WIEDERHOLUNG OTS0083=
Wien (OTS) - Rosa Mayreder (1858 - 1938)
Die Vorkämpferin
"Wohl eine schmachvolle Herrschaft, die der Laune!" schreibt die
vierzehneinhalnjährige Rosa Mayreder am 28. April 1873 in ihr eben
begonnenes Tagebuch, "Ich schwanke fortwährend zwischen allen
erdenklichen Gegensätzen herum ... ."
Rosa Mayreder, Malerin, Dichterin, Frauenrechtlerin und
Kulturphilosophin, wird am 30. November 1858 als neuntes Kind des
wohlhabenden Wiener Gastwirts Franz Obermayer geboren - als erstes
Kind aus dessen zweiter Ehe. Vier weitere Geschwister sollten noch
folgen. Später erinnert sich Rosa Mayreder:
"Es war im Spätherbst; an einer Straßenecke in Döbling stand ein
Bäcker vor seinem Laden und um ihn vier kleine Kinder ... Da sagte
mein Vater: ,Der arme Mann in dieser Einöde nur vier Kinder ...Wie
wird er denn da den Winter überstehen?‘
Franz Obermayer stammt aus einer oberösterreichischen Bauernfamilie.
Er arbeite vom Schankbursch im Wirtshaus seines Bruders zum
wohlhabenden und angesehenen Besiter des renommierten Wiener
Innenstadt-Gasthauses "Zum Winter", das auch als Künstler- und
Literatentreff en vogue ist, empor. Stolz auf das aus eigener Kraft
Geschaffene gebärdet er sich - besonders gegenüber seiner ersten Frau
(die nach zwei Fehlgeburten im achten Kindbett stirbt) und seiner
zweiten Frau, Rosas Mutter - als starrköpfiger patriarchalischer
Haustyrann; und beugt sich doch logisch und beharrlich vorgebrachten
Argumenten - besonders, wenn es um das Wohl seiner Kinder geht.
Rosas Mutter, um 29 Jahre jünger als ihr Mann, ist als Gouvernante
der verwaisten Obermayer-Kinder ins Haus gekommen. Sie ist musisch,
gebildet und sehr belesen, läßt sich das aber, weil gebildete Frauen
damals suspekt sind, möglichst wenig anmerken.
Den Winter über bewohnt die fünfzehnköpfige Familie eine in
unmittelbarer Nähe des väterlichen Gasthauses gelegene (für so viele
natürlich viel zu enge) Stadtwohnung.
Jeweils im Frühling bezieht Rosa frohen Herzens ihr Tusculum auf dem
Dachboden der geräumigen Familienvilla auf der Hohen Warte. Dort kann
sie ungestört lesen, lernen, träumen, ihr Tagebuch führen. "Dort war
ich wirklich zu Hause, dort war ich frei, dort stieg aus Büchern und
Papieren eine unsichtbare Welt herauf, die ich als wahre Heimat
empfand."
Rosa besucht, wie ihre Geschwister, eine Privatschule und erhält zu
Hause Französisch- Klavier- und Malunterricht.
Ihr Lieblingsbruder Fritz, Realschulabsolvent, möchte Apotheker
werden und muß für das Medizinstudium Griechisch und Latein
nachlernen. Rosa darf an seinen Kursen teinemen; dafür lernt er mit
ihr kochen. Und während sie spielend Griechisch und Latein lernt,
aber als Köchin total versagt, besteht er mit Ach und Krach die
Griechisch- und Lateinprüfungen für die Universität und wird dafür
ein vorzüglicher Hobbykoch.
Rosas erste Liebe ist, wie so viele erste Lieben, bald ausgeträumt.
Aber gleich der zweite Mann, dem sie zärtliche Gefühle
entgegenbringt, wird zur großen Liebe, zum Mann ihres Lebens: der
Technik-Student Karl Mayreder den ihr Lieblingsbruder ins Haus der
Obermayers brachte. Der hübsche, hochbegabte junge Mann, Schüler des
Architekten Heinrich von Ferstel, wird bald eine steile Karriere als
Architekt und Hochschullehrer machen. 1877 verlobt sich die
neunzehnjährige Rosa Obermayer mit dem um zwei Jahre älteren Karl
Mayreder, 1881 findet die Hochzeit statt.
