• 10.11.1999, 11:23:34
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H. Geißler: Die Welt ist mehr als ein globales Shoppingcenter Plädoyer für eine Renaissance der Ethik beim 91. Forum Schwarzenbergplatz=

Wien (OTS) - Unser Planet sei dabei, ein "weltweites
Shopping-Center" zu werden, währenddessen verabsäume man es aber,
fatale globale Fehlentwicklungen zu korrigieren, erklärte der
bekannte CDU-Politiker Heiner Geißler beim 91. Forum
Schwarzenbergplatz in seinem Vortrag über "Ethische Grundlagen einer
Gesellschaft im Wandel". Wir seien allerdings nicht Zeugen eines
Wandels oder von Umbrüchen, sondern von "gewaltigen Revolutionen,
ähnlich jener der 1. Industriellen Revolution vor 250 Jahren" - diese
Revolutionen seien geopolitischer, technischer und ökonomischer Art.
Um Fehlentwicklungen in diesen Bereichen zu korrigieren, brauchten
wir eine "internationale Soziale Marktwirtschaft als
Weltwirtschaftsordnung und einen Weltstaat. Erst dann werden ein
Weltfrieden und ein Leben in Würde für alle Menschen möglich sein."

Der ehemalige CDU-Generalsekretär, Minister und
Fraktionsvorsitzende, der heute für die Pfälzer CDU vielfältige
Funktionen im Deutschen Bundestag wahrnimmt, zeichnete ein düsteres
Zukunftsbild, "falls die Politik auf internationaler Ebene nicht
endlich handelt." Global wachse die Kluft zwischen Arm und Reich,
sehenden Auges werde auf die Umwelt zuwenig Rücksicht genommen: "Wie
Parasiten zerstören wir den Wirt, von dem wir leben. Nur: zum
Unterschied von den Parasiten können wir uns, wenn wir den Wirt
zerstört haben, keinen anderen suchen". Die Menschenrechte gerieten
immer stärker unter die Räder, ignorante Regierungen kümmerten sich
kaum darum: "Deshalb waren die Einsätze im Kosovo und in Osttimor ein
Hoffnungsschimmer." Eine weltweit wachsende Gier nach Geld habe dazu
geführt, daß wir "nicht in einer internationalen
Weltwirtschaftsordnung, sondern in einem internationalen
Weltwirtschaftschaos leben." Eine Milliarde hungernder Menschen seien
ein "sozialrevolutionäres Potential, von dem nur Illusionisten
annehmen können, sie würden eines Tages vor den Grenzen der reichen
USA und des reichen Europas halt machen." Es gebe "soziale Krisen in
einer Welt, die vor Reichtum platzt."

Lösungsansätze sieht Geißler "anstatt in der Perversion der Werte
und Maßstäbe, der wir uns gegenübersehen", in einer "Renaissance der
Grundwerte, vor allem in der Erziehung". Der am meisten bedrohte
Grundwert sei jener der Solidarität. Geißler plädierte für eine
"Internationale Soziale Marktwirtschaft im Sinne des europäischen
Ordoliberalismus, nicht im Sinne des angelsächsischen
Neoliberalismus, der zuwenig auf die Werte ,jenseits von Angebot und
Nachfrage' Rücksicht nimmt." Darüber hinaus sei Entwicklungen
entgegenzusteuern, die kaum auf die Würde des Menschen achten: "Tag
für Tag kommt aus den USA über das TV die schleichende Verführung zu
Gewalt und Verbrechen und Mißachtung der Menschenwürde - auf unsere
Kinder werden via Fernsehen pro Woche 3500 Morde losgelassen." Dies
könne nicht ohne Einfluß auf die Einstellung der kommenden
Generationen gegenüber den Mitmenschen bleiben.

Die internationale Politik müsse sich mehr "um das geordnete
Zusammenleben der Menschen auf unserem Planeten bemühen und weniger
kurzsichtig handeln", forderte Heiner Geißler abschließend: "Wir
agieren egoistisch auf Kosten unserer Kinder und einer Zukunft, die
immer näher rückt. Wenn wir überleben wollen, müssen wir das ändern.
Wir brauchen eine Renaissance der Ethik."

Rückfragehinweis: Institut für Wirtschaft und Politik
Tel. 01/718 31 77

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