- 21.08.1997, 13:29:52
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Lugner for President? Die Entwarnung.
Wien (OTS) - Österreich wird seinem ersten "First Mausi" und dem
zugehörigen Baumeister "Mörtel" Lugner entgehen. Daß Thomas Klestil
neuerlich kandidiert, wird von kaum jemandem ernsthaft bewzeifelt.
Und eine Frau im höchsten Amt der Republik wäre für zahlreiche
BürgerInnen eine willkommene Überraschung. Vor allem aber: wo bleibt
die wirkliche demokratische Alternative zum amtierenden
Bundespräsidenten?
ÖKONSULT, das unabhängige Institut für Umweltforschung und
Management Consulting, hat am 14. und 15. August bundesweit 947
ÖsterreicherInnen zum Amt des Bundespräsidenten befragt. In Auftrag
gegeben hat diese Blitzumfrage TÄGLICH ALLES. Interviewt wurde in
persönlichen Gesprächen nach dem Random-Verfahren. ÖKONSULT-Chef
Joschi Schillhab: "Wir bevorzugen bei politischen Themenstellungen
ganz besonders die Face-to-Face-Methode, also das persönliche
Gespräch. So bleibt im Gegensatz zu den sonst häufig eingesetzten
Telefoninterviews die Anonymität der Testkandidaten voll gewahrt. Das
reduziert zumindest die Anzahl der angeblich unentschlossenen
Personen. Und die Glaubwürdigkeit der abgegebenen Aussagen ist
deutlich höher. Die Menschen nehmen das Wahlgeheimnis sehr ernst."
Auf die Frage, ob sie den Baumeister Richard Lugner für einen
ernsthaften Anwärter für das Amt des österreichischen
Bundespräsidenten halten, geben die Befragten eine klare, wenn auch
für den Kandidaten enttäuschende Anwort: Nein, nicht wirklich. Nur
fünf Prozent setzen voll auf Lugner, 64 Prozent können seiner
Kandidatur keinerlei politische Ernsthaftigkeit abgewinnen. Die
sechsstufige ÖKONSULT-Skala von "trifft voll und ganz zu" bis "trifft
überhaupt nicht zu" läßt an der realpolitischen Aussichtslosigkeit
des Wahlwerbers Lugner also keinen Zweifel. Daß dieser selbst es aber
völlig ernst meint, steht immerhin für jede(n) vierte(n)
Umfrageteilnehmer(in) absolut fest. Ebenso viele halten seine
Bewerbung jedoch für einen listigen Streich des umtriebigen
Seitenblicke-Stammgastes. 86 Prozent verneinen die wohlwollende
Behauptung, der "Präsidentschaftskandidat Lugner sei sehr gut dafür
geeignet, Österreich gegenüber dem Ausland positiv und glaubwürdig zu
vertreten und zu repräsentieren". 66 Prozent stellen dies sogar mit
allem Nachdruck in Abrede, den die sechsstufige Antwortskala
ermöglicht. Lediglich 3 Prozent wollen eine diesbezügliche
hervorragende Eignung des Baumeisters erkennen. 54 Prozent stimmen
ohne Einschränkung dem Statement zu, Lugners Kandidatur sei eher "ein
Werbegag als ein ernstgemeintes politisches Engagement". Insgesamt
beurteilen 79 Prozent Lugners Vorpreschen als Werbefeldzug in Sachen
Lugner City. "Österreich hat Sinn für Humor. Aber beim
Bundespräsidenten hört sich der Spaß auf. Sitten wie bei Wahlen zur
Hochschülerschaft bleiben dem Land erspart" ortet Institutsleiter
Schillhab politische Räson beim Bürger.
Die im kommenden Jahr anstehende Wahl des Staatsoberhauptes
interessiert die Menschen zur Zeit weniger, als man vermuten könnte.
"Mich persönlich interessiert die Medienberichterstattung zum Thema
Bundespräsidentenwahl sehr", lautete die Aussage, die die
ÖKONSULT-Frager bewertet wissen wollten. Nur 24 Prozent stimmten
vorbehaltslos zu, insgesamt erreicht das Interesse einen Wert von 63
Prozent. 15 Prozent zeigen sich völlig desinteressiert.