Rosa Mayreder wird zunächst als Malerin bekannt. Seit 1879 hat sie
bei dem Impressionisten Hugo Darnaut intensiven Malunterricht
genossen. 1891 werden erstmals Aquarelle von ihr im Wiener
Künstlerhaus ausgestellt. Als sie, ganz stolz, ihr erstes Bild
verkauft, meint ihr Vater, daß seine Töchter es eigentlich nicht
nötig haben, selbst Geld zu verdienen. Sie wird noch viele Bilder
verkaufen und noch mehr verschenken, und ihre Bilder werden in vielen
Städten des In- und Auslands ausgestellt werden.
Aber eigentlich fühlt sie sich immer mehr zum Schreiben hingezogen,
das auch zu ihrer Hauptberufung wird. Ebenso wie ihr Einsatz im Kampf
um die Gleichstellung der Frau. "Es ist immer die leidige
Frauenfrage, die mich bewegt," hat sie schon als Fünfzehnjährige am
23. September 1874 ihrem Tagebuch anvertraut.
Achtzehnjährig hat sie ihre Familie und deren Freunde und Bekannte
schockiert, als sie kurzerhand das von der Mode diktierte Korsett aus
ihrer Garderobe verbannte. Dieses von Ärzten und Frauenvereinigungen
bekämpfte, enge, unbequeme und ungesunde Schnürmieder nicht zu
tragen, galt in besseren Kreisen als höchst unanständig. Aber die
schon von Nestroy im "Jux" persiflierte Redensart "es schickt sich
nicht" konnte Rosa, laut ihrem Tagebuch, in Weißglut bringen.
Seit 1888 steht Rosa Mayreder mit der Frauenrechtlerin Marie Lang in
Verbindung 1893 gründet sie gemeinsam mit Marie Lang und Auguste
Fickert den "Allgemeinen Österreichischen Frauenverein" und bleibt
bis 1903 dessen Vizepräsidentin. Am 13. Jänner 1894 hält sie ihre
erste Rede bei einer Frauenversammlung im Wiener Rathaus - zum
Tabu-Thema "Prostitution". Vehement tritt sie für die Achtung der
Menschenwürde auch der Rechtlosen ein.
Zusammen mit Marie Lang und Auguste Fickert gibt sie seit März 1899
die Zeitschrift "Dokumente der Frauen" heraus, scheidet aber schon
nach sieben Monaten aus der Redaktion aus, weil ihr im Grunde
jegliche Art von "Vereinsmeierei" zuwider ist. Deshalb tritt sie
schließlich im Sommer 1902 als Vizepräsidentin des "Frauenvereins"
zurück. Der Rücktritt wurde erst im April 1903 durch eine Notiz im
"Neuen Frauenleben" offiziell bekanntgegeben.
"Sie wissen, ich bin eigentlich (...) keine Politikerin" schreibt sie
am 20. September 1904 an Marianne Hainisch, "sondern Künstlerin;
deshalb kann ich mich auch hauptsächlich nur mit der theoretischen
Propaganda der Frauenfrage befassen. Das tue ich ja nach besten
Kräften und hoffe, mit dem Buch, an dem ich schon so lange arbeite,
mein Scherflein redlich beizutragen."
Das Buch, eine Sammlung von kulturpolitischen Essays, in denen sie
sich eingehed mit der Stellung und den Rechten der Frau befaßt, hat
den Titel "Zur Kritik der Weiblichkeit", erscheint 1905 und findet
enormen Widerhall.
