- 27.08.2010, 14:25:38
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Belo Monte: Rücksichtslose Gigantomanie
Wien. (OTS) - Der gestern von Brasiliens Staatschef Lula
verkündete Bau des Belo-Monte-Staudamms und das Ilisuprojekt in der
Türkei haben vor allem eines gemeinsam: Es sind rücksichtslose
Gigantomanieprodukte, rücksichtslos gegen die Natur und gegen die
Bewohner. "Der Staudamm wäre gar nicht notwendig, da Brasilien ein
riesiges Energieeinsparungspotenzial von 14 Belo-Monte-Kraftwerken
hätte", so Ulrich Eichelmann von ECA Watch und Andreas Wurzer vom WWF
Österreich. Beide Organisationen kritisieren die Beteiligung der
österreichischen Firma Andritz AG als einen internationalen Skandal.
Über 100 Fischarten dürften, so brasilianische Wissenschaftler, durch
Belo Monte aussterben. Wie viele Amphibien, Reptilien, Vögel und
Insekten es darüber hinaus "trifft", ist völlig unklar. Denn - genau
wie bei Ilisu - gibt es keine seriöse Umweltprüfung. Ähnlich ist es
bei den Anwohnern: Für die Indios in Amazonien gibt es ebensowenig
Klarheit über deren Zukunft, wie bei den Menschen in der Türkei. Ohne
Umsiedlungsplan, wie es etwa die Weltbank vorschreibt, wird mit dem
Bau einfach begonnen. Diese Form der Wasserkraft läuft letztlich auf
die völlige Vernichtung der Naturgebiete und seiner Bewohner hinaus.
Auch das Argument, dass Belo Monte 23 Millionen Haushalte mit Strom
versorgt, ist nicht mehr als ein Marketinggag: Die Energie kommt
nämlich nicht den Anwohnern zugute, sondern soll für immer neue und
größere Aluminiumwerke in Brasilien verwendet werden.
Eine weitere Gemeinsamkeit von Belo Monte und Ilisu sind die
beteiligten Firmen: Andritz und der französische Alstomkonzern werden
Turbinen für Belo Monte liefern. Andritz ist auch nach wie vor an
Ilisu beteiligt, Alstom war dort bis 2009 involviert.
Für den WWF ist die Beteiligung der österreichischen Firma Andritz AG
an diesem Monsterprojekt ein internationaler Skandal.
"Österreichische Firmen dürfen sich zukünftig nicht an solchen
ökologischen Zerstörungsprojekten beteiligen", fordert
WWF-Naturschutzdirekter Andreas Wurzer. Eine Studie des
brasilianischen WWF beweist, dass das Kraftwerk völlig unnötig ist.
Brasilien könnte durch Investitionen in die marode Energieeffizienz
seinen Energiebedarf um 40 Prozent reduzieren. Die dadurch gesparte
Energie ist so groß wie 14 Belo-Monte-Kraftwerke.
"Die Verkündung des Baus ist nicht das Ende des Widerstandes, im
Gegenteil. Belo Monte kann zu einem weltweiten Symbol für
rücksichtslose Zerstörung werden. Das letzte Wort ist noch lange
nicht gesprochen", so Ulrich Eichelmann von ECA Watch. Bei Belo Monte
geht es geht nicht nur um den Xingu-Fluss und seine Bewohner, es geht
um die Zukunft des gesamten Amazonasgebietes. 80 weitere Megadämme
sollen laut Regierung Lula folgen. Tausend Fischarten, könnten
dadurch aussterben, das entspricht einem Zehntel aller
Süßwasserfischarten der Welt.
Rückfragehinweis:
DI Ulrich Eichelmann, ECA Watch: Tel. 0676-6621512, Email: ulrich.eichelmann@eca-watch.at.
MMag. Franko Petri, WWF-Sprecher, Tel. 01-48817-231 oder 0676-83488231, Email: franko.petri@wwf.at.
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