Achleitner: Echte Nachbarschaftshilfe ist immer unentgeltlich Unternehmer nicht ständig als Kriminelle darstellen
Wien (PWK) - Die Bundessektion Gewerbe und Handwerk warnt davor,
den gewerblichen Pfusch beim Hausbau ständig als
"Nachbarschaftshilfe" zu glorifizieren. Bundessektionsobmann
Friedrich Achleitner: "Echte Nachbarschaftshilfe gibt es fast nicht,
denn sie muß unentgeltlich sein und es dürfen tatsächlich nur
Nachbarn oder nahe Verwandte beteiligt sein". Bereits das Abtauschen
von Leistungen ("biete Sanitärinstallation gegen
Elektroinstallation") ist keine Nachbarschaftshilfe mehr, sondern
gehört in die Kategorie gewerblicher Pfusch. Allein dem Baugewerbe
entgehen dadurch jährlich Aufträge im Wert von fast 100 Mrd
Schilling. ****
Achleitner wehrt sich auch gegen die permanente Darstellung der
Unternehmer als Kriminelle. "Wir bekennen uns zum Kampf gegen
Schwarzarbeit, weil die überwiegende Zahl unserer Unternehmen sich
brav an die Gesetze hält und Steuern zahlt. Wenn man jedoch die
jüngsten Äußerungen vom Bundeskanzler und anderen Politikern
betrachtet, bekommt man den Eindruck, daß es bei der Bekämpfung der
Schwarzarbeit nur darum geht, kriminellen Unternehmern und
gefährlichen Subunternehmern das Handwerk zu legen. Damit wird jedoch
vom wahren Problem, dem gewerblichen Pfusch, abgelenkt, der vor allem
am Bau "Jobkiller" Nr. 1 ist", so Achleitner. Den 4.000
aufgegriffenen illegalen Ausländern im vergangenen Jahr steht ein
Heer von fast 600.000 Österreichern gegenüber, die sich ihr
Nettoeinkommen regelmäßig durch Schwarzarbeit aufbessern. 60% der
Bevölkerung lassen pfuschen, um die hohen Nebenkosten und Steuern zu
vermeiden. Gleichzeitig beziehen viele Pfuscher
Arbeitslosenunterstützung oder eine Pension und nehmen damit
ernsthaften Arbeitsuchenden den Arbeitsplatz weg. So waren 1997 fast
40.000 Bauarbeiter arbeitslos. "Wenn hier der Pfusch nur um ein
Viertel eingedämmt wird, könnte man in diesem Bereich nahezu
Vollbeschäftigung erreichen", stellt Achleitner fest.
Der Bundessektionsobmann teilt die Ansicht von Wirtschaftsminister
Farnleitner, die Pfuscherbekämpfung in die Hände der
Bezirkshauptmannschaften zu legen und nicht den Zollbehörden zu
übertragen. "Nur weil diese Beamte unterbeschäftigt sind, heißt das
noch lange nicht, daß sie für die Bekämpfung der Schwarzarbeit auch
qualifiziert sind." Achleitner sprach sich dafür aus, anstelle neuer
Bürokratie die Befugnisse der Kontrollorgane zu erweitern und die
derzeitigen Bagatellstrafen für unbefugte Gewerbeausübung deutlich zu
erhöhen, um eine abschreckende Wirkung zu erzielen. "Nur wenn wir
steuerhinterziehende berufliche Tätigkeiten strikt unterbinden und
die Betriebe massiv von Steuern und Abgaben entlasten, können wir den
gewerblichen Pfusch wirksam bekämpfen und in unseren Betrieben neue,
dauerhafte Arbeitsplätze schaffen", ist Achleitner überzeugt.
(Schluß) MH
Rückfragehinweis: Bundessektion Gewerbe und Handwerk
Syndikus Dr. Hans Leitner
Tel: 50105 DW 3291
ORIGINALTEXT-SERVICE UNTER VERANTWORTUNG DES AUSSENDERS | PWK/PWK