- 01.10.2025, 14:21:08
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Pressemitteilung: Hospizenquete im NÖ Landhaus: Schutz(los) im Fokus
PRESSEMITTEILUNG Hospizenquete im NÖ Landhaus: Schutz(los) im Fokus St. Pölten, 1. Oktober 2025 - Wie schaffen wir „sichere Orte“ für Menschen in Zeiten größter Verletzlichkeit? Welche Rolle spielen Schutz und Begegnung in Hospiz und Palliative Care und was sagt die Neurobiologie dazu? Diese Fragen standen heute im Zentrum der Hospizenquete 2025 des Landesverband Hospiz NÖ im Landtagssaal des NÖ Landhauses in St. Pölten. Nationale und internationale Expertinnen und Experten präsentierten wissenschaftliche Erkenntnisse sowie praktische und persönliche Perspektiven.
Sehr geehrte Damen und Herren, liebe Medienvertreterinnen und Medienvertreter,
unter dem diesjährigen Themenschwerpunkt "Schutz(los). Safe Places in vulnerablen Lebenszeiten" erlebten die rund 330 Gäste der Hospizenquete einen Tag voller berührender und inspirierender Impulse. Die Veranstaltung wurde von Vorstandsmitglied Alexander Seidl moderiert und von Klaudia Atzmüller, Vorsitzende des andesverband Hospiz NÖ, gemeinsam mit Landesrätin Eva Prischl sowie Filip Deimel, Amt der NÖ Landesregierung GS3 in Vertretung von Landesrätin Christiane Teschl-Hofmeister und Landeshauptfrau Johanna Mikl-Leitner eröffnet.
Der Landesverband Hospiz NÖ hat als DER Ansprechpartner in Sachen Hospiz und Palliative Care in Niederösterreich die integrierte Versorgung stets im Blick und ist stolz, bereits zum 24. Mal die Enquete auszurichten. „Hospiz und Palliative Care heißt, Sicherheit, Vertrauen und Menschlichkeit erfahrbar zu machen – gerade dort, wo das Leben wankt“, betont Petra Kozisnik, BSc, Geschäftsführerin des Landesverband Hospiz NÖ.
Der Neurobiologe Dr. Bernd Hufnagl erläuterte gleich zu Beginn, warum innere wie äußere Sicherheit eine Grundvoraussetzung für Empathie ist und wie Stress, Traumata und unser hormonelles System – mit Oxytocin als Schlüsselbotenstoff – Mitgefühl begünstigen oder behindern. Er machte deutlich, dass erst innere Pausen und Freiräume die Wahrnehmung für andere offenhalten und so Verbundenheit möglich machen.
Dr.in Charlotte Wirl lenkte den Blick auf den „inneren Ort des Wohlbefindens“: In vulnerablen Lebensphasen brauchen Menschen mentale Rückzugsräume, reale Erinnerungsorte oder imaginative „Safe Places“, die Orientierung, Ruhe und Selbstwirksamkeit stiften. Von dort aus können heilsame Erinnerungen, Metaphern und Geschichten ihre Wirkung entfalten – nicht nur für Betroffene, sondern auch für Begleitende in der Hospiz- und Palliativarbeit.
Wie gutes Sterben aus Sicht Betroffener gestaltet sein kann, zeigte Dr.in Katharina Heimerl mit Einsichten aus dem Forschungsprojekt „Sterbewelten“. Zentrale Erkenntnis: Menschen wünschen sich vor allem soziale Einbettung, das ist oft wichtiger als der konkrete Sterbeort. Selbst wenn Sterben nie „schön“ ist, berichten viele von kostbaren, schönen Momenten am Lebensende. Dies sei Auftrag und Ermutigung an alle, solche Augenblicke zu ermöglichen.
Musiktherapeut und Kulturwissenschaftler Dr. Gerhard Tucek machte erfahrbar, wie musikalische und zwischenmenschliche Resonanz Schutzräume eröffnet. In Intensiv- und Palliativbereichen, Hospizen oder der neurologischen Frührehabilitation kann Musiktherapie zum sicheren Ort werden, an dem Gefühle Ausdruck finden, Synchronisation gelingt und Stille im Klag bewusste Atemräume schafft. Professionelle Verbundenheit schafft dabei Brücken zwischen innerem Erleben und äußerer Welt und öffnet Räume für Sinnfragen und Wandlung.
Besonders eindrücklich zeichnete der Beitrag von DSA Susanne Peter und Dr.in Monika Stark (med4hope) die Lebensrealität schwerkranker und sterbender obdachloser Menschen nach. Im öffentlichen Raum schutzlos den Elementen und Blicken ausgesetzt, sterben sie um Jahre bis Jahrzehnte früher. Niederschwellige Versorgung, verlässliche Begleitung und das Schließen bestehender Lücken können hier Sicherheit inmitten von Unsicherheit schaffen – ein Funken Wärme, Schutz und Hoffnung für eine der vulnerabelsten Gruppen unserer Gesellschaft.
Die Illustratorin und Autorin Jasmin Sturm zeigte, wie sehr sichere Orte stärken und wie deren Erreichbarkeit von Privilegien abhängt. Wo Schutzbedürftigkeit auf Abhängigkeit trifft, braucht es eine Haltung der Achtsamkeit, die Machtgefälle reflektiert und zugleich Selbstbestimmung ermöglicht. Eine Atmosphäre des „Du hast hier (d)einen Platz“ entsteht dort, wo Beziehungen erlässlich werden und Räume Haltung zeige.
Den philosophischen Kompass setzte Prof. Dr. Giovanni Maio: Der Mensch ist zeitlebens „ausgesetzt“ – Blicken, Situationen, Erfahrungen. Schutzräume sind deshalb existenziell, um Exponiertheit zu bewältigen. Wer sich geborgen weiß, kann der eigenen Verletzlichkeit konstruktiv begegnen. Daraus erwächst eine ethische Verpflichtung: Zuwendung schulden wir jedem Menschen, damit inmitten des Widrigen ein Gefühl von Geborgenheit entstehen kann.
Ein Mittagsempfang, gegeben von Landeshauptfrau Johanna Mikl-Leitner, bot zusätzlich Raum für Austausch und Vernetzung.
Die Hospizenquete 2025 machte deutlich: Schutz zu schützen und Sicherheit zu sichern ist eine gemeinsame Aufgabe – fachlich, gesellschaftlich und menschlich.
Über den Landesverband Hospiz NÖ: Der Landesverband Hospiz NÖ wurde 2001 als gemeinnütziger Verein mit Sitz in Mödling gegründet. Als Dachorganisation ist der Landesverband Hospiz NÖ mit allen Hospiz- und Palliative Care Angeboten und Initiativen in Niederösterreich eng verbunden und fungiert als Botschafter für einen guten und würdevollen Umgang mit dem Leben und dem Sterben. Kernkompetenzen sind die kontinuierliche Qualitätsentwicklung in der niederösterreichischen Hospiz- und Palliativversorgung sowie die Sensibilisierung der Öffentlichkeit und Gesundheitsversorgung für Hospiz und Palliative Care.
Wesentlich ist es, sicherzustellen, dass alle Menschen – unabhängig von sozioökonomischem Hintergrund – Zugang zu qualitativ hochwertiger Hospiz- und Palliative Care bekommen.
Sterben betrifft uns alle. Sprechen wir darüber.
Weitere Informationen: www.hospiz-noe.at
Bei weiteren Fragen, stehe ich Ihnen jederzeit sehr gerne zur Verfügug!
Beste Grüße
Eva Nahrgang
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