, 17, 18 und 20.
Zahnstatus in Österreich
Österreichweiten Daten zum Zahnstatus erhob das
Österreichischen Bundesinstitut für Gesundheitswesen - ÖBIG in
einer Studie (Sample: 510 SchülerInnen) im Jahr 1997:
Danach haben 12jährige in Österreich durchschnittlich 1,7
kariöse, gefüllte und/oder wegen Karies gezogene Zähne. 3,3 Zähne
sind von Karies bedroht. 44 Prozent der Jugendlichen sind
kariesfrei, wobei davon 42 Prozent kariesbedroht
(Zahnschmelzverfärbungen, Zahnschmelzläsionen) sind.
Nur zwei Prozent haben ein vollkommen intaktes Gebiss. Bei
dreizehn Prozent besteht akuter Handlungsbedarf. Knapp drei
Viertel der Befragten putzen sich zweimal täglich die Zähne, zwei
Prozent nur "mehrmals" pro Woche. (Schluss) mmr
Rückfragehinweis: PID-Rathauskorrespondenz:
www.wien.at/vtx/vtx-rk-xlink/
Martin Ritzmaier
Tel.: 4000/81 855
e-mail: martin.ritzmaier@ggs.magwien.gv.at
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