• 25.11.1998, 12:38:14
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  • OTS0202

Bisher größter Spendenskandal in Österreich aufgedeckt - 15 Millionen Schilling Spendengelder bei "World Vision" ohne Belege verschwunden - Geschäftsführerin Martina Krones-Taurer festgenommen - Spenden-Affäre

bekommt politische Dimension: Karl Habsburg saß im Vorstand - Anzeige
kam von Mitarbeiter der ÖVP-Zentrale =

Wien (OTS) - Die morgen erscheinende Ausgabe des
Nachrichtenmagazins News deckt den vermutlich bisher größten
Spendenskandal in Österreich auf. Laut News sind 15 Millionen
Schilling Spendengelder aus der Österreich-Organisation von "World
Vision" ohne Belege verschwunden. Die Wirtschaftspolizei hat in den
letzten Tagen umfangreiche Hausdurchsuchungen durchgeführt und als
deren Resultat gestern die Geschäftsführerin von "World
Vision"-Österreich, Martina Krones-Taurer, in Verwahrung genommen.
Heute soll ein Untersuchungsrichter entscheiden, ob über Frau
Krones-Taurer die Untersuchungshaft verhängt wird.

News zitiert in seiner morgigen Ausgabe ausführlich aus den
internen Prüfberichten der internationalen "World
Vision"-Organisation, die im Österreich-Büro für die Jahre 1996, 1997
und 1998 grobe Unregelmäßigkeiten festgestellt hat.

"World Vision"-Österreich erhält pro Jahr von 20.000
österreichischen Spendern über 90 Millionen Schilling, die an
Patenkinder in der Dritten Welt weitergeleitet werden.

Für exakt 15,29 Millionen Schilling an Spendengeldern aus den
letzten beiden Jahren gibt es keine Belege für eine ordnungsgemäße
Verwendung. Allein im Verwaltungsbereich sind über 8 Millionen
Schilling ohne Rechnungen verschwunden. "World Vision"-International
stellte bei seiner Überprüfung fest, daß Teile dieser Gelder auf
anonyme Überbringerkonten transferiert wurden und für
Millionenbeträge gefälschte Rechnungen (etwa von rumänischen
Druckereien) fabriziert wurden.

Im Mittelpunkt der Untersuchungen der Wirtschaftspolizei steht
laut morgigem News das prominente, politisch engagierte
Politik-Ehepaar Krones-Taurer. Sowohl die Geschäftsführerin Tina
Krones-Taurer (früher Spitzenkandidatin der monarchistischen JES,
danach Mitarbeiterin von ÖVP-Ministern), als auch ihr Ehemann
Wolfgang Krones (Generalsekretär der "Paneuropa-Bewegung") haben bei
"World Vision" beträchtliche Gagen bezogen und werden von den
internen Prüfberichten für die Buchhaltung verantwortlich gemacht.

Wolfgang Krones ist engster Mitarbeiter des
ÖVP-Europa-Abgeordneten Karl Habsburg, dessen persönlichen Wahlkampf
in den Jahren 1994 - 1995 (für den Nationalrat) und 1996 (für das
Europa-Parlament) er betreute. Karl Habsburg selbst war bis vor
kurzem Mitglied im Vorstand von "World Vision" und während der im
Prüfbericht angegebenen Zeit für die Kontrolle der Spendengelder
mitverantwortlich.

Die Wirtschaftspolizei prüft nun, ob es sich bei den
verschwundenen 15 Millionen Schilling um eine schlechte Buchhaltung,
um persönliche Bereicherung oder gar um politische Subventionierung
handelt.

Das morgige News berichtet, daß die erste Anzeige an die
Staatsanwaltschaft pikanterweise von einem Mitarbeiter der
ÖVP-Zentrale getätigt wurde. Die zweite ausführliche
Sachverhaltsdarstellung erfolgte von einem Sektionsleiter des
Wirtschaftsministeriums.

Laut News wird "World Vision" in den nächsten Tagen alle 20.000
österreichischen Spender anschreiben und den Ausschluß des
österreichischen Büros aus der internationalen Organisation
bekanntgeben.

Rückfragehinweis: News, Chefredaktion
Tel.: (01) 213 12 101

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