"Die dunklen Tiefen der menschlichen Psyche sind nicht so leicht
reinzufegen, und es könnte wohl sein, daß der alte feindliche Wahn
über , "das Weib" in milderen Formen und moderner Maske noch immer
sein Unwesen treibt," schreibt Rosa Mayreder in der "Kritik der
Weiblichkeit" und kämpft dann ein Leben lang in Wort und Schrift für
Gerechtigkeit und gegen Vorurteile.
Weil Frauen zu Beginn des Jahrhunderts kaum die Möglichkeit haben, an
staatlichen Schulen Kunst zu studieren, gründet Rosa Mayreder
gemeinsam mit Olga Prager und Kurt Federn eine private "Kunstschule
für Frauen und Mädchen".
Trotz ihrer Aversion gegen Vereine übernimmt sie aus Überzeugung den
Vorsitz der Österreich-Sektion der "Frauenliga für Frieden und
Freiheit". In der "Österreichischen Friedensgesellschaft" kommt sie
in engeren Kontakt mit Bertha von Suttner.
Schon früh hat sich Rosa Mayreder ihr Weltbild zurechtgezimmert, in
dem herkömmliche religiöse Vorstellungen kaum Platz haben. "Wir
wandern einsam und im Finstern. Jeder muß aus der Not seiner eigenen
Seele nach einem Gott ringen, um seinem Dasein Sinn zu verleihen. So
hab' ich den synthetischen Gott erwählt, der den Zwiespalt zwischen
dem Leiden der Welt und ihren Freuden, zwischen ihrem Grauen und
ihrer Schönheit überwindet..."
Dem Philosophen Rudolf Steiner, mit dem sie oft angeregte Gespräche
über Goethe Wagner und Nietzsche führt, bringt sie lange Zeit große
Sympathie und Wertschätzung entgegen. Aber als sich Steiner dann der
Anthroposophie verschreibt, geht sie - wie aus ihren von der
englischen Wissenschafterin Harriet Anderson in der Wiener
Stadtbibliothek aufgefundenen und 1988 publizierten Tagebüchern
ersichtlich ist - auf Distanz und kann die große Verehrung, die ihr
Steiner zeitlebens entgegenbringt, nicht länger erwidern.
Im Jänner 1895 bittet Hugo Wolf Rosa Mayreder um eine dringende
Besprechung. Er möchte nun endlich seine erste Oper komponieren -
nach der Novelle "Der Dreispitz" von Pedro Alarcón. Das Libretto von
Rosa Mayreder, das er vor Jahren - ebenso wie einen Text von anderer
Hand - brüsk zurückgewiesen hat, findet er plötzlich genial. Den
erschreckten Einwand der Dichterin, es handle sich um einen
Rohentwurf, sie müsse das Versmaß ändern und einen Akt total
umschreiben, verwirft er. Genau diesen Text möchte er sofort in Musik
umsetzen. Und tut es auch.
Am 7. Juni 1896 wird die Oper "Der Corregidor" - so heißt sie nun -
in Mannheim mit sehr mäßigem Erfolg uraufgeführt. Viele - auch die
Autorin - geben Schwäche im Text die Schuld. Nicht so Hugo Wolf, er
hat den Text so gewollt und glaubt an ihn. Er wird und bleibt ein
treuer Freund von Karl und Rosa Mayreder.
Auch die stark gekürzte Fassung, die Gustav Mahler am 11. Februar
1904 an der Wiener Staatsoper herausbringt, zeitigt - trotz Mahlers
Einsatz - nur einen Achtungserfolg.
Erst als Operndirektor Franz Schalk im Juni 1926 den "Corregidor" in
der Mahler Fassung zur Aufführung bringt, reagieren Publikum und
Kritik freundlicher. Leider vergißt man, Rosa Mayreder zur Premiere
einzuladen; erst bei einer späteren Vorstellung kann sie sich vom
Erfolg überzeugen. Dafür steht der "Corregidor" am 1. Dezember 1928
zur Feier von Rosa Mayreders siebzigstem Geburtstag und ihrer
Ernennung zur Ehrenbürgerin von Wien auf dem Spielplan der Wiener
Staatsoper.
