• 29.07.1998, 19:21:33
  • /
  • OTS0206

Otto Reichelt AG: Paragraph 15 WpHG-Mitteilung=

Mitteilung gemäß Paragraph 15 WpHG übermittelt von der DGAP.
Für den Inhalt der Mitteilung ist allein der Emittent verantwortlich.

Berlin (ots-Ad hoc-Service) - Otto Reichelt

Aktiengesellschaft

- Vorstand -

Zwischenbericht über das 1. Halbjahr 1998

Otto Reichelt AG reduziert Vorstandsmandate. Lebensmittelhandel
leidet weiterhin unter Kaufzurückhaltung und Wettbewerbsdruck.

Veränderungen im Vorstand

Die Otto Reichelt AG, Berlin, teilt nach einer
Aufsichtsratssitzung mit, daß die Vorstandsmandate von bisher vier
auf nunmehr zwei mit Wirkung ab 1. August 1998 reduziert wurden.

Das für Beschaffung und Vertrieb zuständige Vorstandsmitglied,
Holger Wagner, ist im gegenseitigen Einvernehmen ausgeschieden.

Klaas Kuizenga hat sein Mandat niedergelegt und verantwortet mit
Wirkung ab 1. Juli 1998 ausschließlich das für die Gesellschaft
bedeutsame Fleischwerk und somit die Fleisch- und
Wurstwarenproduktion. Das bisher als Sparte geführte Fleischwerk
wurde in eine Tochtergesellschaft (ReNo Fleischwaren
Handelsgesellschaft mbH) ausgegliedert und öffnet sich damit für eine
breiter angelegte Marktbearbeitung. Der Fleischfachmann Kuizenga
führt die Gesellschaft als Geschäftsführer zusammen mit dem
Fleischermeister Thomas Barnick, welchem Prokura erteilt wurde.

Der bisherige Vorstandsvorsitzende Joachim A. F. Schmidt -
gleichzeitig Sprecher der Geschäftsführung des Hauptaktionärs der
EDEKA Minden-Hannover (hält 60,15 % am Aktienkapital von Reichelt)-
hat sein Mandat zur Verfügung gestellt und damit die Voraussetzung
dafür geschaffen, daß der neue Vorstandsvorsitzende der Gesellschaft
zeitlich uneingeschränkt zur Verfügung steht, was die sonstigen
Verpflichtungen von Schmidt auch innerhalb der EDEKA Gruppe nicht
zugelassen hatten.

Uwe-Jens Beister, Vorstand Finanz- und Personalwesen und
bisheriger stellvertretender Vorsitzender des Vorstandes, wurde vom
Aufsichtsrat per 1. August zum neuen Vorstandsvorsitzenden berufen.

Ebenfalls zum gleichen Stichtag wurde Hans-Ulrich Schlender als
zuständiges Vorstandsmitglied für Beschaffung und Vertrieb bestellt.

Der Aufsichtsrat zeigte sich anläßlich seiner Beschlußfassungs-
sitzung davon überzeugt, daß die Reduzierung der Vorstandsmandate
auch als ein Zeichen der verstärkten Kostenorientierung und
-straffung in schwierigen Zeiten verstanden und gewertet wird.

Umsatzentwicklung

Die Otto Reichelt Aktiengesellschaft betreibt ihr Filialnetz mit
Schwerpunkt in Berlin, darüber hinaus aber auch in Brandenburg und
Sachsen-Anhalt. Sie ist insofern von den im Bundesvergleich gerade in
diesen Gebieten besonders negativen Umsatzentwicklungen betroffen.
Während das Marktforschungsunternehmen Nielsen für die bundesweite
Umsatzentwicklung der Branche aufgelaufen per Mai ein Umsatzminus von
1,7 % ausweist, mußte der Lebensmitteleinzelhandel 'Ost' ein
Umsatzminus von 2,8 % hinnehmen. Die bereits in mehr-jähriger Folge
besonders negative Umsatzentwicklung in Berlin setzt sich in geradezu
dramatischer Weise fort. Der Berliner Markt war lt. Nielsen per Mai
sogar um 5,8 % rückläufig.

