• 25.04.1997, 11:43:38
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  • OTS0129

Vom Leid des Ziruswolfes

Österreichischer National-Circus umgeht Zirkusrichtlinien

Wien (OTS) - Vergangenes Jahr stellte die Wiener
Umweltanwaltschaft in Zusammenarbeit mit einem Experten-Komitee die
"Richtlinien für die Haltung von Wildtieren in Zirkusunternehmen"
vor. Darin kommt klar zum Ausdruck, daß die Haltung zahlreicher
Wildtiere wie Elefant, Nashorn, Bär oder Großkatzen im Zirkus als
tierquälerisch anzusehen ist. Nun fand er österreichische
National-Circus Louis Knie eine Lücke in den Richtlinien und führt
ungeniert einen Wolf mit, eine Tierart, die bisher nicht aufgelistet
ist. Daher setzt sich das Tierhilfswerk Austria (THWA) für die ehest
mögliche Aufnahme des Wolfes in die Zirkusrichtlinien ein.

1996 veröffentlichte die Wiener Umweltanwaltschaft einen
Expertenbericht für die Haltung von Wildtieren im Zirkus. Diese
Richtlinien haben zwar keinen verbindlichen Charakter, stellen aber
ein in Europa einzigartiges Instrumentarium für die Behörden dar,
gegen Tierquälerei im Zirkus einzuschreiten. Schon in der Einleitung
der "Zirkusrichtlinien" gehen folgende Punkte klar hervor:

-) daß viele Zirkusunternehmen Tierarten halten, die für
Zirkusdarbietungen "absolut ungeeignet" sind

-) daß viel Tierarten gehalten werden, für die der häufige
Transport eine so hochgradige Beunruhigung darstellt, daß es als
"tierquälerisch" zu werten ist

-) daß Wildtiere gehalten werden, die vom Aussterben bedroht sind.

Der Wolf erfüllt alle drei Punkte klar. Wölfe sind sehr
bewegungsfreudige Tiere mit starkem Sozialverhalten und einer
natürlichen Scheu vor Menschen. Der Transport im Gitterwagen, der
minimale Auslauf im Zwinger und der ständige Blickkontakt mit den
Zirkusbesuchern setzen die Tiere enormen Streß aus. Längerfristig
entwickeln die Wölfe dadurch stereotype, krankhafte Verhaltensweisen.

Dazu Mag. Alexander Willer, Wolfsreferent des THWA: "Es ist
schlicht absurd, daß der Wolf in Österreich in freier Wildbahn
ganzjährig geschützt, im Zirkus jedoch der Willkür der Betreuer
ausgesetzt ist. Der österreichische National-Circus Louis Knie
betreibt mit seiner Art der Wolfshaltung schlimmste Tiequälerei. Da
helfen auch kinderwirksame Publicitygags mit Clowns und Elefanten
nicht darüber hinweg. Das THWA wird sich dafür einsetzen, daß der
Wolf zum ehest möglichen Zeitpunkt in die Zirkusrichtlinien
aufgenommen wird, damit zumindest Mindeststandards für seine Haltung
bestehen. Längerfristig muß es zu einem expliziten Haltungsverbot für
Wölfe im Zirkus kommen."

Dr. Karin Büchl-Krammerstätter, Juristin der Wiener
Umweltanwaltschaft: "Daß der Wolf noch nicht den Zirkusrichtlinien
aufgelistet ist, liegt daran, daß seine Spezies bisher nicht als
typisches Zirkustier - wie etwa Elefant oder Bär - in Erscheinung
trat. Hätten wir gewußt, daß Wölfe zur Zirkusmodeerscheinung werden,
wäre dem vorgebeugt worden."

Rückfragehinweis: Mag. Alexander Willer, Christian Janatsch (THWA)
Dr. Karin Büchl-Krammerstätter
Wr. Umweltanwaltschaft
Tel.: 0222/727-04

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