- 08.09.1998, 09:06:19
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- OTS0030
Verbund-Halbjahresbilanz 1998:
Ergebnis im Zeichen von Vorzieheffekten für liberalisierten Strommarkt
Vorstandssprecher des Verbund, Dipl.-Ing. Hans Haider, zum
Elektrizitätswirtschafts- und -organisationsgesetz: "Jetzt gilt
es, das Beste aus den vorgegebenen Rahmenbedingungen zu machen"
- Finanzvorstand Dr. Michael Pistauer: "Operatives Ergebnis
nach IAS aufgrund von Vorzieheffekten im Personalbereich im
Vorfeld der Liberalisierung um 35,7% gesunken" - Dipl.-Ing.
Dr.Herbert Schröfelbauer, stellvertretender Sprecher des
Vorstandes: "Planmäßige Reduktion der Betriebs- und
Erhaltungskosten. Weitere Kostenreduktion notwendig" -
Dr.Johann Sereinig, für das Stromgeschäft zuständiges
Vorstandsmitglied: "Wir werden die Marktbearbeitung im In- und
Ausland weiter intensivieren".****
Wien (OTS) - Die Entwicklung im Verbund stand im ersten
Halbjahr 1998 im Zeichen der Diskussion der Entwürfe zum
Elektrizitätswirtschafts- und -organisationsgesetz (ElWOG)
sowie der umfassenden Vorbereitungen auf den liberalisiereten
Strommarkt. Wie der Sprecher des Vorstandes, Dipl.-Ing. Hans
Haider, zum ElWOG erklärte, liege nun nach Beschluß durch den
Nationalrat eine verbindliche Arbeitsgrundlage vor, die eine
lange Zeit der Umsicherheit über die künftige Ausgestaltung des
Strommarktes beendet. "Jetzt gilt es", so Haider, "das Beste
aus den vorgegebenen Rahmenbedingungen zu machen".
Der Verbund steht jedoch weiterhin kritisch zu einigen
Bestimmungen im ElWOG. Dazu gehört der ungleiche
Marktöffungsgrad für die einzelnen Elektrizitätsunternehmen,
der den Verbund stärker als andere in- und ausländische EVU in
den Wettbewerb stellt, sowie der unzureichende Schutz der
Wasserkraft. Positv beurteilte Haider hingegen die Regelung des
Netzzuganges: "Das ursprünglich diskutierte Single-Buyer-Modell
ist durch ein wettbewerbsfreundlicheres Regulated-Third-Party-
Access-System ersetzt worden".
Vergangene Woche hat der Wirtschaftsminister Gutachten über
die Abgeltung der Stranded Costs und die Gestaltung der
Netztarife vorgelegt. Haider beurteilte die Gutachten
zurückhaltend. Im Herbst wird die Europäische Union eine
Grundsatzentscheidung über die Form der Abgeltung der Stranded
Costs treffen. Die endgültige Regelung der Netztarife wird per
Verordnung festgelegt.
Zufrieden verwies Haider auf den anhaltend hohen Kurs der
Verbund-Aktie und das All-Time-High von ATS 2.220.- am 28. Juli
1998: "Für mich ist das ein Zeichen dafür, daß die Verbund-
Aktie auch in Zeiten weitreichender Umstrukturierungen unserer
Branche das Vertrauen der Investoren genießt und sich als
attraktiver Wert erweist".
Wirtschaftliche Ergebnisse nach IAS
Umfassende Rationalisierungen
Die Entwicklung im ersten Halbjahr 1998 sei, so Finanzvorstand
Dr. Michael Pistauer, durch folgende Einflüsse charakterisiert:
geringfügig gesunkene Umsatzerlöse im Vorfeld der
Liberalisierung
erhöhte Strombezugskosten infolge geringerer Hydraulizität
(Hydraulizitätskoeffizient 0,85 versus 0,98)
ein stark verbessertes Finanzergebnis
und einen vorübergehend deutlich gestiegenen Personalaufwand
infolge von Vorzieheffekten durch rigorose
Personalabbaumaßnahmen
Das Umsatzniveau konnte im wesentlichen gehalten werden. Die
Stromerlöse verringerten sich im ersten Halbjahr 1998 gegenüber
dem Vergleichszeitraum 1997 um 0,5% auf 9.780,7 Mio. ATS. Die
anhaltende Trockenheit im Berichtszeitraum und damit die
geringere Erzeugung aus Wasserkraft machte erhöhte Strombezüge
notwendig. Sie stiegen um 8,7% auf 2.535,2 Mio. ATS. Die
kontinuierlich verringerte Eigenerzeugung in den thermischen
Kraftwerken führte zu einer Verringerung des
Brennstoffeinsatzes um 47,6 Mio. ATS.