1896, im Jahr, in dem der "Corregidor" gedruckt wird, veröffentlicht
Rosa Mayreder ihr erstes belletristisches Werk, den Novellenband "Aus
meiner Jugend". In den darin enthaltenen drei Novellen rückt sie,
ebenso wie in der ein Jahr später erscheinenden Novellensammlung
"Übergänge", ironisch-gesellschaftskritisch der bürgerlichen
Scheinmoral zu Leibe.
In ihrem ersten Roman "Idole" (1899) läßt sie die Ich-Erzählerin Gisa
immer wie in traumhafte Visionen ihrer Liebe zu einem Arzt flüchten;
in ihrem zweiten Roman "Pipin" (1903) steht der in seine Liebe
verstrickte Titelheld rationalen Typen einer Sommergesellschaft
gegenüber.
Ganz großen Erfolg bringen ihr bei Publikum und Kritik die fundiert
und brillant geschriebenen kulturpolitischen Essays, die 1905 unter
dem Titel "Zur Kritik der Weiblichkeit" in Buchform erscheinen. 1907
erfolgt eine zweite 1922 eine dritte. 1923 erscheint ein ebenso
spannend geschriebener zweiter Band mit dem Titel "Geschlecht und
Kultur".
1908 erringt Rosa Mayreder mit dem Sonettenzyklus "Zwischen Himmel
und Erde" Anerkennung als Lyrikerin im gesamten deutschen Sprachraum.
"Mit bewundernswerter Leichtigkeit" schreibt der Rezensent der Wiener
"Neuen Freien Presse", "meistert die Dichterin die schwierige Form
der Sprache, schreitet unter dem Zwang, den das kunstvolle Versmaß
ihr auferlegt, dahin wie Rosse schreiten, Anmut und Würde einend. So
offenbart sich einer Seele Glück und Not ..."
In "Fabeleien über göttliche und menschliche Dinge" (1921) befaßt sie
sich, ironisch und geistreich-witzig fabulierend, mit diversen
philosophischen Problemen.
In ihrem Mysterienspiel "Anda Renata" (1934), an dem sie mehr als ein
Jahrzehnt lang gearbeitet hat, sieht sie die Krönung ihres
literarischen Schaffens. Aber das Werk kommt nicht recht zum
Durchbruch und ist heute vollkommen vergessen.
Um die Jahrhundertwende hat sich Rosa Mayreder eine Zeitlang unter
dem Namen Franz Arnold als Kunstrezensentin für die "Neue Freie
Presse" betätigt. Und sich damit einen boshaften Seitenhieb von Karl
Kraus in dessen "Fackel" eingehandelt. Karl Kraus ist ihr und ihren
Mitstreiterinnen vom Frauenverein nicht grün. Und der "Neuen Freien
Presse" schon gar nicht. Und jetzt, wo er die Mayreder unter einem
Pseudonym in der "Neuen Freien Presse" Kritiken schreibend "erwischt
hat", bezeichnet er ihre Kritiken wenig galant als "Contrebande"
(Schmuggelgut) ...
Erst 1988, als - von Harriet Anderson herausgegeben - Rosa Mayreders
Tagebücher und - von Susanne Kerkovius editiert - die
"Lebenserinnerungen" und "Mein Pantheon erscheinen, setzt eine
Mayreder-Renaissance ein. Es zeigt sich, daß, was diese
außergewöhnliche Frau 1873 aufzuzeichnen begann, noch heute packt und
interessant ist.
Rosas Verbindung mit dem erfolgreichen Architekten und
Universitätsprofessor Karl Mayreder (sie nennt ihn "Lino", was im
Italienischen soviel wie "Karli" bedeutet, aber viel vornehmer
klingt), ist einunddreißig Jahre lang eine Traumehe. Dann schlägt das
Schicksal grausam zu. Lino, der neun Jahre nach der Hochzeit ganz
kurz von Depressionen geplagt wurde, dann aber zweiundzwanzig Jahre,
in denen er in seiner Arbeit aufgegangen ist, völlig gesund war,
verfällt im Sommer 1912 in Depressionen, die in aggressives Verhalten
münden und in Schüben immer wiederkommen. Der Zustand bessert sich
nicht, kein Arzt kann helfen. Und dann, nach über acht Jahren,
ereignet sich das Wunder: Lino wird vollkommen gesund und (fast)
alles ist wie vorher.
