• 26.09.1999, 10:00:19
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  • OTS0025

Ex-Salinen-Manager erhebt im FORMAT-Interview schwere Vorwürfe gegen Hannes Androsch

Androsch kündigt Kreditschädigungsklage an

Wien (OTS) - Der im Februar 1999 suspendierte und anschließend
entlassene Finanzvorstand der Österreichischen Salinen AG (ÖSAG),
Hermann Pomberger, erhebt im FORMAT-Interview schwere Vorwürfe gegen
seinen ehemaligen Arbeitgeber und Großaktionär Hannes Androsch. Dies
berichtet das Nachrichtenmagazin FORMAT in seiner am Montag
erscheinenden Ausgabe.

Pomberger hat, wie FORMAT bereits in der Vorwoche berichtete,
Androsch in einer Selbstanzeige an die Finanzbehörden schwer
belastet. Zitat aus dem FORMAT vorliegenden Dokument: "Ich habe als
Vorstand der Österreichischen Salinen AG - folgende Vorgänge
festgestellt: Rechnungslegung über vermutlich nicht, oder nicht in
dem Umfang erbrachte Leistungen seitens der AIC-Androsch
International Consulting."

Androsch, so Pombergers Vorwurf, soll nach der Übernahme der
Salinen im April 1997 zusammen mit seinem Partner, Raiffeisen
Landesbank Oberösterreich-Chef Ludwig Scharinger, systematisch Geld
aus der Salinen-Gruppe abgezweigt haben. Pomberger gegenüber FORMAT:
"Ich habe die Anzeige erst nach Rücksprache mit zwei renommierten
Wirtschaftsprüfern und auf deren Empfehlung hin erstattet. Die Finanz
ist ja nicht dumm. Früher oder später wäre die Sache ohnehin
aufgeflogen. Dann wäre ich selbst strafrechtlich dran gewesen. Ich
habe eigentlich eh viel zu spät reagiert. Ich hätte das schon viel
früher machen sollen."

Demnach seien unter anderem Gelder für Beratungsleistungen
verrechnet worden, die in dieser Form niemals erbracht worden seien.
Zudem soll die RLB Oberösterreich Kreditzinsen verrechnet haben, die
nicht den Marktsätzen entsprochen hätten.

In Summe sollen etwa 50 Millionen an der Finanz vorbeigemogelt
worden sein, so das Magazin. Die Betroffenen Androsch und Scharinger
- sie kontrollieren über die SBG-Holding zusammen 97,5 Prozent der
ÖSAG - reagieren entsetzt. Androsch: "Dr. Pomberger hat psychische
Probleme und einen Hang zur Selbstzerstörung." Sämtliche
Beratungsleistungen, die seine AIC für den Salinen-Konzern erbracht
habe, seien genauestens dokumentiert. Androsch: "Da ist alles korrekt
abgelaufen."

Banker Scharinger pocht laut FORMAT darauf, daß der
Salinen-Konzern zu keinem Zeitpunkt zu hohe Zinsen bezahlt habe.
Scharinger: "Wir haben den Salinen 5,7 Prozent verrechnet. Ein zum
damaliger Zeitpunkt marktkonformer Satz." Ein Teil des Obligos sei
später sogar auf Schweizer Franken umgeschuldet worden, um günstiger
zu finanzieren.

Pomberger, weist seinerseits den Verdacht psychischer Probleme von
sich: "Mein einziges wirkliches Problem ist, daß ich mich 1997 mit
diesen Herren in ein Boot gesetzt habe. Ich habe 14 Jahre hindurch
nachweislich gute Arbeit geleistet, das haben sowohl der Rechnungshof
als auch die Abschlußprüfer wiederholt festgestellt."

Pomberger beruft sich im Interview darauf, mit Androsch
ursprünglich ein "sehr korrektes Verhältnis" gehabt zu haben. Zitat:
"Im Spätherbst des vergangenen Jahres hat er meine Leistungen vor
versammelter Belegschaft noch gewürdigt. Seinen Sinneswandel kann ich
mir nur so erklären, daß er nicht akzeptieren wollte, daß ich für
nicht erbrachte Leistungen keine Rechnungen begleichen wollte."

Bereits am 4. Oktober werden sich die Kontrahenten laut FORMAT vor
dem Kadi gegenüberstehen. In einer arbeitsrechtlichen
Auseinandersetzung soll geklärt werden, ob die Suspendierung und
Entlassung Pombergers im Frühjahr 1999 tatsächlich rechtens war.
Pomberger fordert laut FORMAT insgesamt 182 Millionen Schilling -
hauptsächlich Gehalts-, Abfertigungs- und Pensionsansprüche sowie
einen zumindest fünfprozentigen Anteil an der ÖSAG.

Die Gegenseite fährt vorsorglich schwere Geschütze auf. Zitat aus
einer FORMAT vorliegenden Klagebeantwortung der Linzer Advokatur
Wildmoser&Wildmoser vom 20. Juli im Namen von Androsch und
Scharinger: "Herr Dr. Pomberger war aufgrund seiner ungelösten
familiären Probleme, die im übrigen auch Gegenstand der öffentlichen
Diskussion in der Region waren, nicht mehr in der Lage, seine
Pflichten und Verantwortungen - wahrzunehmen."

Dem Industriellen Androsch ist das laut FORMAT nicht genug.
Gestützt auf ein Gutachten der Wirtschaftsprüfungskanzlei GRT Price
Waterhouse soll Pomberger für 1998 entstandene Verluste aus
"verbotenen" Termingeschäften in der Höhe von 8,2 Millionen Schilling
belangt werden. Androsch: "Das Geld wollen wir zurück." Zudem will
der ehemalige Finanzminister Pomberger für seine Aussaggen zur
Rechenschaft ziehen. Androsch: "Für die haltlosen Unterstellungen
hänge ich dem Pomberger eine saftige Kreditschädigungsklage an."

Rückfragehinweis: M. Nikbakhsh 0664 301 46 16

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