- 09.12.1998, 11:52:35
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- OTS0130
Flugzeiten und Flugdienstzeiten bei Airlines -
Unnötige Verunsicherung der Passagiere durch nicht richtig interpretierte Studienergebnisse
Wien (OTS) - "Die Sicherheit in der Luftfahrt ist ein so wichtiges
Gut, daß sie nur in die Hand von besonders mit Luftfahrt
medizinischen Aspekten vertrauten Spezialisten gelegt werden darf!",
das war die einhellige Meinung der 5. Zürser Tage für Flugmedizin,
welche von der Österreichischen Akademie für Flugmedizin 1998
veranstaltet wurde.
In diesem Verständnis sind auch arbeitsmedizinische Aspekte der
zivilen Luftfahrt Aufgabe der Fliegerärztlichen Sachverständigen (von
denen die meisten auch ausgebildete Arbeitsmediziner sind), von
Flugpsychologen und erfahrenen Piloten.
Als zuständige Behörden nehmen die Oberste Zivilluftfahrbehörde im
Verkehrsministerium und die Austro Control GmbH (vormals Bundesamt
für Zivilluftfahrt) sowohl die Flugsicherheit als auch die
fliegerische Arbeitsmedizin betreffende Aufgaben wahr.
Zu der in den Medien derzeit laufende Diskussion über die
Arbeitszeit von Linienpiloten auf Langstreckenflügen wurde von der
Österreichischen Akademie für Flugmedizin die folgende Stellungnahme
erarbeitet und beschlossen:
Im Rahmen der behördlich festgelegten Arbeitszeit von Piloten im
Langstreckenverkehr führt Ermüdung nicht dazu, daß der Pilot nach
einem Langstreckenflug in den entscheidenden Phasen der Landung nicht
mehr korrekt fliegen kann. Kurze Erholungs- und Enspannungspausen -
sogenannte Nappings - sind auf Langstreckenflügen Teil der
geregeleten Flugroutine und auch in den Regulierungen fixiert. Sie
sind notwendig, um die vigilante Fitneß der Piloten während des
gesamten Einsatzes bis zur Landung aufrecht zu erhalten. Insbesondere
sind in der zivilen Luftfahrt keine Studien bekannt, die eine erhöhte
Fehlerrate von Piloten während der Landephase wegen Übermüdung
nachweisen würden. Der größte Ermüdungsfaktor für Piloten auf
modernen Flugzeugen ist, die Monotonie durch die weitgehende
Automation des Flugablaufes und die Arbeitszeit gegen die innere Uhr
(zirkadianer Rhythmus).
Es ist auch festzustellen, daß das Auftreten von Ermüdungsfaktoren
nicht allein durch die Arbeitszeit, sondern auch von anderen Streß-
und Belastungsfaktoren, denen Piloten ausgesetzt sind, abhängen
könnten: z.B.:
keine entsprechende Nachtruhe,
üppige - bzw. falsche Ernährung,
Einfluß von Alkohol und Nikotin,
Problem im persönlichen und familiären Umfeld,
generell fehlende Fitneß und mangelndes Gesundheitsbewußtsein.
Deshalb sind Piloten und Crew auch zur Einhaltung eines gesunden
und disziplinierten Lebensstils angehalten und verpflichtet.
"Human factors in aerospace medicine" sind ein ständiges Thema
aller, die Flugsicherheit betreffenden Forschungen und
flugmedizinischen und flugpsychologischen Kongresse.
Wenn sich auch - wie überall, wo Menschen tätig sind - der
menschliche Faktor nicht ausschließen läßt, so ist gerade in der
Luftfahrt durch die vorhandenen Kontrollmechanismen jeweils
größtmögliche Sicherheit gewährleistet.
Bei aller Tragik, die einem Flugunfall immer anhaftet, steht außer
Frage, daß das (Verkehrs-) Flugzeug nach wie vor das mit Abstand
sicherste Verkehrsmittel ist.
Eine Verunsicherung der Bevölkerung durch nicht hinterfragte
Studien entspringt einer ungerechtfertigten Sensationslust und ist
abzulehnen.
Rückfragehinweis: Österreichische Akademie für Flugmedizin
Generalsekretariat, 6900 Bregenz, Schulg. 3
Tel.: 05574/54 770, Fax: 05574/54 770-3
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