1922 wird Karl Mayreder zum Rektor der Technischen Hochschule Wien
gewählt. Und dann lösen politische Verwicklungen neue
Depressionsschübe aus. Er wird nie mehr gesund. Es trifft ihn sehr
hart, daß die Hochschule ihn bitten muß sein Rücktrittsgesuch
einzureichen. Die Ernennung zum Hofrat, zum Ehrendoktor der
Universität Graz und "ein sehr auszeichnend gehaltenes Handschreiben
des Ministers" (Rosa Mayreder) sind, wenn überhaupt, ein schwacher
Trost. Die schrecklichen Anfälle kommen immer wieder. Am 10.
September 1935 erlöst ihn der Tod von seinen Leiden.
Nicht ganz zweieinhalb Jahre später, am 19. Jänner 1938, stirbt Rosa
Mayreder. Am 30. November desselben Jahres wäre sie achtzig Jahre alt
geworden.
Im November 1937 hat sie ihre letzte Tagebucheintragung vorgenommen:
"Seit meine Hand zittert, ist meine Abneigung gegen das Schreiben
gewachsen. Ich genieße mein Leben, indem ich mit geschlossenen Augen
im Fauteuil sitze; Ruhe und Ungestörtheit sind in dem Maße positive
Lebensgüter für mich, daß ich selbst meine nächsten Freunde als
Störung der Beschaulichkeit empfinde. Erst das Bedürfnis nach
Aktivität macht das hohe Alter zur Beschwerde."
Rosa Mayreders Freundin, Schriftsteller- und Malerkollegin Käthe
Braun-Prager, die Schwester des Dichters Felix Braun, nimmt als
Nachlaßverwalterin Rosas deren Tagebücher und Lebenserinnerungen nach
London mit und bringt sie nach dem Krieg nach Wien zurück. 1967
gelangen sie in den Besitz der Wiener Stadtbibliot wo sie von der
Engländerin Harriet Anderson entdeckt werden. 1988 erscheinen "Rosa
Mayreder, Tagebücher 1873-1937" und "Rosa Mayreder,
Lebenserinnerungen/Mein Pantheon" und lösen eine Mayreder-Renaissance
aus.
Eine kleine Facette aus dem Leben dieser bemerkenswerten Frau:
Schon in ihrer frühen Jugend, als das "Spiel der Könige"
gewissermaßen den Männern vorbehalten war, begeisterte sie sich für
das Schachspiel und brachte es zu wahrer Meisterschaft am
Schachbrett. So manchen hervorragenden Schachspieler hat sie, ohne
mit der Wimper zu zucken, schachmatt gesetzt.
Rosa Mayreder - in Kürze
ROSA MAYREDER, Theoretikerin der Frauenrechtsbewegung, Malerin,
Dichterin und Kulturphilosophin, geboren am 30. November 1858 in
Wien. Tochter des wohlhabenden Gastwirts Franz Obermayer.
Malunterricht bei Landschaftsmaler Hugo Darnaut.
1877 Verlobung, 1881 Verehelichung mit dem Architekten Karl Mayreder.
1891 Erste Ausstellung von Aquarellen Rosa Mayreders im Wiener
Künstlerhaus. Weitere Ausstellungen im In- und Ausland folgen.
1896 Uraufführung von Hugo Wolfs (einziger) Oper "Der Corregidor" mit
dem Libretto von Rosa Mayreder.
Ebenfalls 1896 erste Belletristik-Veröffentlichung Rosa Mayreders:
der Novellen "Aus meiner Jugend" (Gesellschaftskritik).