47 Prozent sind ohne Einschränkung davon überzeugt, daß Thomas
Klestil neuerlich kandidieren wird. 84 Prozent glauben mehr oder
weniger fest an sein zweites Antreten. 7 Prozent äußern massive
Zweifel. Rein gar kein Verständnis, daß der amtierende Präsident
seine Entscheidung noch offenhält, bekunden immerhin 21 Prozent. 26
Prozent sind völlig damit einverstanden, daß er sich nach wie vor
bedeckt hält. Insgesamt äußern 45 Prozent der Befragten Kritik daran,
daß Klestil seine Karten (noch) nicht aufdeckt. "Ich halte es für
absolut glaubwürdig, daß eine Wiederkandidatur von Thomas Klestil
noch nicht feststeht", behauptet der Fragebogentext. Dem
widersrpechen 38 Prozent der Umfrageteilnehmer mit nachdrücklicher
Entschiedenheit. Insgesamt sprechen sich 70 Prozent gegen diesen
offiziellen Standpunkt der Präsidentschaftskanzlei aus. Lediglich 13
Prozent halten die offizielle Position für über jeden Zweifel
erhaben. Schillhab: "Der Herr Bundespräsident wird wohl wissen, was
er tut. Dennoch hat er ein Kommunikationsproblem. Die Bevölkerung
erwartet nicht ganz zu Unrecht klarere Worte vom Ersten Mann im
Staat. Diplomatisches Geschick und taktische Finessen stehen einem
Staatsoberhaupt gut an, aber Offenheit und Entschlossenheit werden
ebenfalls als bemerkenswerte politische Tugenden geschätzt. Das läßt
sich zumindest von unseren Umfragedaten ablesen."
Zu verstecken braucht sich Klestil jedenfalls keineswegs. Eine
eindrucksvoll überwiegende Mehrheit erklärt sich im Großen und Ganzen
mit seiner bisherigen Amtsführung zufrieden und einverstanden. Exakt
71,3 Prozent. Fast jede(r) Vierte findet nicht das Geringste
auszusetzen. Vehemente Kritiker findet Thomas Klestil nur in 11
Prozent der Befragten. Und ein Rosenkrieg wie ihn der wahrscheinliche
bundesdeutsche Kanzlerkandidat Schröder führen muß, würde hierzulande
wenig Verständnis finden. 71 Prozent meinen, private Angelegenheiten
wie "Eheprobleme des Bundespräsidenten dürfen bei einer eventuellen
Wiederkandidatur Thomas Klestils keine Rolle" spielen. Lediglich 14
Prozent wollen Klestils Privatleben in den Wahlkampf einbezogen
sehen.
Eine Frau an der Spitze Österreichs wollen 71 Prozent aller
Befragten sehen. 37 Prozent verfolgen dieses Ziel sogar mit
entschlossenem Nachdruck. 15 Prozent deklarieren sich als beharrliche
Polit-Machos oder als Klestil-Fans und sehen bei der nächsten Wahl
keinen Platz für eine Frau. Wenn am kommenden Sonntag die Wahl des
österreichischen Bundespräsidenten stattfände, würden 35 Prozent
sicher wieder Thomas Klestil ihre Stimme geben. 25 Prozent würden für
Heide Schmidt votieren wollen und Richard Lugner kann mit sicher
scheinenden 3 Prozent rechnen. Auf einen anderen, noch nicht
nominierten Kandidaten oder Kandidatin hoffen und setzen aber
überraschende 34 Prozent. Besonders auffallend bei dieser Frage der
Unterschied zwischen Männern und Frauen. 41 Prozent der Männer würden
aus heutiger Sicht Mitte August für Klestil stimmen, jedoch nur 18
Prozent für die LIF-Chefin. Aber 31 Prozent der Frauen wollen Heide
Schmidt gegenüber bloß 29 Prozent Klestil-Anhängerinnen. Bei der
Vorliebe für den oder die große(n) Unbekannte(n) zeigen sich keine
geschlechtsspezifischen Unterschiede.
Den Sozialdemokraten dürften noch erhebliche parteiinterne
Diskussionen bevorstehen. 26 Prozent der Gesamtbevölkerung vertreten
mit Nachdruck die Auffassung, die stärkste Partei des Landes dürfe
nicht auf einen eigenen Präsidentschaftskandidaten verzichten. Mehr
oder weniger sind insgesamt 54 Prozent ebendieser Ansicht. Nur 23
Prozent halten einen SPÖ-Kandidaten in Konkurrenz zu Klestil für
entschieden verzichtbar. "Für SPÖ-Wähler scheint eine
sozialdemokratische Wahlempfehlung noch nicht so recht
nachvollziehbar und wünschenswert. Noch weniger mit Sicherheit für
die rote Funktionärsgilde. Nach Klestils Offenbarung dürfen wir uns
auf eine heißen Herbst und einen spannenden Wahlkampf freuen. Nur der
Wahlverlierer und Marketing-Gewinner steht heute schon fest. Der
Seitenblicke-Präsident "Mörtel" Lugner und sein leider-nein
"First-Mausi". "Dafür ist die Politik den Österreichern wohl doch zu
wichtig", bekräftigt ÖKONSULT-Chef Schillhab.
Rückfragehinweis: ÖKONSULT
Joschi Schillhab
Tel.: 02238/8570
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