Initiative "Lebensraum Obstbaum" für Renaissance alter Obstsorten
Wien, (OTS) Kriecherl, Winterbananenapfel, Kuchelzwetschke,
Schneiders späte Knorpelkirsche oder die Römische Schmalzbirne:
viele der ursprünglichen Obstsorten sind heute in Vergessenheit
geraten. Die Anzahl der alten, hochstämmigen Obstbäume in Wiens
Gärten ist drastisch gesunken. Mit den alten Obstsorten
verschwinden aber auch Vögel, Schmetterlinge, Bienen und
Marienkäfer.
Jetzt wird etwas dagegen getan. Mit der Initiative
"Lebensraum Obstbaum" sollen alte Obstsorten in Wiens Gärten
wieder "in" werden und gleichzeitig Gartenrotschwanz, Pirol & Co
neue Lebensräume erhalten. Die Umweltschutzabteilung der Stadt
Wien (MA 22) bezahlt die gesamten Kosten für die Setzlinge und
übernimmt, falls die Pflanzen von einem Gärtner gesetzt werden,
auch die Hälfte der Kosten dafür.
Interessierte Eigentümer oder Nutzungsberechtigte von
geeigneten Gärten in Wien (Kleingärten, Gärten im Eigentum oder
Pacht, Vorgärten bei Genossenschaftswohnungen) können beim
Folderservice der Wiener Umwelt Hotline unter der Telefonnummer
4000/88220 einen Gratisfolder anfordern. Über die Mitarbeiterinnen
der Wiener Umwelt Hotline unter der Telefonnummer 4000 8022
besteht auch die Möglichkeit, direkt mit den Naturschutzexperten
der Umweltschutzabteilung über die Aktion zu sprechen. Man kann
sich an diese aber auch schriftlich wenden: Umweltschutzabteilung
der Stadt Wien - MA 22, Ebendorferstraße 4, 1082 Wien, Kennwort:
Lebensraum Obstbaum.****
Partner werden bei der Initiative Lebensraum Obstbaum
Die Initiative "Lebensraum Obstbaum" basiert auf dem Wiener
Naturschutzgesetz und den darin enthaltenen Bestimmungen zum
vertraglichen Naturschutz. Durch letztere werden Verträge zwischen
der MA 22 - Umweltschutz und einzelnen Grundstückseigentümern oder
Nutzungsberechtigten geschlossen, die zur Erhaltung der alten
Obstbäume als Lebensraum beitragen wollen.
Im ersten Schritt wird von den Naturschutzexperten der Stadt
Wien überprüft, ob sich die Gärten sowohl aus der Sicht des
Naturschutzes wie auch aus rechtlicher Sicht (Nachweis über
Eigentum oder Nutzungsberechtigung) auch wirklich für die
Initiative eignen. Gemeinsam mit den künftigen Obstbaumbesitzern
werden die für den Garten am besten geeigneten Obstbaumsorten
ausgewählt. Die Pflanzen werden von der Umweltschutzabteilung
gekauft und kostenlos zur Verfügung gestellt. Natürlich beraten
die Experten auch, wie man die Obstbäume selbst fachgerecht setzen
kann. Wird es gewünscht, kann auch ein Gärtner mit dem Pflanzen
der Bäume beauftragt werden. In diesem Fall übernimmt die
Umweltschutzabteilung auch die Hälfte der Kosten dafür. Im
Durchschnitt brauchen die alten Obstbaumarten etwa fünf Jahre, um
sich zu entfalten und viele Früchte zu tragen.
Obstbäume unterliegen nicht dem Wiener Baumschutzgesetz. Die
Eigentümer oder Nutzungsberechtigten der Gärten verpflichten sich
jedoch als Vertragspartner, die angepflanzten Obstbäume
langfristig zu erhalten.
Alte Obstbaumsorten - Eldorado für 30 Vogelarten und viele
Schmetterlinge
Hochstämmige, nicht mit chemischen Pflanzenschutzmitteln
gespritzte Obstbäume mit so klingenden Namen wie Kronprinz Rudolf
oder Geheimrat Oldenburg (Äpfel), Diels Butterbirne, Speckbirne,
Graf Althans Ringlotte, Wagenheims Frühzwetschke oder Nancy
Aprikose beleben den Garten mit einer fast unglaublichen Anzahl
unterschiedlicher Tierarten. Auf einem einzigen Obstbaum können
rund 1.000 verschiedene Kleintierarten vorkommen. Insekten,
Spinnen und andere Kleintiere sind Nahrung für zahlreiche Vögel.
Bis zu dreißig Vogelarten wie zum Beispiel Blutspecht, Grünspecht,
Pirol, Stieglitz, Gartenrotschwanz oder Wendehals, nisten und
brüten in den Obstbäumen oder jagen in den Gärten.
Der Gartenrotschwanz ist ein Zugvogel, der erst im April aus
seinen Überwinterungsgebieten in Afrika zu uns kommt. Im August,
nachdem er seine Jungen großgezogen hat, verlässt er Wien wieder.
Seit der zweiten Hälfte des 20. Jahrhunderts ist die Anzahl der
Gartenrotschwänze drastisch zurückgegangen.
Auch das "wäähd-wäähd-wäähd-wäähd" des "Wendehalses" ist in
Gärten mit Obstbäumen eine vertraute Stimme. Der Wendehals ist
eine Spechtart. Der Name kommt daher, dass er - wenn er aufgeregt
ist - seinen Hals schlangenartig hin und her wendet. Er ist ein
scheuer, spezialisierter Ameisenjäger, der nur den Sommer bei uns
verbringt und dann in den Obstbäumen brütet.
Auf Wildkirschenbäumen werden bis zu fünfzig verschiedene
Schmetterlingsarten gezählt, darunter das Wiener Nachtpfauenauge,
Wiens größter Schmetterling mit einer Flügelspannweite von bis zu
sechzehn Zentimetern. Seine großen grünen, blaupunktierten Raupen
ernähren sich vor allem von den Blättern von Kirschen- und
Marillenbäumen. Noch vor wenigen Jahrzehnten war der auffällige
Nachtfalter in den naturbelassenen Wiener Gärten alles andere als
selten. Heute ist das Wiener Nachtpfauenauge eine große Rarität
und steht auf der Roten Liste der vom Aussterben bedrohten
Tierarten. (Schluss) ma
Rückfragehinweis: PID-Rathauskorrespondenz: www.wien.gv.at/vtx/vtx-rk-xlink/
Renate Marschalek
Tel.: 4000/81 070
e-mail: mar@guv.magwien.gv.at
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