- 02.03.2017, 08:00:01
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Minimal invasive lokale Behandlung von Brustkrebs
Wien (OTS) - Die Therapie von Brustkrebs hat sich mit der Zeit von
rein chirurgischen Eingriffen hin zu weniger invasiven bzw.
konservativen Methoden entwickelt, was vor allem durch Fortschritte
in der diagnostischen Bildgebung begünstigt wurde. Die frühzeitige
Diagnose von Brustkrebs, vor allem im Rahmen von nationalen
Screening-Programmen, aber auch im opportunistischen Screening, hat
die Anwendbarkeit von minimal invasiven Behandlungsmethoden überhaupt
erst möglich gemacht.
Durch Früherkennung können kleine, invasive, jedoch nicht-tastbare
Karzinome erkannt werden, die noch keine Metastasen verursacht haben.
Es sind genau diese Krebserkrankungen, von denen die Patientinnen
nicht nur geheilt werden, sondern auch – aufgrund ihrer geringen
Größe – mit minimal invasiven Eingriffen therapiert werden können.
Vorteile von minimal invasiven Eingriffen
„Vorteile von minimalen invasiven Eingriffen in Vergleich zu
chirurgischen Operationen können mannigfaltig sein. Es wird keine
Allgemeinnarkose benötigt; die minimal invasiven Eingriffe können
unter lokaler Betäubung alleine oder unter einer sogenannten
Sedoanalgesie – das ist eine örtlich und zeitlich begrenzte Betäubung
und Schmerzausschaltung in einem bestimmten Körperareal – erfolgen.
Einem Hautschnitt in unterschiedlicher Größe bei Operation steht bei
minimal invasiven Eingriffen eine 4 mm große Stichintension für die
Therapienadel gegenüber. Minimal invasive Eingriffe werden immer
brusterhaltend durchgeführt, d.h. der Tumor wird nicht entfernt,
sondern „in-situ destruiert“, also an seiner Lokalisation zerstört.
Das bedeutet natürlich ein entsprechendes Umdenken bzw. einen
Paradigmenwechsel in der Therapie und im Therapieverständnis, weil
das zerstörte Tumorgewebe eben nicht entfernt wird, sondern im Körper
– ohne biologische Aktivität – verbleibt. Der Therapieerfolg – die
gesamthafte Zerstörung des Tumors – kann also nur mit bildgebenden
Methoden, z. B. Magnetresonanztomografie der Brust, nachgewiesen
werden“, so Professor Michael Fuchsjäger, Vorstand der
Universitätsklinik für Radiologie an der Medizinischen Universität
Graz.
Minimal invasive Therapie kann im ambulanten Setting durchgeführt
werden, das heißt, dass die Patientin nach dem Eingriff nach Hause
gehen kann und nicht über Nacht im Spital bleiben muss. Je nach
angewandter Methode und Größe des Tumors dauert ein minimal invasiver
Eingriff zwischen einer und drei Stunden, wobei hier die Vor- und
Nachbereitungsmaßnahmen bereits einberechnet sind.
Keine bindenden Richtlinien
Es gibt derzeit nur grobe Richtlinien in Bezug auf Größe von zu
therapierenden Läsionen bzw. auch Abstand dieser Läsionen von Haut
bzw. Brustmuskel, da es bei der Anwendung von Hitze oder Kälte
theoretisch zu einer Schädigung dieser Strukturen kommen kann.
Allerdings gibt es derzeit keine enge Definition bzw. keine von
multinationalen Gesellschaften entworfenen gültigen Richtlinien, wann
ein minimal invasiver Eingriff nicht mehr möglich ist und wann
chirurgisch eingegriffen werden muss. Ein Anwendungsbereich der
minimal invasiven Therapie sind Tumore bei Patientinnen mit
Kontraindikationen gegen einen chirurgischen Eingriff bzw. gegen eine
Allgemeinnarkose. Ein weiterer Anwendungsbereich sind Tumore, die
aufgrund des äußerst fortgeschrittenen Stadiums der Erkrankung nicht
mehr kurativ behandelt werden können, sodass z.B. eine Operation
keine Heilung oder auch verlängertes Überleben garantieren kann. Bis
dato durchgeführte und publizierte Studien haben eine extrem hohe
Erfolgsrate für minimal invasive Therapiemethoden gezeigt. Große
Tumore konnten ebenso zumeist komplett oder zum größten Teil zerstört
und somit biologisch inaktiviert werden.