Diese Entwicklung wird ungeachtet bereits vorhandener
Verkaufsflächenüberkapazitäten von einem weiteren
Verkaufsflächenzuwachs begleitet, was zu besonders preisaggressiven
Bemühungen aller Wettbewerber im Lebensmitteleinzelhandel um die
Gunst der Verbraucher führt. Diese üben jedoch nach wie vor
Kaufzurückhaltung aus, was angesichts der stagnierenden und zum Teil
sogar rückläufigen Realeinkommen sowie der prekären Lage auf dem
Arbeitsmarkt und der konsumhemmenden Steuer- und Abgabenlast nicht
verwundert. Eine Weiterentwicklung des sog. privaten Verbrauchs ist
bei den Ausgaben für Nahrungs- und Genußmittel in gar keiner Weise
spürbar.

Die konsolidierten Nettoumsatzerlöse unter Einbeziehung der
hundertprozentigen Tochtergesellschaften mit
Ergebnisabführungsvertrag lagen in den ersten sechs Monaten 1998 mit
648,6 Mio. DM unter denen des vergleichbaren Vorjahreszeitraumes
(669,7 Mio. DM). Das Umsatzminus beträgt 3,2 %.

Per 1. Juli 1998 betrieb die Otto Reichelt AG 111 Filialen (30.
Juni 1997: 114 Filialen).

Ertrag

Das Ergebnis der Geschäftstätigkeit vor Steuern mit kalkulierten
Normalabschreibungen *) betrug im ersten Halbjahr 1998 3,9 Mio. DM
gegenüber 11,1 Mio. DM im ersten Halbjahr 1997. Damit ist das
Ergebnis deutlich hinter den Erwartungen zurückgeblieben. Das ist in
erster Linie die Folge der trotz Preisaggressivität sehr
unbefriedigenden Umsatzentwicklung. Auch die Mehrwertsteuererhöhung
ging - soweit sie die von der Gesellschaft betriebenen Sortimente
betraf - überwiegend zu Lasten der Erträge und bestätigt somit die
Feststellungen des Statistischen Bundesamtes, wonach es dem Handel
nicht gelungen sei, die mehrwertsteuerbedingte Preiserhöhung in
vollem Umfang weiterzugeben.

Die expansionsbedingte Ertragsbelastung durch das Ergebnis der
Tochtergesellschaft Otto Thuermann GmbH, die Backwaren herstellt und
diese u. a. in eigenen Vorkassen- Shops und Backwarenfachgeschäften
vertreibt, ist gegenüber dem Vorjahr zwar deutlich zurückgegangen,
wurde aber dennoch anteilig wirksam.

Bei nach wie vor guter Liquidität der Otto Reichelt AG lagen die
Zinserträge auf Vorjahresniveau.

Kosten- und Preisentwicklung

Durch die vielfältig getroffenen Maßnahmen zur Verbesserung der
Kostensituation konnten die vergleichbaren Kosten im ersten Halbjahr
1998 gegenüber dem entsprechenden Vorjahreszeitraum deutlich
reduziert werden. Dies bleibt auch Arbeitsschwerpunkt für das zweite
Halbjahr. Allerdings ist der Kostendruck - gerade auch im Hinblick
auf die unbefriedigende Einnahmeentwicklung - nach wie vor spürbar.
Weitere Maßnahmen zur Kostenoptimierung sind somit zwingend. Die
Lebensmittelpreise zeigen aufgrund der Wettbewerbssituation seit
Jahren eine stagnierende oder sogar rückläufige Tendenz. Dies
schließt die Möglichkeit, auf den Kostendruck mit notwendigen
Preisanpassungen zu reagieren, praktisch aus. Diese für den Handel
beklagenswerte Situation hilft andererseits, die Inflationsrate auf
einem niedrigen Niveau zu halten. ___________ *) Ergebnis der
gewöhnlichen Geschäftstätigkeit mit kalkulierten Normalabschreibungen
anstelle der planmäßigen und außerplan mäßigen bilanziellen
Abschreibungen

Investitionen

Die Investitionen im ersten Halbjahr 1998 lagen mit 10,1 Mio.DM
unter denen im ersten Halbjahr des Vorjahres (12,3 Mio. DM). Als
größere Positionen sind Investitionen in das Filialnetz, Aufwendungen
für die EDV sowie Investitionen in das Fleischwerk der Gesellschaft
zu nennen. Im ersten Halbjahr 1998 wurde keine neue Filiale
eroeffnet, zwei unrentable Objekte wurden jedoch geschlossen. Für das
zweite Halbjahr ist eine Filialneüroeffnung geplant.

