- 18.11.2025, 09:47:38
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Pressemitteilung | 50 Jahre Slawistik an der Universität Klagenfurt
Pressemitteilung | 50 Jahre Slawistik an der Universität Klagenfurt
Am 14. November 2025 feierte das Institut für Slawistik sein 50-jähriges Bestehen – gemeinsam mit Studierenden, Freund:innen, Kolleg:innen und zahlreichen Gästen. Was mit einer Professur in den 1970er-Jahren begann, hat sich zu einem lebendigen, international vernetzten Zentrum für Sprach-, Literatur- und Kulturforschung entwickelt.
Im Rahmen einer Jubiläumsfeier wurde auf ein halbes Jahrhundert engagierter Forschung und Lehre zurück- und nach vorne geblickt. Nach den Begrüßungsworten und mehreren Ansprachen, die die wissenschaftliche, kulturelle und gesellschaftliche Bedeutung der Slawistik an der Alpen-Adria-Universität Klagenfurt/Celovec würdigten, bildete der Festvortrag „Abenteuer Slawistik“ von Giorgio Ziffer, Professor an der Università degli Studi di Udine, den inhaltlichen Höhepunkt des Abends. Eine Leseperformance und musikalische Darbietungen rundeten das Programm ab.
Seit der Gründung im Jahr 1975 hat die Klagenfurter Slawistik die Sprach- und Kulturforschung in der Alpen-Adria-Region entscheidend geprägt. Die erste Professur für Slawistik wurde damals mit dem Literaturwissenschaftler Rudolf Neuhäuser besetzt. Bereits zuvor hatte Alexander Isatschenko (1971 bis 1978) als Sprachwissenschaftler und Slawist den Aufbau geprägt.
Seit seiner Gründung steht das Institut für Slawistik für eine bemerkenswerte Vielfalt und für eine klare wissenschaftliche Haltung. Hier werden nicht nur Sprachen und Literaturen gelehrt, sondern auch die gesellschaftlichen, politischen und kulturellen Zusammenhänge, die sie prägen, kritisch reflektiert.
Institutsvorständin Cristina Beretta beschreibt diese Haltung mit deutlichen Worten:
„Wir befassen uns nicht nur mit traditionsreichen, facettenreichen und faszinierenden europäischen Sprachen sowie ihren vielfältigen Literaturen und kulturellen Ausdrucksformen. Unser Interesse gilt Sprachwelten, die aufgrund besonderer historischer und (geo-)politischer Verhältnisse immer wieder von latenten oder akuten Konflikten geprägt sind.“
Beretta verweist dabei auf Themen, die in ihrer Brisanz kaum aktueller sein könnten: den seit Jahren andauernden russischen Angriffskrieg gegen die Ukraine, die Konflikte in einigen Teilen Bosniens und der Herzegowina sowie zwischen Serbien und Kosovo oder die lange Geschichte der Diskriminierung der kärntnerslowenischen Gemeinschaft, wovon die jüngsten Ereignisse, wie der Polizeieinsatz beim Museum/Muzej Peršman oder die Beschmierung zweisprachiger Ortstafel in Südkärnten nur die medial sichtbaren Manifestationen sind. Diese Spannungsfelder machen die Arbeit am Institut nicht nur wissenschaftlich anspruchsvoll, sondern verleihen ihr zugleich eine hohe gesellschaftliche Relevanz.
Einen besonderen Meilenstein in der jüngeren Entwicklung markiert das im Jahr 2022 eingeführte Masterstudium „Cross-Border Studies“. Dieses interdisziplinäre Programm mit slawistischem Schwerpunkt widmet sich der kritischen Beleuchtung der kulturell-sprachlichen Dimensionen von Grenzen und vermittelt Methoden und Ansätze zu deren Überwindung. Studierende im Bachelor- und Masterstudium berichten, dass sie am Institut für Slawistik echte Aufmerksamkeit und persönliche Unterstützung erfahren. „Sie fühlen sich bei uns gesehen, unterstützt und begleitet – nicht als anonyme Nummern, sondern als Menschen, deren Weg uns wichtig ist“, betont Cristina Beretta.
Was das Institut für Slawistik heute besonders auszeichnet, ist die selbstverständlich gelebte Mehrsprachigkeit. Lehrende, Forschende und Studierende kommen nicht nur aus Österreich, sondern u. a. auch aus Slowenien, Russland, Belarus, Bosnien und Herzegowina, Montenegro, Kroatien, der Ukraine, Italien, Georgien, den USA und der Türkei. Zudem ist das Institut stark vernetzt – innerhalb der Universität ebenso wie auf regionaler, nationaler und internationaler Ebene. Kooperationen mit Partneruniversitäten in Ljubljana, Czernowitz, Zagreb, Sarajevo, Vanadzor in Armenien oder Kasachstan zeigen, wie selbstverständlich grenzüberschreitend hier gedacht und gearbeitet wird.
Das Institut für Slawistik in Klagenfurt/Celovec besitzt ein klares Alleinstellungsmerkmal, da es im Kontext der größten slowenischsprachigen Minderheit außerhalb Sloweniens forscht und lehrt. Diese Lage verleiht ihm ein unverwechselbares Profil.
„Wir verstehen uns als offenes, regional und international vernetztes , mehrsprachiges Institut, das zwischen Sprachwelten vermittelt und Vielfalt als Stärke begreift. In vielen Köpfen existiert noch immer eine starre Grenze zwischen ‚Westeuropa‘ und ‚Osteuropa‘, wobei letzteres mit der Slavia identifiziert wird. Diese Grenzen zu hinterfragen und zu überwinden, Brücken zu bauen, anstatt Mauern zu errichten – das sehen wir als eine besonders wichtige Aufgabe – im autochton zweisprachigen Bundesland Kärnten/Koroška, im dreisprachigen Dreiländereck, in der mehrsprachigen Grenzregion Alpe-Adria und überhaupt in einer mehrsprachigen und vielfältigen Gesellschaft“, so Beretta.
Internationale Projekte unterstreichen den Anspruch des Instituts, Wissenschaft mit gesellschaftlicher Relevanz zu verbinden. Das MSCA4Ukraine Postdoctoral Fellowship, ein FWF-Projekt zum Suržik – einem ukrainisch-russischen Mischcode – oder das OeAD-Projekt zu Minderheitensprachen und -kulturen sind Beispiele für diese Ausrichtung. Auch künstlerische-literarische Formate wie die „Lyrik-Uni 2022“ oder Partizanke Art im kärnten.museum zeigen, wie Forschung gesellschaftlich wirksam werden kann.
Fünf Jahrzehnte nach seiner Gründung präsentiert sich das Institut als offen, international, interdisziplinär und vernetzt. Es verbindet Forschung, Lehre und gesellschaftliches Engagement: ein Ort, an dem Sprachen Brücken schlagen und Zukunft aus Vielfalt entsteht.
Rückfragen & Kontakt
Universität Klagenfurt
Institut für Slawistik
Assoc. Prof. Dr. Cristina Beretta
+43 463 2700 2620
cristina.beretta@aau.at
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