Wien (OTS) - Spätestens das Flammen- und Giftgasinferno im zwölf
Kilometer langen Mt. Blanc-Tunnel hat die Grenzen der
Beherrschbarkeit von Tunnelkatastrophen aufgezeigt und verharmlosende
Wahrscheinlichkeitsprognosen über ihr Eintreten endgültig über den
Haufen geworfen.
Kritische Fachleute und die Bewohner westlicher Bezirke Wiens
sehen sich in Ihren Sicherheitsbedenken gegenüber dem umstrittenen
Bahnprojekt Laiz2er Tunnel ("Wildschweintunnel") auf tragische Art
und Weise bestätigt. Daß nämlich in der 15 km langen, oft nur wenige
Meter unter zahlreichen Wohnhäusern geplanten Verbindungsrohre von
der Süd- zur Westbahn (mit nahtloser unterirdischer Fortsetzung ins
Tullnerfeld sogar 29 km-Weltrekord!) eine Katastrophe ähnlichen
Ausmaßes sich jederzeit wiederholen könnte, ist wegen gravierender
Sicherheitsmängel nicht mehr von der Hand zu weisen.
Denn vielen Expertenwarnungen zum Trotz (auch jenen der Wiener
Feuerwehr zum Planungsbeginn 1990!) sowie ohne wirkliche Konsequenzen
aus gescheiterten Übungseinsätzen und Rettungsversuchen in
zweigleisigen Röhren wurde der Lainzer Tunnel von der bundeseigenen
Eisenbahn-Hochleistungsstrecken A.G. (HL-AG)wie folgt geplant:
- einröhrig mit zwei Gleisen (Gegenverkehr!)
- mit mehreren Weichengruppen (riskante Überschneidungen bei
Tempo 160 km/h!)
- für Mischverkehr von Personen und (gefährlichen) Gütern
- mit Tiefpunkt geländebedingt auf halber Strecke (Hietzing)! Ein
notfalls antriebsloses Ausrollen der Züge ins Freie wäre nicht
möglich!
- mit bis zu 90 Meter tiefen Schächten zur Selbst- und
Fremdrettung der Fahrgäste, vorgesehen in Abständen von jeweils 500
Metern!
Die Erfahrungen bei Übungseinsätzen in Deutschland und Österreich
(Galgenberg), aber auch Rettungsversuche beim Tunnelbrand in
Göttingen (Deutschland) und jetzt im Mt. Blanc lassen auch für den
geplanten Lainzer Tunnel den Schluß zu, daß die Rettungsmannschaften
infolge enormer Hitze (1.000 Grad C), Giftgas- und Rauchwolken am
Unfallsort nicht (rechtzeitig) eintreffen können. Außerdem wäre durch
Deformationen der Lainzer Tunnelwand insbesonders im Lockergestein
die Sicherheit der oft nur wenige Meter darüber stehenden Gebäude
samt deren Bewohnern nicht gewährleistet.
Höchst bedenklich ist in diesem Zusammenhang die Tatsache, daß es
für den geplanten Lainzer Tunnel kein Sicherheitskonzept, sondern
lediglich ein Rettungs- und Bergekonzept gibt, zu welchem die Wiener
Feuerwehr offensichtlich nur ungern Ihre Zustimmung erteilt haben
dürfte. Denn das von den Auftraggebern (Ministerium, ÖBB und HL-AG)
jahrelang unter Verschluß gehaltene und letztlich für "ÜBERHOLT" er-
klärte "Sicherheitskonzept der Tunnelprojekte Wienerwald und Lainz"
geht grundsätzlich von maximaler Risikoabwendung aus und legt analog
zu den neuen deutschen Richtlinien u.a. den Bau von zwei Röhren zu je
einem Gleis nahe.
Ob all die o.g. Fakten dem zuständigen Verkehreminister bekannt
sind, entzieht sich unserer Kenntnis. Jedenfalls haben wir ihn dazu
bereits vor sieben Monaten nachweislich in einem offenen Brief
informiert und um seine Stellungnahme gebeten...
Die Anrainerinitiativen sehen daher eine unverzügliche
Sicherheitsdiskussion mit begleitendem Projektstop auch zum Lainzer
Tunnel sowie allen daraus zu ziehenden
Konsequenzen als dringendes Gebot der Stunde.
Rückfragehinweis: Plattform Schienenverkehr
Mag. Franz Schodl
Tel/Fax: 804 31 80
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