Aufwand für Löhne und Gehälter gesunken
Der Aufwand für Löhne und Gehälter einschließlich sozialer
Nebenkosten konnte um 3,3% auf 1.928 Mio. ATS gesenkt werden.
Diese Kostenreduktion gelang trotz einer 2,1prozentigen
Kollektivvertragserhöhung.
Die Personalabbaumaßnahmen haben allerdings zu einer
vorübergehenden Belastung beim Abfertigungs- und
Pensionsaufwand geführt. Das Plus von 606,4 Mio. ATS ist
weitgehend auf die Ausweitung des Vorruhestandsmodells
zurückzuführen. Mittelfristig wird dies jedoch zu einer
nachhaltigen Aufwandsentlastung führen.
Abschreibungen erhöht
Die Abschreibungen erhöhten sich gegenüber dem
Vergleichswert des Vorjahres um 5,6%. Im ersten Halbjahr waren
außerplanmäßige Abschreibungen (Nachlaufkosten für bereits
wertberichtigte Projekte) in der Höhe von 84 Mio. ATS
vorzunehmen.
Operatives Ergebnis verringert
Das operative Ergebnis hat sich im Berichtszeitraum
gegenüber dem ersten Halbjahr 1997 deutlich verringert. Es sank
um 35,7% auf 792,6 Mio. ATS. Der Rückgang ist - wie bereits
erwähnt - zum überwiegenden Teil auf temporär gestiegene
Personalkosten aufgrund von Vorzieheffekten zurückzuführen.
Der Gewinn vor Ertragsteuern stieg um 49,9%. "Die
Verringerung des operativen Ergebnisses", meinte Pistauer,
"wurde durch ein stark verbessertes Finanzergebnis in Folge
nicht realisierter Fremdwährungs-Kursgewinne überkompensiert.
Dies führte zu dem deutlichen Anstieg des Gewinns vor
Ertragsteuern". Aufgrund einer erhöhten Steuerbelastung (plus
263,3 Mio. ATS) stieg der Gewinn nach Ertragsteuern allerdings
nicht ganz so stark an. Er lag bei 494,1 Mio. ATS (plus von
32,3%).
Nach HGB ergibt sich ein deutlich negatives Jahresergebnis
im Ausmaß von -637,5 Mio. ATS. Im Unterschied zu IAS mußte nach
HGB eine Minderdotierung der Pensionsrückstellung im Zuge der
Pensionsabfindungsaktion aufgeholt werden. Mit der
Neueinführung der Rechnungslegung nach IAS im Jahr 1996 wurde
dieses Erfordernis im internationalen Abschluß bereits
vollständig erfüllt.
Ein weiterer Unterschied besteht im Ausweis des
Finanzergebnisses. Während nach HGB im Zuge der Einführung des
Euro aus kaufmännischer Vorsicht die Fremdwährungs-Kursgewinne
nicht ausgewiesen wurden, ist diese Vorgangsweise nach IAS
(Stichtagsprinzip) nicht zulässig.
Kostenoptimierung weiter vorantreiben
Aufgrund des konsequent umgesetzten Kostensenkungsprogrammes
konnte der Aufwand für Betrieb und Erhaltung im
Berichtszeitraum planmäßig um mehr als 16% reduziert werden.
Für 1999 wird eine weitere Reduktion angepeilt.
Als Maßnahme im Sinne der Kostenoptimierung bezeichnete
Vorstandsdirektor Dipl.-Ing. Dr. Herbert Schröfelbauer auch
den Einbau einer Feuerung mit neuer Verbrennungstechnik im
Dampfkraftwerk Voitsberg. "Damit", so Schröfelbauer, "erspart
sich der Verbund langfristig die zur Stickoxid-Filterung
eingebauten, sehr verschleißanfälligen Katalysatoren".