Verschiedene Methoden gleich effektiv
„Derzeit gibt es keine Guidelines welche der minimalen invasiven
Verfahren bei der Therapie von Brustkrebs zum Einsatz kommen soll.
Studien haben gezeigt, dass alle Methoden effektiv Brustkrebs
behandeln können. Für die spezielle Situation der Brust ist
möglicherweise die Kryoablation, die Tumorzerstörung durch Anwendung
von Kälte, das geeignetste Verfahren. Kryoablation kann einerseits in
relativ kurzer Zeit durchgeführt werden kann, andererseits löst
Therapie mit Kälte sehr geringe Schmerzreize aus, bei aber nicht
minderer Effektivität“, so Fuchsjäger.
Bei der Kryoablation werden an der Spitze der in den Tumor
platzierten Therapienadel Temperaturen von bis zu minus 187 Grad
Celsius erreicht, wohingegen bei Thermoablation, der Tumorzerstörung
durch Anwendung von Hitze, mit Radiofrequenz (RFA), Mikrowelle oder
hochintensiv fokussiertem Ultraschall (HIFU) die Temperaturen
zwischen 70 Grad und 95 Grad Celsius liegen. Hitze verursacht
insbesondere im Bereich der Brust stärkere Schmerzreize, weswegen
Thermoablation grundsätzlich unter Sedoanalgesie durchgeführt wird.
Von diesen Methoden wird in Österreich am häufigsten die
Radiofrequenzablation (RFA) oder die Mikrowelle eingesetzt. Die
minimal invasiven Methoden, wie Kryoablation oder Thermoablation,
sind für die Therapie von Brusttumoren zugelassen, unabhängige
wissenschaftliche Studien haben Wirksamkeit und Erfolg demonstriert.
Dennoch werden diese Therapien derzeit noch sehr selten angewendet.
Multidisziplinäres Team bei minimal invasiver Therapie
Minimal invasive Therapie der Brust findet grundsätzlich im Rahmen
eines multidisziplinären Teams statt, bestehend aus ÄrztInnen aus den
Bereichen Gynäkologie, Chirurgie, Pathologie, Onkologie,
Strahlentherapie, Nuklearmedizin und Radiologie.
Die Rolle der Radiologie ist hierbei die Durchführung des minimal
invasiven Eingriffes, geführt durch bildgebende Methoden der
Radiologie, wie Ultraschall (US), Computertomografie (CT) oder
Magnetresonanztomografie (MRT). Diese bildgebende Führung ist
notwendig, da die meisten entdeckten Tumore glücklicherweise so klein
sind, dass man sie nicht ertasten kann. Mittels US, CT oder MRT
können die Therapie-Nadelelektroden an den Tumor herangeführt bzw. in
den Tumor platziert werden.
Die anderen medizinischen Disziplinen befassen sich mit dem
Gesamtmanagement der Patientinnen, da insbesondere die minimal
invasive Lokaltherapie nicht der einzige Therapieansatz ist, und
möglicherweise eine Kombination mit Strahlentherapie, Chemotherapie
oder Immuntherapie stattfindet. Diese Koordination wird in der Regel
von der Gynäkologie, der Chirurgie oder der Onkologie übernommen. Die
Patientinnen werden von allen beteiligten Disziplinen gemeinsam
geführt.
Ab 1. März tagen in Wien über 25.000 Radiologen
Beim 29. Europäischen Radiologenkongress (European Congress of
Radiology/ECR) vom 1. bis 5. März 2017 im Austria Center in Wien
werden auch heuer wieder Spezialisten aus dem Bereich der
medizinischen Bildgebung ihr Fachwissen auf den verschiedensten
Gebieten austauschen, und die neuesten Erkenntnisse der Forschung
präsentieren.
Der ECR ist die Jahrestagung der Europäischen Gesellschaft für
Radiologie (European Society of Radiology/ESR), welche weltweit über
69.000 Radiologen vertritt. Mit mehr als 25.000 Teilnehmern aus der
ganzen Welt ist der ECR einer der größten medizinischen Kongresse
weltweit; zusätzlich bietet er eine der größten
Industrieausstellungen in Europa, bei der auf über 26.000 m² mehr als
300 internationale Firmen die neuesten Produkte der Medizintechnik
vorstellen.
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