TelefonSeelsorge seit 25 Jahren amtlicher Notruf für die Seele Die TelefonSeelsorge – Notruf 142 ist österreichweit seit mehr als 50 Jahren für Menschen in schwierigen Lebenssituationen da. Vor 25 Jahren erhielt sie den amtlichen Notrufstatus. Dadurch können Anrufende den Dienst der TelefonSeelsorge von jedem Telefon aus kostenlos in Anspruch nehmen.
Wien, 25. April 2023 – Selten verläuft das Leben geradlinig und ohne Stolpersteine. Viel wahrscheinlicher sind kleinere oder größere Belastungen bis hin zu schweren (suizidalen) Krisen. Dann tut es gut, mit einer neutralen, professionell ausgebildeten Person zu sprechen bzw. zu chatten – und das ohne Terminvereinbarung, ohne lange Wartezeiten und ohne die eigenen vier Wände verlassen zu müssen.
Seit mehr als 50 Jahren unterstützt die TelefonSeelsorge österreichweit Menschen in schwierigen Lebenssituationen – und sie wird mehr denn je gebraucht. Vor 25 Jahren erhielt sie – gleich einer Blaulichtorganisation – den amtlichen Notrufstatus, weshalb sie oftmals auch als psychosozialer Notruf Österreichs bezeichnet wird. Der Notrufstatus ermöglicht es den Anrufenden, den Dienst der TelefonSeelsorge von jedem Telefon aus kostenlos in Anspruch zu nehmen. Dies erhöht die Niederschwelligkeit und „Demokratisierung“ der telefonischen Erstanlaufstelle in Krisen enorm: So findet jeder Anrufende aus jeder Region Österreichs rund um die Uhr ein offenes Ohr für seine bzw. ihre Sorgen und Nöte.
Mehr als 180.000 Beratungen
Die Bedeutung der TelefonSeelsorge lässt sich auch aus der Anzahl der Kontaktaufnahmen ersehen: So wurden im Jahr 2022 österreichweit knapp 181.000 Beratungen per Telefon, Mail oder Chat durchgeführt – im Vergleich zu 2019 mit 156.200 und 2020 mit 171.400 Gesprächen eine steigende Tendenz. In der Hochphase der Pandemie, im Jahr 2021, erreichte die Zahl der Anfragen mit rund 183.400 den Höchststand der vergangenen vier Jahre.
Wurde sie ursprünglich als Suizidpräventionshotline ins Leben gerufen, steht bei der TelefonSeelsorge seit einigen Jahren immer mehr das Leben in all seinen Facetten im Mittelpunkt der Anrufe. Antonia Keßelring und Carola Hochhauser, Leiterinnen der Telefonseelsorge Wien, über die Themen der Anrufenden: „Es geht um Beziehung, Einsamkeit, psychische und physische Erkrankungen, Ängste, materielle oder berufliche Sorgen, Tod, Trauer und Verlust. Beziehungsprobleme, Einsamkeit und psychische Erkrankungen sind die am häufigsten genannten Themen, wobei in der Chatberatung vermehrt Schambehaftetes besprochen wird.“
Über 70% der Anrufenden sind Frauen
Rund 800 ehrenamtliche Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter der TelefonSeelsorge hören Frauen, Männern, Jugendlichen und jungen Erwachsenen zu, die Unterstützung bei der Bewältigung ihrer aktuellen Lebenssituation benötigen. Sie stehen ihnen in ihrer Not, ihrer Trauer, bei Fragen nach dem Sinn des Lebens und der eigenen Zukunft bei, begleiten sie bei Bedarf für eine Weile auf ihrem Weg, stützen und motivieren sie und verweisen auf weiterführende Hilfsangebote.
Die TelefonSeelsorge wird zu 71 % von Frauen, zu 29 % von Männern kontaktiert. Die meisten Anrufenden sind zwischen 40 und 60 Jahre alt. An die Onlineberatung wenden sich vorwiegend Jüngere: 48 % der Ratsuchenden in der Mailberatung und 58 % der Chatnutzerinnen und –nutzer sind unter 30 Jahre alt.
