• 12.12.2015, 19:41:27
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WWF: Heute ist der Anfang vom Ende des Kohle- und Erdölzeitalters

Historischer Fortschritt aber kein endgültiger Durchbruch - das Glas ist endlich halb voll

Utl.: Historischer Fortschritt aber kein endgültiger Durchbruch -
das Glas ist endlich halb voll =

Paris/Wien (OTS) - Noch nie wurde an einer Klimakonferenz so hart
gearbeitet wie in Paris. Für den WWF ist das heutige gerade eben
einstimmig beschlossene Abkommen ein großer Fortschritt für die
Menschheit, aber noch nicht der finale Durchbruch. Das Abkommen nimmt
erstmals alle Staaten in die Klimaschutz-Pflicht und sendet auch ein
klares Zeichen, dass Waldschutz unerlässlich ist, um die globale
Temperaturerwärmung unter der kritischen 1,5 Grad-Schwelle zu halten.
Alle Länder sind nun aufgefordert, sofortige Maßnahmen zur Reduktion
ihrer Treibhausgase und zum Waldschutz sowie zum nachhaltigen
Landmanagement einzuleiten. Denn der Landsektor ist die zweitgrößte
Emissionsquelle nach dem Energiesektor. Nun liegt es an den einzelnen
Ländern das Abkommen umzusetzen. „Das Glas ist jetzt nicht mehr leer
sondern endlich halb voll. Es ist nun der Rahmen gesetzt, die
wissenschaftlichen Grundlagen sind anerkannt und die Methoden für
effektiven Klimaschutz sind beschlossen. Damit sind die Schienen in
Richtung Ausstieg aus den fossilen Energien und für den Schutz der
Wälder gelegt“, so WWF-Energiereferent Karl Schellmann. Für
Österreich schlägt Schellmann eine Klima- und Energiekonferenz der
Bundesregierung zum Beschluss von klaren Zielen zur Reduktion der
Treibhausgase, der Erhöhung der Energieeffizienz und für die
Umstellung auf erneuerbare Energien vor.

Die Delegationen in Paris standen vor der gigantischen Aufgabe, die
Positionen von 196 Ländern unter einen Hut, also in eine gemeinsame,
verbindliche Vereinbarung zu bringen. Nun wurde ein Abkommen
beschlossen, das alle Länder in die Pflicht nimmt. „Das ist ein
wichtiger und alles andere als selbstverständlicher Schritt“, sagt
Patrick Hofstetter, Klima- und Energieexperte der WWF-Delegation in
Paris. „Doch die Substanz dieses Abkommens ist viel zu schwach, um
den gefährlichen Klimawandel zu verhindern.“ Damit Klimaschutz
gelingt, darf ab sofort kein Geld mehr in Infrastruktur für fossile
Energien fließen – von der Ölförderung über die Pipelines bis zu den
Ölheizungen oder von Kohleabbau bis zu den Hochöfen. Gleichzeitig
muss die Zerstörung von Wäldern und die Massentierhaltung gestoppt
werden. Das Pariser Abkommen wird erst 2020 in Kraft treten. Um die
Erderwärmung unter zwei Grad zu halten dürfen die Emissionen nur mehr
bis 2020 steigen und müssen danach rasch sinken. Die derzeitigen
Zugeständnisse der Vertragsstaaten können dieses Ziel aber nur zur
Hälfte erreichen. Übrig bleibt eine Lücke von zwölf bis 16
Gigatonnen.

Das Resultat in Paris zeigt einen spürbaren Willen, die Wissenschaft
endlich ernst zu nehmen. Aber noch immer beruht der Vertragsentwurf
auf freiwilligen Absichtserklärungen ohne einen verbindlichen
Fahrplan wie die Staaten die globale Erwärmung unter zwei Grad,
geschweige denn unter 1,5 Grad halten können. Bei der Finanzierung
der Folgen des Klimawandels kamen die Verursacher des Klimawandels zu
billig davon, was auf Kosten der ärmsten Länder geht. „Bitter ist“,
so WWF-Klimapolitikexpertin Regine Günther, „dass die Emissionen des
internationalen Luft- und Schiffsverkehrs im Abkommen nicht
einbezogen sind. Die Lobby hat wieder einmal ganze Arbeit geleistet.“
Nun stehen die einzelnen Staaten in der Verantwortung. Sie bestimmen
ihre nationalen Klimaziele und die Maßnahmen, mit denen sich diese
Ziele erreichen lassen und sie müssen diese Pläne alle fünf Jahre
erneuern.

Österreich ist hier ebenfalls noch nicht auf Schiene. Der WWF fordert
ein verbindliches Ziel von minus 95 Prozent Treibhausgasemissionen
bis 2050 gegenüber 1990 und damit einen völligen Ausstieg aus der
Verwendung von fossilen Energieträgern. Trotz Diskussion seit zwei
Jahren gibt es noch keine Energie- und Klimastrategie bis 2030. Der
WWF fordert eine Umsetzungsstrategie die sich an einem ambitionierten
Zielpfad zum Dekarbonisierungsziel für 2050 orientiert. Bis 2030 muss
Österreich den Energieverbrauch um mindestens 30 Prozent, die
Treibhausgasemissionen um mindestens 50 Prozent senken und die
gesamte Energieversorgung auf mehr als 60 Prozent gesteigert haben.
„Bisher ist noch nicht einmal die Zielerreichung bis 2020 gesichert“,
so WWF-Experte Schellmann.

Der WWF fordert für Österreich einen transparenten, alle Sektoren
umfassenden Maßnahmenplan, der die Ziele möglichst übererfüllt um die
Investitionskosten bis 2050 möglichst gering zu halten. Auch die
Energieaufbringung entwickelt sich in Österreich ohne langfristiges
Konzept und unter sehr unterschiedlichen Rahmenbedingungen. Der WWF
fordert daher eine österreichweite Energieraumplanung für alle
erneuerbaren Energien in achtsamen, naturschutzfachlich definierten
Grenzen. „Um einen zukunftsfähigen Weg in der österreichischen
Energie- und Klimapolitik einschlagen zu können, sollte es schon bald
eine nationale Klimakonferenz in Österreich geben, an der alle Teile
der Gesellschaft beteiligt sind und in der eine langfristige
Vereinbarung erarbeitet wird“, fordert Karl Schellmann die
österreichische Bundesregierung auf, das Abkommen von Paris so rasch
wie möglich umzusetzen.

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