- 18.02.1998, 11:13:18
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Mühl: "Peter Sichrovsky war unser Medienberater"
"Spiegel"-Redakteur: "Sichrovsky wollte mich im Sinne der Kommunenpropaganda beeinflussen"
Wien (OTS) - Was FP-Politiker Peter Sichrovsky mehrmals (zuletzt
in der ORF-Sendung "Zur Sache") vehement bestritten hat, wird von
Zeugen ganz anders gesehen. Das berichtet das Wochenmagazin NEWS in
seiner morgen erscheinenden Ausgabe.
Unter Berufung auf ein Buch des Ex-Kommunarden Andreas Schlothauer
hatte VP-Mann Franz Morak, dem heftig gegen Mühl polemisierenden
Sichrovsky vorgeworfen, 1989 Berater der Mühl-Kommune gewesen zu
sein, einen geschönten "Standard"-Bericht verfaßt und den Versuch
unternommen zu haben, die Berichterstattung eines
"Spiegel"-Redakteurs zu beeinflussen. Das war bereits nach Aufnahme
der gerichtlichen Untersuchungen gegen den Friedrichshof.
In NEWS meldet sich nun Otto Mühl zu Wort. "Ja, freilich, Peter
Sichrovsky hat uns im Umgang mit den Medien beraten." Zwei weitere
Kommunarden bestätigen dies ausdrücklich. Einer präzisiert:
"Sichrovsky hat uns damals in Medienangelegenheiten beraten. Das Bild
der Kommune in der Öffentlichkeit war verheerend, das gerichtliche
Verfahren war seit einem Jahr im Laufen. Sichrovsky war oft bei uns,
und es war vorgesehen, ihm für die Tätigkeit 100.000 Schilling zu
bezahlen." Da es für die Image-Korrektur aber letztlich zu spät und
die Summe zu hoch gewesen sei, habe man von der Überweisung Abstand
genommen.
Allerdings verfaßte Sichrovsky, so NEWS, für den Katalog einer
Mühl-Ausstellung ein Frage-Antwort-Interview im Umfang von zwei
Seiten mit dem Künstler (Spitzenhonorar für Leistungen dieses Umfangs
nach Fach-Auskunft: 5.000 Schilling). Dafür bekam er von Mühl ein
Ölgemälde (Wert von Mühl-Gemälden damals laut Galerie Klocker: von
70.000 Schilling aufwärts).
Sichrovsky in NEWS zur Causa: "Ich war aus Sorge in der Kommune
Gomera, wo mein heute längst ausgetretener Bruder Thomas Koch war.
Aber ich war nie Berater - das wäre mir seitens meines Arbeitgebers
"Standard" gar nicht erlaubt gewesen. Im Gegenteil: Mein
"Standard"-Artikel war sogar der erste kritische."
Die Behauptung, er habe einen "Spiegel"-Artikel manipulieren
wollen, bezeichnet Sichrovsky in NEWS als "absurde Lüge". Ich habe
den Kollegen nur gebeten, meinen Bruder herauszulassen."
"Spiegel"-Redakteur Bernd Dörler, der sich 1989 in die Kommune
einschlich, erinnert sich im NEWS-Interview anders: Er habe Mühl mit
seinen alarmierenden Recherchen konfrontiert. "Kurz danach rief mich
zu meinem Erstaunen Peter Sichrovsky an, um meinen Artikel im Sinne
der offiziellen Kommunenpropaganda zu beeinflussen. Ich habe mich
aber nicht darum gekümmert."
Rückfragehinweis: News Chefredaktion
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