- 15.03.2017, 11:15:19
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Krisengipfel der Ärztekammer: Gesundheitssystem vor Schwächung bewahren
Standesvertreter kritisieren Gesetzesentwurf zur Primärversorgung – konkrete Vorschläge für Verbesserungen im niedergelassenen Bereich
Utl.: Standesvertreter kritisieren Gesetzesentwurf zur
Primärversorgung – konkrete Vorschläge für Verbesserungen im
niedergelassenen Bereich =
Wien (OTS) - Die Bundeskurie Niedergelassene Ärzte der
Österreichischen Ärztekammer (ÖÄK) informierte heute, Mittwoch, bei
einer Pressekonferenz anlässlich des Ärzte-Gipfels im Wiener
Museumsquartier über bevorstehende Änderungen im Bereich der
Primärversorgung. „Aktuell steht sehr viel auf dem Spiel. Die Pläne
der Politik und der Kassen gehen an die Substanz der
Gesundheitsversorgung“, sagte Johannes Steinhart, ÖÄK-Vizepräsident
und Obmann der Bundeskurie Niedergelassene Ärzte im Vorfeld des
Gipfels. Anlass für die Veranstaltung war der Gesetzesentwurf der
Bundesregierung zur Regelung der Primärversorgung. „Sollte dieser
Entwurf so umgesetzt werden, würde das den niedergelassenen Bereich
fundamental verändern“, erklärte Steinhart.
Die Standesvertretung möchte vor allem drei Punkte des
Gesetzesentwurfs zur Diskussion stellen: die geplante Zentralisierung
in Primärversorgungseinheiten, die langfristig bis zu 40 Prozent
aller Hausärzte betreffen könnte; die ungewisse Zukunft der
niedergelassenen Fachärzte im Rahmen der Primärversorgung; und die
Klärung der Honorierung ärztlicher Leistungen auf Landesebene.
Steinhart plädierte für flexible Wahlmöglichkeiten für Patienten und
Ärzte, die Standesvertretung habe entsprechende Konzepte auch bereits
vorgelegt: „Setzen wir diese Modelle gemeinsam mit Politik und Kassen
um und bewahren wir so unser Gesundheitssystem vor mutwilliger
Schwächung“, appellierte Steinhart in Richtung Politik.
Für den stv. Obmann der Bundeskurie Niedergelassene Ärzte, Gert
Wiegele, ging es vor allem darum, die wohnortnahe Versorgung aufrecht
zu erhalten und die Primärversorgung sinnvoll weiterzuentwickeln.
„Der ärztliche Einzelkämpfer, der in seiner Praxis wertvolle Arbeit
leistet, wird von Politik und Kassen überhaupt nicht unterstützt. Man
verweigert ihm die Wertschätzung und man finanziert ihn nicht
ausreichend“, zeigte Wiegele auf. Die Standesvertretung stehe auch
für eine sinnvolle Weiterentwicklung der Primärversorgung, wie dies
etwa in Wien-Mariahilf bereits passiert sei. Ein weiteres Beispiel
für die Vernetzung von Ärzten sei styriamed.net, so Wiegele weiter.
Seitens der ÖÄK liege das Modell „Primärversorgung 2020“ vor, das
eine abgestufte, flexible Versorgung im niedergelassenen Bereich
vorsehe. „Bislang sind wir damit leider nicht durchgedrungen“, sagte
Wiegele.
Neue Formen der ärztlichen Zusammenarbeit – zusätzlich zur
Einzelordination – seien für den niedergelassenen Bereich auch
insofern wichtig, als sie wichtige Anreize für junge Ärztinnen und
Ärzte bieten könnten, überhaupt den Gang in die Niederlassung in
Erwägung zu ziehen, sagte Karlheinz Kornhäusl, Obmann der
Bundessektion Turnusärzte und stv. Obmann der Bundeskurie Angestellte
Ärzte. „Die neue Ärztegeneration hat ein ausgeprägtes Bedürfnis nach
Vernetzung und Teamarbeit. Aber weder die im Dezember beschlossenen
15a-Vereinbarungen noch der vorliegende Gesetzesentwurf zur
Primärversorgung bieten eine gute Ausgangsbasis“, erklärte Kornhäusl.
Stattdessen sei eine noch größere Machtfülle der Krankenkassen
vorgesehen, gleichzeitig werde das nicht mehr zeitgemäße Modell von
Deckelungen und Degressionen beibehalten. Kornhäusl: „Die jungen
Kolleginnen und Kollegen werden in der Praxis mit einem teils
veralteten, teils unvollständigen Leistungskatalog konfrontiert. Zu
wissen, wie man helfen könnte, aber die Mittel nicht zur Verfügung zu
haben – das ist frustrierend und belastend.“ Um die Primärversorgung
aufrecht zu erhalten, müsse es eine ausreichende Anzahl an
Primärversorgern geben, in einer Vielfalt von Modellen und
Organisationsformen, welche die Politik gemein mit den Ärzten – als
Verhandlungspartner auf Augenhöhe – gestalten solle, waren sich die
drei Standesvertreter einig. (slv)
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