Vorgänge von besonderer Bedeutung

Die Otto Reichelt AG hat zum 29. Juni 1998 die unternehmenseigene
Fleisch- und Wurstwarenproduktion ausgegliedert und in die ReNo
Fleischwaren Handelsgesellschaft mbH eingebracht. Diese Gesellschaft
hat alle zuvor im Fleischwerk beschäftigten Mitarbeiter übernommen
und wird die Geschäftstätigkeit auf eine breitere Basis stellen. Es
ist geplant, daß diese Gesellschaft eigene Fleischfachgeschäfte
sowohl als Solitärstandorte als auch in Kombination mit
Backwarenfachgeschäften der Schwestergesellschaft Otto Thuermann GmbH
betreibt. Eine erste Neueroeffnung ist kürzlich in Berlin-Heiligensee
als Pilotprojekt erfolgt. Das traditionell hohe Ansehen der Otto
Reichelt AG im Fleischgeschäft bietet eine gute Grundlage für eine
aussichtsreiche Expansion.

Die ReNo Fleischwaren Handelsgesellschaft mbH ist eine hundert-
prozentige Tochtergesellschaft der AG und dieser durch
Ergebnisabführungsvertrag verbunden.

Mitarbeiter

Am 1. Juli 1998 waren bei der Otto Reichelt Aktiengesellschaft
5.005 Mitarbeiter beschäftigt. Im Vergleich zum Vorjahresstichtag
(5.820 Beschäftigte) ist die Zahl der Mitarbeiter deutlich
zurückgegangen. Dies ist u. a. darauf zurückzuführen, daß durch die
Auslagerung des Fleischwerkes 365 Mitarbeiter von der
Fleischwaren-Tochtergesellschaft übernommen worden sind. Insofern
sind auch die Angaben zur Mitarbeiterzahl, umgerechnet auf
Vollzeitarbeitsplätze, zum 1. Juli 1998 nicht vergleichbar. Diese
betrug 3.938 gegenüber 4.610 zum Stichtag 1. Juli 1997.

Ausblick

Die bereits eingangs ausgeführten belastenden Rahmenbedingungen
werden auch im zweiten Halbjahr 1998 die Geschäftslage im
Lebensmitteleinzelhandel prägen. Hinzu kommt ein weiterer
Wettbewerbsdruck durch zur Zeit noch im Bau befindliche
Großeinkaufszentren im Berliner Raum. Konjunkturelle Belebungen, wie
sie in anderen Wirtschaftszweigen zum Teil erkennbar werden, sind für
die Lebensmittelbranche nicht zu erwarten.

In dieser Situation kommt es um so mehr darauf an, sich auf die
eigenen Stärken zu besinnen und in den Märkten innovativ zu arbeiten.
Dazu zählt die Gesellschaft die Aktivität im Internet (Reichelt
online: http://www.reichelt-ag.de) wie auch den inzwischen im
Stadtgebiet von Berlin getesteten Zustell- Lieferservice. In diesem
Zusammenhang werden auch große Erwartungen auf den geschäftlichen
Erfolg der Tochter-gesellschaften für Brot- und Back- sowie Fleisch-
und Wurstwaren und deren geplante Aktivitäten gesetzt.

Bei der Otto Reichelt AG ist eine Bereinigung des Filialnetzes
überall dort unausweichlich, wo ein massiver Wettbewerb und
Verkaufsflächenüberbesatz die dauerhaft rentable Betreibung von
Filialen nicht mehr zuläßt. Wegen der dadurch entstehenden
Aufwendungen, aber auch wegen der weiter erwarteten Schwierigkeiten
bei der Stabilisierung der Einnahmeentwicklung schließt der Vorstand
aus derzeitiger Sicht einen Dividendenausfall, moeglicherweise sogar
einen Verlustausweis für das Jahr 1998, nicht aus. Zeitgleich wird
die Otto Reichelt AG das Filialnetz sowohl in Berlin als auch im
engeren Umland verdichten.

Ende der Mitteilung

----------------------------------------------------------------
Im Internet recherchierbar: http://www.newsaktuell.de

ORIGINALTEXT-SERVICE UNTER VERANTWORTUNG DES AUSSENDERS | HER/

Bei Facebook teilen.
Bei X teilen.
Bei LinkedIn teilen.
Bei Xing teilen.
Bei Bluesky teilen

Stichworte

Channel