Leitungsbau schreitet planmäßig voran
Der Bau der 380 kV-Leitung vom Umspannwerk Wien-Südost in
das Südburgenland liegt im Zeitplan. Das Betriebsgebäude des
Umspannwerkes in der Gemeinde Rotenturm steht bereits, an der
Freiluft-Schaltanlage wird gearbeitet. Zur Zeit werden die
Maste montiert. Sie sollen bis Ende dieses Jahres fertig
aufgestellt sein.
Erfolgreiche Forschung und Entwicklung
Die Forschungs- und Entwicklungsarbeit der Verbund-Tochter
Draukraft hat kürzlich internationale Anerkennung erfahren. Für
die Biomasse-Verstromung im Kraftwerk St. Andrä im Lavanttal
und im Kraftwerk Zeltweg erhielt das Unternehmen den
internationalen POWER GEN-Preis zuerkannt. Schröfelbauer sieht
gute Chancen, das Know How aus der Forschungs- und
Entwicklungsarbeit zu vermarkten. Stromexperten aus Deutschland
besuchten Zeltweg, um das Know How von Verbund und Draukraft
für ein Biomasseprojekt in Baden-Württemberg zu nutzen.
Dammsanierung geht gut voran
Die Sanierungsarbeiten am Damm des größten Draukraftwerks
Annabrücke gehen zügig voran. Problematische geologische
Verhältnisse haben im Oberwasserbereich eine undichten Stelle
verursacht. "Der Damm wird auf einer Länge von rund 1 km mit
Dichtwänden aus Beton, die 45 bis 63 m in den Boden reichen,
saniert", meinte Schröfelbauer. Die Arbeiten liegen im Plan,
der Damm wird bis Ende 1999 abgedichtet sein.
Kunde im Mittelpunkt der Bemühungen
Trotz der schlechten Wasserführung und der atypisch milden
Witterung ist es gelungen, die Stromerlöse im ersten Halbjahr
zu halten, erklärte der für das Stromgeschäft zuständige
Vorstand Dr. Johann Sereinig. Sereinig betonte in diesem
Zusammenhang die Kundenbindungsprogramme des Verbund. "Unsere
Bemühungen, langjährige Partnerschaften auch unter
Wettbewerbsbedingungen fortzusetzen, haben erste Erfolge
gebracht. Wir werden diese Anstrengungen mit Hochdruck
fortsetzen."
Beim Auslandsgeschäft hob Sereinig die neuerlich
verbesserten Handelsspannen hervor. "Der Stromhandel leistet
einen wichtigen Beitrag zur Optimierung unseres Produktmix.
Davon profitieren in erster Linie unsere Kunden."
Stromhandelsgesellschaft gegründet
Neben der Sicherung der bestehenden Inlandskunden und der
Intensivierung der Marktbearbeitung im Ausland nannte Sereinig
den Ausbau der Stromhandelsaktivitäten als wichtigen Eckpunkt
der Verbund-Marktbearbeitungsstrategie. "Mit der Gründung der
Austrian Power Trading GmbH (APT) haben wir eine
Weichenstellung vorgenommen, um an den Chancen des Wettbewerbs
zu partizipieren," führte Sereinig aus und wies darauf hin, daß
der Verbund schon heute einer der aktivsten Stromhändler an den
europäischen Spotmärkten ist. Die APT soll helfen, diese
Position weiter auszubauen.
Heimmarkt bleibt Nummer 1
Zunächst gelte es aber bestehende Kundenbeziehungen zu
vertiefen, betonte der Stromgeschäfts-Vorstand: "Der Heimmarkt
wird auch in Zukunft unser wichtigstes Tätigkeitsfeld bleiben."
Um diesen abzusichern, entwickelt der Verbund neue Modelle der
Partnerschaft. Gleichzeitig zeige der Marktauftritt in
Deutschland, daß der Verbund gute Chancen hat, auch außerhalb
Österreichs Grenzen erfolgreich zu agieren. Die
Internationalisierung sei daher ein wesentlicher Aspekt der
Marktbearbeitungsstrategie des Verbund.
Rückfragehinweis: Verbund
Konzernkommunikation
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