Weitere wichtige Werke (Auswahl): Roman "Pipin" (1903), Sammlung
kulturpolitisc Essays "Zur Kritik der Weiblichkeit" (1905, mit
Folgeband "Geschlecht und Kultur", 1923) Sonettenzyklus "Zwischen
Himmel und Erde" (1908), Mysterienspiel "Anda Renata" (1934).
1893-1902 Vizepräsidentin des von ihr mitbegründeten "Allgemeinen
Österreichischen Frauenvereins".
Präsidentin der Österreich-Sektion der "Frauenliga für Frieden und
Freiheit". In der "Österreichischen Friedensgesellschaft"
Mitarbeiterin von Bertha von Suttner.
Seit 1912 schwere Depressionen ihres Mannes Karl Mayreder. 1935
stirbt Karl Mayreder, am 19. Jänner 1938, zehneinhalb Monate vor
ihrem achtzigsten Geburtstag, schließt Rosa Mayreder für immer die
Augen.
Ihre Freundin, Schriftsteller- und Malerkollegin Käthe Braun-Prager,
die Schwester des Dichters Felix Braun, nimmt als Nachlaßverwalterin
Rosas deren Tagebücher und Lebenserinnerungen nach London mit und
bringt sie nach dem Krieg nach Wien zurück. 1967 gelangen sie in den
Besitz der Wiener Stadtbibliothek, wo sie von der Engländerin Harriet
Anderson entdeckt werden.
1988 erscheinen "Rosa Mayreder, Tagebücher 1873-1937" und "Rosa
Mayreder, Lebenserinnerungen/Mein Pantheon" und lösen eine
Mayreder-Renaissance aus.
Quellen:
Rosa Mayreder, "Tagebücher 1873-1937" herausgegeben von Harriet
Anderson. Insel Verlag, 1988
Rosa Mayreder, "Mein Pantheon/Lebenserinnerungen" Rudolf Geering
Verlag/Philosophisch-Anthroposophischer Verlag, Dornach, 1988
Auswahl aus den veröffentlichten Büchern und Broschüren:
Der Corregidor. Operntext. Mannheim: Heckel 1896. Zweite Aufl. 1906.
Pipin. Ein Sommererlebnis. Wien: Heller 1903. Zweite Aufl. 1908
Zur Kritik der Weiblichkeit. Essays. Jena, Leipzig: Diederichs 1905.
Zweite Aufl. 1907. Dritte Aufl. 1922
Zwischen Himmel und Erde. Sonette. Jena, Leipzig: Diederichs 1908.
Geschlecht und Kultur. Essays. Jena: Diederichs 1923
Anda Renata. Ein Mysterium in zwei Teilen und zwölf Bildern. Teil 1.
Wien: Krey 1934
Herta Dworschak, "Rosa Obermayer-Mayreder, Leben und Werk"
Dissertation, Wien, 1949
Hanna Bubenicek, "Rosa Mayreder oder Wider die Tyrannei der Norm"
Verlag Böhlau, 1986
Aufbruch in das Jahrhundert der Frau? Rosa Mayreder und der
Feminismus in Wien um 1900. 125. Sonderausstellung des Historischen
Museums der Stadt Wien 21. September 1989 bis 21. Jänner 1990
Eigenverlag der Museen der Stadt Wien
Harriet Anderson, "Vision und Leidenschaft. Die Frauenbewegung im
Fin-de-Siecle Wiens" Verlag Deuticke, 1994
Bei weiteren Fragen zum Leben und Werk Rosa Mayreders wenden Sie sich
bitte an Hofrat Dr. Oliver E. Paget, Telefon 01/504 48 64
Rückfragehinweis: Oesterreichische Nationalbank
Sekretariat des Direktoriums/
Öffentlichkeitsarbeit
Tel.Nr.: 404 20 DW 6666
Internet: http://www.oenb.co.at/oenb
ORIGINALTEXT-SERVICE UNTER VERANTWORTUNG DES AUSSENDERS | ONB/OTS