- 12.01.1998, 13:14:39
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Fleischwirtschaft lehnt Preisdiktat der Schweinebörsen strikt ab
Schlachthöfe protestieren gegen geschäftsschädigende Bauernaktionen - Landwirtschaft provoziert Fleischimporte
Wien (PWK) - "Mit geschäftsschädigenden Demonstrationen vor
etlichen österreichischen Schlachthöfen gefährdet eine Gruppe von
Landwirten nicht nur die Versorgung der heimischen Konsumenten mit
Schweinefleisch. Sie gefährdet mit solchen Aktionen aber auch das
positive Image und den Inlandsabsatz von österreichischem
Qualitätsfleisch, hier hat vor allem der Handel bisher sehr gute
Aufbauarbeit geleistet. Wenn die Bauern ihre unverständlichen
Aktionen fortsetzen, bleibt der Fleischwirtschaft nichts anderes
übrig, als Qualitätsfleisch aus dem Ausland zu importieren, um die
Versorgung der Konsumenten sicherzustellen." Josef Purkhauser,
Bundesgremialvorsteher des Vieh- und Fleischgroßhandels, übt scharfe
Kritik an der beispiellosen Vorgangsweise der sogenannten
Schweinebörsen, die am Montag Firmenblockaden von Schlachthöfen
organisiert haben. ****
Ursache des nunmehr voll entbrannten Konflikts zwischen der
Fleischwirtschaft und den bäuerlich dominierten Schweinebörsen ist
eine durch eine Rechtsänderung notwendig gewordene Neufestlegung des
Abrechnungsschemas bei Schweinefleisch. Anfang Dezember standen
entsprechende Verhandlungen knapp vor einem Abschluß. Die Manager der
Schweinebörsen - sie decken in Österreich den Markt für
Schweinefleisch zu rund einem Drittel ab - lehnten trotz des bereits
sichtbaren Kompromisses alle Veränderungen unverständlicherweise ab.
Purkhauser: "In dieser Woche sind neue Verhandlungen angesetzt. Es
ist für die Fleischwirtschaft unannehmbar, daß die Schweinebörsen
jetzt offenkundig versuchen, ihr Preisdiktat über einen Druck der
Straße durchzusetzen. Das lassen wir uns nicht gefallen."
Nachdem die Börsemanager zuletzt mit aller Kraft versuchten, die
Schlachthöfe bei den Preisen unter Druck zu setzen und gleichzeitig
falsche Informationen über Gegenforderungen der Fleischwirtschaft
lancierten, sahen sich die Schlachthöfe nicht mehr in der Lage, von
den Börsen Ware zu diktierten Bedingungen zu übernehmen. Purkhauser:
"Diese Maßnahme ist ein reiner Selbstschutz der Schlachthöfe. Wegen
riesiger Investitionen und einem immer schärfer werdenden Wettbewerb
müssen viele Schlachtbetriebe mit jedem Groschen kalkulieren, wenn
sie überleben wollen".
Die Vorwürfe der Börsen gegenüber den Schlachthöfen, wonach deren
neue Preisvorstellungen die Bauern mit rund 70 Schilling pro Schwein
belasten, sind nicht nur falsch. Sie sind - aus Sicht der
Fleischwirtschaft - auch der Versuch, von den eigenen
Geschäftspraktiken abzulenken und eine Monopolstellung zu erlangen.
Abgesehen von den Vermittlungsgebühren bei Ferkeln in Höhe von drei
Prozent (ca. 35 Schilling) verlangen die Börsen auch 30 Groschen
Vermittlungsgebühr pro Kilo Schweinefleisch (bei Vertragsbauern 20
Groschen) sowie überhöhte Versicherungsbeiträge. Purkhauser: "Da
verdienen die Börsen nur für die administrative Vermittlung von
Schweinen viel Geld. Von solchen Spannen kann der Handel nur träumen.
Wir werden in nächster Zeit die Landwirte in einer umfassenden
Informationskampagne über die Geschäftspraktiken der Börsen
informieren".
Trotz der unverständlichen Aktionen der Schweinebörsen wird die
Fleischwirtschaft bei den bevorstehenden Verhandlungen erneut einen
maßvollen Vorschlag unterbreiten. Anders als bisher sollen - nach
internationalen Vorbildern - die Schweinepreise transparenter
berechnet werden, wobei die Basis dafür das durch die neue
Gesetzeslage geänderte Gewichtsschema ist.
(Schluß) RH
Rückfragehinweis: Bundesgremium des Lebensmittelhandels
Dr. Hannes Mraz
Tel: 50105/DW 3000
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