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"Gesunde Schweiz?" 2. Teil

Statment von Dr.Christian Richner, Interdisziplinärer Berater im Gesundheitswesen, Winterthur

"Gesundheitswesen: Neue Impulse für Strukturen und Kosten"=

Das Gesundheitswesen muß auf die neuen Realititäten reagieren. Österreich hat im Vergleich mit anderen Ländern, so auch mit der Schweiz, eine größere Fallhäufigkeit im Krankenhaus. Sind die Schweizer einfach gesünder oder gibt es dafür andere Ursachen?

Zuviele Krankenhausbesuche verteuern das Gesundheitswesen

Jeder vierte Österreicher ist einmal im Jahr stationär im Krankenhaus. Vor zwanzig Jahren war es noch jeder sechste. Mit dieser Fallhäufigkeit liegt Österreich im Ländervergleich an der Spitze. Eine geringe Fallhäufigkeit, wie sie zum Beispiel in der Schweiz zu beobachten ist, bedeutet nicht schon automatisch tiefe Gesundheitskosten. Doch der Vergleich zeigt, daß in Österreich im Gegensatz zur Schweiz viele Patienten stationär behandelt werden, die einwandfrei und kostengünstiger ambulant diagnostiziert, therapiert und gepflegt werden könnten. Die Fallhäufigkeit im Krankenhaus beeinflußt die Gesamtkosten des Gesundheitswesens nachhaltig. Das Krankenhaus ist die teuerste Option der Versorgung der Patienten. Die Fallhäufigkeit muß dringend reduziert werden. Die 1997 eingeführte LKF allein bricht diesen Trend nicht. Sie wirkt sich in erster Linie auf die Verweildauer aus, mit der Österreich im Ländervergleich günstig liegt.

Verbesserte Voraussetzung für extramurale Behandlung

Der Gesundheitspolitische Beirat der AC und der BV prüfte am 29.Oktober 1998 mit Exponenten des Gesundheitswesens Maßnahmen gegen die Fallhäufigkeit. Dabei wurden die neueren Erfahrungen der Schweiz vorgestellt: Bereitstellung von extramuralen Angeboten für Nicht-Akutpatienten rund um die Uhr, rechtliche und tarifliche Gleichbehandlung der intramuralen und extramuralen Versorgung, Minderbezahlung oder Rückzahlungspflicht bei Hospitalisierung nicht akuter Patienten sowie eine Kostenbeteiligung der Patienten, die gleichermaßen für die intramurale und extramurale Behandlung gilt. Mit diesen Maßnahmen können Eintritt und Aufenthaltsdauer besser überwacht werden. Ferner sollten auch Lösungen geprüft werden, bei denen sich der Patient gegen eine Beitragsvergünstigung bei allen Beschwerden an seinen Hausarzt wendet, der auch über die fachärztliche und stationäre Behandlung wacht. Solche Lösungen werden in der Schweiz und in Deutschland als "managed care" erprobt.

Strukturelle Verbesserungen sind dringend notwendig

Das Ziel einer ethisch, sozial und wirtschaftlich verträglichen Praxis für den Krankenhauseintritt könnte sein, im Krankenhaus nur Patienten zu behandeln, die medizinisch ausschließlich hier behandelt werden müssen. Die niedergelassenen Ärzte und andere extramurale Dienste müßten ihr Angebot, die Krankenkassen und die Privatversicherer ihren Versicherungsschutz entsprechend anpassen. Die Strukturverbesserungen sind dringend notwendig. Denn es sind nicht nur die steigenden Kosten im Gesundheitswesen, denen dadurch beizukommen ist. Gleichzeitig wird unsere Bevölkerung immer älter, was höhere Gesundheitskosten bedeutet. Technische Entwicklungen geben bessere Diagnosen und Heileffekte sowie vermehrte Möglichkeiten extramuraler Behandlungen. Auch diese Veränderungen sind laufend zu nutzen.

Dr.Christian Richner

Dr.Christian Richner, geboren am 15.August 1940, war bis 1994 bei der Winterthur-Versicherung in allen Geschäftsbereichen in den USA und in der Schweiz tätig, zuletzt Verantwortung in der Geschäftsleitung, insbesondere für Kranken-, Unfall- Vermögenshaftpflicht- und Rechtsschutzversicherungen. Verwaltungsratsmandate, Leitung von nationalen und inernationalen Fachgruppen in der Unfall- und Krankenversicherung, Mit glied der Medizinaltarifkommission für Bundessozialversicherungen, der bundesrätlichen Expertenkommission zur Revision des Krankenversicherungsrechts, Leitung zahlreicher Kontaktgremien der Privatassekuranz mit den Partnern im Gesundheitsmarkt. Seit 1994 hat Richner eine eigene Firma für Beratungen (Begleitberatungen, Supervision, Coaching) vorwiegend in strategischer Neuausrichtung im Markt und bezüglich Kooperationen sowie für Vermittlung von Kontakten und Suche von Führungskräften. Mandanten international mehrheitlich im Gesundheitsmarkt und dessen Finanzierung. Christian Richner ist u.a. Lehrbeauftragter für Sozial-und Präventivmedizin an der Eidgenössischen Technischen Hochschule (ETH) Zürich, an der NÖ Landesakademie sowie an der Donau-Universität Krems und er ist u.a. Chef Eidgenössisches Sanitätsdienstliches Koordinationsorgan.

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