- 23.12.1997, 15:38:14
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Neue Hoffnung für Alkoholkranke (ORF-Bericht ZIB 2, 18.12.97)
Wien (OTS) - 1 TABLETTE Naltrexon (REVIA(TM) pro Tag verdoppelt
die Chance auf Abstinenz
Naltrexon (REVIA), ein Blocker der körpereigenen Suchtstoffe
(Endorphine), kann ab 1.1.98 kassenfrei durch Fachärzte für
Neurologie und Psychiatrie verschrieben werden.
Eindrucksvolle Ergebnisse im Rahmen der Behandlung von alkoholkranken
Patienten in den Therapiezentren und bei niedergelassenen Fachärzten
haben den Hauptverband der Krankenversicherungsträger dazu bewegt,
REVIA den Status der Kassenfreiheit bei Verschreibung durch
Fachärztefür Neurologie und Psychiatrie zu gewähren. REVIA, der
einzig oral einnehmbare Opiatantagonist, ist seit 1996 in Österreich
für die Therapie der Alkoholkrankheit zugelassen. Der Wirkmechanismus
der Substanz beruht auf der Blockade körpereigener
Endorphin-Rezeptoren. Alkohol ist ein hochwirksamer Stimulator der
Ausschüttung von Endorphinen im menschlichen Zentralnervensystem.
Beider Alkoholkrankheit leidet der Organismus an der Abhängigkeit von
diesen körpereigenen Suchtstoffen. Nach dem Entzug kämpfen viele
Patienten mit dem Problem der Begierde (Craving) nach Alkohol.
Craving wird aus dem Suchtgedächtnis abgerufen, durch
Endorphinpulsationen ausgelöst und tritt als Konsequenz verschiedener
Schlüsselreize auf. Beispielsweise können der Anblick, der Geruch
oder der Geschmack (Arznei-Tropfen auf alkoholischer Basis!) von
Alkohol unkontrollierbares Craving hervorrufen. Die
Anti-Cravingwirkung von REVIA in Kombinationmit psychotherapeutischer
Betreuung reduziert die Rückfallsrate Alkoholkranker um bis zu 50 %.
Empfohlen wird eine Behandlungsdauer von 6-12 Monaten.
Details zum Wirkmechanismus und zur Therapie der Alkoholkrankheit mit
Naltrexon (REVIA):
Hauptort der Endorphin-Ausschüttung im ZNS ist ein spezifisches
Zentrum in der sogenannten mesolimbischen Suchtachse, der sog.
NucleusAccumbens. Beim Alkoholiker ist bekannt, daß
1, nach dem Entzug die Endorphin-abhängigen Zellen in diesem Zentrum
besonders sensibilisiert sind, und
2, die Tendenz zur besonders "starken" Endorphinausschüttung nach
Alkoholaufnahme vererbt werden kann (angeborene Neigung zum
Alkoholismus).
Craving - ein neuer Begriff für die Begierde nach Suchtgiften ? Späte
Bestätigung der Pavlov'schen Experimente ?
Ähnlich wie Pavlov demonstrieren konnte, daß allein das Läuten
einer Glocke Speichelfluß auslösen kann, läßt sich bei Alkoholikern
durch die verschiedensten Umweltreize Craving, also Begierde nach
Alkohol, auslösen. Statt der Glocke ist es der Anblick des
Stammlokals oder der Geruch von Alkohol, also typische, mit dem
früheren Konsum von Alkohol verbundene Situationen, welche dem
Patienten gleichsam das Wasser im Munde zusammenlaufen lassen. Bei
Vielen ist das Craving dann nicht mehr einzudämmen, es wird zum
unkontrollierbaren Zwang, sie greifen wieder zum Glas. Die Folge der
Alkoholaufnahme: noch mehr Endorphinausschüttung und noch mehr
Craving. Ein Circulus vitiosus, der, im Pavlov'schen Sinn formuliert,
den berühmten Kontrollverlust "einläutet" und zur unkontrollierbaren
Aufnahme enormer Mengen an Alkohol führen kann.
Bedeutung von Craving für den Rückfall eines Alkoholkranken
Aus wissenschaftlichen Untersuchungen ist bekannt, daß die
Begierde (Craving) nach Alkohol in 75 % der Fälle einem Rückfall
unmittelbar vorausgeht. Da Craving vor allem durch Endorphine
ausgelöst wird, dämpft der Endorphinrezeptor-Antagonist REVIA das
Craving rasch und signifikant. Viele Patienten spüren schon kurz nach
der Einnahme einer Tablette, deren Wirkung 24 h anhält, überhaupt
kein Verlangen nach Alkohol.
Vorteile der Anti-Cravingwirkung von REVIA
REVIA reduziert die Anzahl der Abstinenzverletzungen und erhöht
die Rate an Patienten, die kontinuierlich abstinent bleiben. Kommt es
trotzdem zu einer Abstinenzverletzung, wird erheblich weniger Alkohol
aufgenommen, weil die Alkohol-bedingte Endorphinstimulation keinerlei
Effekte zeigen kann. Alkohol verliert unter REVIA seinen positiven
Effekt. Dadurch können Kontrollverluste vermieden werden, ein
schwerer Rückfall bleibt aus, und den Patienten gelingt es leichter,
zum Abstinenzverhalten zurückzukehren.
Einnahme von REVIA
Die Therapie mit REVIA wird unmittelbar nach ambulantem bzw.
stationärem Entzug begonnen. Bedingt durch den raschen Wirkbeginn,
kann REVIA aber auch kurzzeitig in einer späteren Krisenphase
eingesetzt werden. Die Therapiedauer beträgt in der Regel 6-12
Monate. Mehrere Faktoren sind wesentlich für die Effizienz der
Anticravingmedikation mit REVIA. Zunächst ist es wichtig, daß die
Patienten in einem begleitenden Therapiekonzept psycho- und
sozialtherapeutisch betreut werden. Dies und die Tatsache, daß nur
eine Tablette pro Tag eingenommen werden muß, trägt entscheidend zur
Einnahme-Disziplin bei. In einer großen amerikanischen Studie konnte
gezeigt werden, daß 92 % der so betreuten Patienten ihre
REVIA-Tabletten regelmäßig nahmen. Von entscheidendem Einfluß für die
Akzeptanz beim Patienten ist auch die gute Verträglichkeit der
Medikation. Durch den spezifischen Effekte auf die Endorphin-Achse
beeinflußt REVIA die Stimmungslage nicht. Ein kleiner Prozentsatz
von Patienten entwickelt Übelkeit als Nebenwirkung. Selten kommt es
zu Schwindel oder Müdigkeit. Diese Effekte treten in der Regel am
Beginn der Therapie auf und verschwinden üblicherweise nach wenigen
Tagen.
Gibt es den REVIA-Patienten ?
Nationale und internationale Studien haben gezeigt, daß REVIA
sowohl bei Spiegel- als auch bei Quartalstrinkern mit gutem Erfolg
eingesetzt werden kann. Zudem häufen sich die wissenschaftlichen
Hinweise, daß Anomalien im Endorphin-Stoffwechsel (verstärkte
Reaktion auf Alkohol) vererbt werden können. Somit kann REVIA auch
bei familiär vererbter Neigung zur Alkoholsucht erfolgreich angewandt
werden. Letztlich sei darauf hingewiesen, daß Patienten, die bei der
Alkoholaufnahme zu Kontrollverlusten neigen, von REVIA profitieren.
Rückfragehinweis: Torrex Pharma
Doz. Dr. Günther Krumpl
Tel.: 01-407 39 19
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