Die Hauptaufgaben der TelefonSeelsorge bestehen in Krisenintervention und Lebenshilfe. Unter der Nummer 142 oder per Mail/Chat können die Anrufenden und User ohne Angst vor Bewertungen oder Konsequenzen, ohne das Gefühl, versagt zu haben, und ohne Scham über ihre Schwierigkeiten, Sorgen, Ängste und Nöte sprechen. Und das innerhalb der eigenen vier Wände, in der Akutsituation, ohne den eigenen Namen nennen oder einen Beratungstermin vereinbaren zu müssen.
Zuhören als Profession
Es zeigt sich, dass in schwierigen Situationen und Krisen ein Gespräch schon sehr viel bewirken kann, wie Antonia Keßelring weiß: „Menschen in einer Krise suchen jemanden, der sie versteht und ihre Verzweiflung akzeptieren und ertragen kann. Wer redet, findet zu sich selbst. Im Gespräch beruhigen sich überbordende Gefühle. Durch das Benennen der eigenen Gefühle ordnen sich Gedanken und Emotionen, beginnen sich erste kleine Perspektiven abzuzeichnen. Wer anfängt, über sich zu erzählen, wird lebendig, weckt die eigenen Erinnerungen und kommt in Kontakt mit sich selbst.“
Viele Menschen wünschen sich daher jemanden, der ihnen zuhört, wenn es ihnen schlecht geht, wenn sich Einsamkeit breitmacht, wenn das Leben nicht mehr lebenswert erscheint. Doch es ist oft nicht so leicht, einen passenden, vertrauenswürdigen Gesprächspartner zu finden.
Denn die, die sich aussprechen möchten, müssen die Sicherheit haben, akzeptiert und willkommen zu sein. Sie brauchen einen Menschen als Gegenüber, der zuhört, ohne gleich von sich selbst zu reden. Einen Menschen, der nicht gleich alles besser weiß oder schnelle Lösungen zur Hand hat, sondern ganz uneigennützig Anteil nimmt, sich einfühlt, gegebenenfalls das Schweigen aushält – und das alles mit vollster Aufmerksamkeit.
Empathie zentral
Die Stärken der Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter der TelefonSeelsorge sind Empathie und emotionale Zuwendung. Oft geht es weniger ums „Reparieren“ als ums Respektieren. Oder eher darum, die richtigen Worte statt schneller Lösungen zu finden. Denn die Kunst des Zuhörens besteht darin, die vielen eigenen Bilder, Ideen und Lösungsmöglichkeiten, die durch die Schilderungen des Gegenübers geweckt werden, hintanzustellen.
So gelingt es meist, neue Perspektiven anzubieten, sich behutsam dunklen Zonen der Biografie zu nähern und schließlich gemeinsam erste Schritte zu entdecken, die aus der Enge herausführen, aufatmen und neuen Lebensmut entstehen lassen. Wir leben in unsicheren Zeiten und sind als Gesellschaft umso mehr gefordert, auf die psychische Gesundheit jedes und jeder Einzelnen zu achten. Der psychosoziale Notruf der TelefonSeelsorge Österreich geht dieser Aufgabe seit mehr als 50 Jahren mit Kompetenz und Professionalität nach, seit 25 Jahren als amtliches bundesweites Sorgentelefon.
Ehrenamtliche Mitarbeiter gesucht
Die TelefonSeelsorge Österreich sucht ehrenamtliche Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter für die Beratung per Telefon, Mail und Chat. Wer auf der Suche nach einer verantwortungsvollen Tätigkeit im psychosozialen Feld ist und Menschen in Krisen sowie schwierigen Lebenssituationen unterstützen möchte, findet weitere Informationen unter: www.erzdioezese-wien.at/telefonseelsorge
www.telefonseelsorge.at
www.onlineberatung-telefonseelsorge.at
Rückfragen & Kontakt
Mag. Oliver Steinringer, BA
Presseteam
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