Washington (ots-PRNewswire) - Vertreter der amerikanischen Bahai
Gemeinde gaben bekannt, daß am 21. Juli iranische Behörden in Mashhad
einen iranischen Bahai summarisch hinrichten ließen, der wegen der
Bekehrung einer Moslemin zur Bahai-Religion angeklagt war.
Ruhollah Rowhani, 52, Arzneimittel-Vertreter und vierfacher Vater,
war seit September 1997 in Einzelhaft gehalten worden. Es gibt
keinerlei Beweise, daß Ruhollah Rowhani ein ordentliches
Gerichtsverfahren oder Anspruch auf einen Anwalt gewährt wurde, und
es wurde kein Urteil verkündet. Die Frau, deren Übertritt zur Bahai
Religion er angeblich zu verantworten hatte, stritt die Beschuldigung
ab und gab an, daß sie als Bahai erzogen worden sei. Sie wurde nicht
inhaftiert.
Am Abend vor der Hinrichtung erfuhren Bahais vom Iranischen
Geheimdienst, daß Rowhani am folgenden Tag hingerichtet werden
sollte. Die Information wurde nicht ernst genommen, weil die Behörden
schon oft ähnliche, falsche Drohungen ausgesprochen hatten, um die
Bahais zu schikanieren. Die Familie Rowahnis erfuhr von der
tatsächlichen Hinrichtung, als sie aufgefordert wurde, seine Leiche
in Empfang zu nehmen. Die Seilabdrücke an seinem Hals lassen den
Schluß zu, daß er gehängt wurde.
Ruhollah Rowhani ist seit März 1992 der erste Bahai, der
hingerichtet wurde. Zur Zeit werden 15 Bahais in iranischen
Gefängnissen aufgrund von Beschuldigungen festgehalten, die sich auf
ihre Zugehörigkeit zum Bahai Glauben beziehen. Vier dieser Gefangenen
sind wegen Abtrünnigkeit vom Islam und 'Zionistischer Bahai
Aktivitäten' zum Tode verurteilt. Seit der Machtübernahme des
islamischen Regime wurden mehr als 200 Bahais wegen ihrer
Religionszugehörigkeit hingerichtet. Mit 300.000 Anhängernsind die
Bahais Irans größte religiöse Minderheit. Die BahaiReligion ist im
Iran nicht als rechtmäßige Glaubensrichtung anerkannt, und ihre
Anhänger genießen keine verfassungsmäßigen Rechte.
"Wir hatten gehofft, daß Präsident Khatamis Beteuerungen für mehr
Freiheit, Recht und Ordnung im Iran sich auch auf die Bahais in
diesem Land beziehen würden," sagte Firuz Kazemzadeh, Sprecher der
130.000 Mitglieder starken amerikanischen Bahai Gemeinde. "Die
Hinrichtung von Ruhollah Rowhani ist die erste Hinrichtung eines
Bahai seit 6 Jahren. Wir fürchten um das Leben der vier Bahais, die
auf der Todesliste stehen und um das der anderen inhaftierten Bahais.
Wir fordern die internationale Gemeinschaft dringend auf, in aller
Schärfe gegen den Mord an Rowhani zu protestieren und für die
bedrohte iranischen Bahai Gemeinde Gerechtigkeit zu fordern."
Gegenwärtige Situation der Bahais im Iran - Juli 1998
* Irans größte religiöse Minderheit: ca. 300.000 Bahais leben in
allen Regionen des Iran, wo der Bahai Glaube in der Mitte des 19.
Jahrhunderts entstand.
* Der Bahai Glaube ist nicht als rechtmäßige Religion anerkannt;
das Regime sieht ihn als ketzerisch und verschwörerisch. Als
'schutzlose Ungläubige' genießen die Bahais keine gesetzlichen
Rechte.
* Ein geheimes Dokument der iranischen Regierung, das 1993 von der
Menschenrechts-Kommission der Vereinten Nationen veröffentlicht
wurde, bestätigt die offizielle Politik, die Bahai Gemeinde zu
unterdrücken: geschrieben vom Obersten Revolutionären Kulturrat und
unterschrieben vom Oberhaupt Ali Khameini, legt dieser 'Plan' mit
Datum vom 25. Februar 1991 spezielle Richtlinien für den Umgang mit
Bahais fest, damit deren 'Fortschritt und Entwicklung blockiert
werden'.
*Mehr als 200 Bahais (meist gewählte Gemeinde-Oberhäupter) wurden
seit 1979 hingerichtet - allein aufgrund ihrer Religion. Im Juli 1998
wurde ein Bahai hingerichtet, der wegen der Bekehrung einer Moslemin
zum Bahai Glauben angeklagt war. Zwei Bahais wurden 1997 getötet;
vier sind gegenwärtig zum Tode verurteilt, zwei davon wegen
Abtrünnigkeit vom Islam. Zur Zeit befinden sich 15 Bahais im
Gefängnis (im Vergleich zu fast 750 im Jahre 1986), Einzelpersonen
müssen jedoch mit Belästigungen und Inhaftierungen wegen ihrer
religiösen Überzeugung rechnen.
* Bahais dürfen kein Oberhaupt wählen, keine Schulen unterhalten
oder religiöse Aktivitäten ausüben. Gewählte Versammlungen, die
normalerweise die Gemeinde leiten, wurden von der iranischen
Regierung seit 1983 per Dekret verboten. Da die Bahais keine
Geistlichen haben, ist das Überleben der Gemeinden von diesem Verbot
bedroht.
* Alle Friedhöfe, heiligen Stätten sowie das Gemeinde-Eigentum
wurden kurz nach der Revolution von 1979 beschlagnahmt. Vieles wurde
zerstört, nichts zurückgegeben. Der private Besitz vieler
Einzelpersonen wurde konfisziert.
* Bahais erhalten keine Arbeitsplätze und keine Rente: mehr als
10.000 wurden seit 1979 aus dem Staatsdienst und aus
Universitäts-Posten entlassen. Aus den Unterlagen geht hervor, daß
diese Entlassungen aufgrund des Bahai Glaubens erfolgten.
* Bahai Studenten wurden seit Anfang der 80er Jahre von
Universitäten ausgeschlossen - und seit kurzem auch vom vierten Jahr
der Oberschule. Die Verweigerung von Bildung schränkt die
wirtschaftlichen Möglichkeiten ein und läßt die Gemeinde verarmen.
* Eheschließungen und Scheidungen von Bahais werden nicht
anerkannt, und es gibt für sie kein Erbrecht.
*Bahais werden aus rein religiösen Gründen verfolgt - sie waren
nie an illegalen Machenschaften oder an irgendeiner Form der
Opposition gegen die Regierung beteiligt.
Reaktion der USA und der Welt: der amerikanische Kongreß hat
sieben Resolutionen angenommen (die jüngste im Jahre 1996), in denen
die iranische Verfolgung von Bahais verurteilt wird und religiöse
Rechte für die Gemeinde dringend gefordert werden. Die Resolution der
UN Hauptversammlung von 1997 (A/RES/52/142) fordert die
Gleichberechtigung der Bahai Gemeinde.
ots Originaltext: National Spiritual Assembly of the Baha'is of the
United States
Im Internet recherchierbar: http://www.newsaktuell.de
Rückfragen bitte an:
Kit Cosby von der National Spiritual Assembly of the Baha'is of the
United States,
Tel: (USA) 202-833-8990
Rückfragen bitte an News Aktuell Tel.: +49 40 4113-2850
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