Interessengemeinschaft fordert Wohn- und Arbeitsraum für alle und Maßnahmen gegen die fortschreitende Verwertung der Stadt
Utl.: Interessengemeinschaft fordert Wohn- und Arbeitsraum für alle
und Maßnahmen gegen die fortschreitende Verwertung der Stadt =
Wien (OTS) - Der Kunst- und Kulturraum mo.ë wird nach langwierigen
Gerichtsverfahren am 31. Mai 2017 aus den Räumlichkeiten in der
Thelemangasse im 17. Wiener Gemeindebezirk ausziehen müssen.
Der Verein hätte zum Fortführen der Rechtsstreitigkeiten 70 000 Euro
aufbringen müssen. Das überstieg die finanziellen Möglichkeiten und
so sahen sich die Vertreter_innen des Vereins dazu gezwungen, vor
Gericht einen Vergleich abzuschließen.
Die Zerschlagung des mo.ë, deren Trägerverein "pica pica" Mitglied
der IG Kultur Wien ist, wird eine große Lücke in der
(sozio)kulturellen Landschaft des Brunnenviertels und darüber hinaus
hinterlassen. In den sieben Jahren seines Bestehen hat der Ort freier
und autonomer Kunst und Kultur Raum und Sichtbarkeit geboten. Es
wurde Nachbar_innenarbeit und Stärkung lokaler Strukturen voran
getrieben. Kriterien die beispielhaft für eine dezentrale
Kulturarbeit stehen könnten, wie sie von der aktuellen Kulturpolitik
der Stadt im Regierungsprogramm propagiert wird. Dass die Stadt- und
Kulturpolitik nicht aktiv für den Erhalt des Raumes eingetreten ist,
mache deutlich, wie wenig hinter politischer Programmatik und
Schwerpunktsetzungen steht, so Claudia Totschnig von der IG Kultur
Wien. Das Förderprogramm SHIFT ganz ins Zeichen der dezentralen
Kulturarbeit zu setzen, reicht nicht aus, wenn gleichzeitig
existierenden Initiativen Ressourcen und Unterstützung entsagt
werden.
Der Rechtsstreit zwischen dem Kulturverein und der
Immobiliengesellschaft ist beispielhaft für eine fortschreitende
Verwertung der Stadt. Nicht nur das mo.ë, sondern auch Mieter_innen
im vorderen Teil des Hauses sind davon betroffen – dabei geht es um
Gewinnspekulationen in Millionenhöhe. Gegen diese Prozesse braucht es
klare Schritte, die Verdrängung aufgrund von Profitinteressen
verunmöglichen. Leben in Wien muss heißen, dass es Wohn- und
Arbeitsraum für alle gibt und das unabhängig vom jeweiligen
Einkommen.
Die Reaktion des Kulturstadtrates Mailath Pokorny, der Initiative
indirekte Unterstützung über die städstische Leerstandsagentur
Kreative Räume Wien anzubieten, klingt beinah ironisch – so Willi
Hejda von der IG Kultur Wien – weiters: Die Arbeit der Agentur
beschränkt sich bislang auf die Vermittlung von Zwischennutzungen.
Lokal verankerte soziokulturelle Arbeit braucht Langfristigkeit und
ist nicht beliebig andernorts fortsetzbar. Außerdem verstärken Raum-
und Förderstrukturen, die nicht langfristig angelegt sind, die
ohnehin prekären Arbeitsverhältnisse freier und autonomer
Kulturarbeit noch weiter, statt dauerhafte und nachhaltige
Kulturarbeit zu ermöglichen.
Die IG Kultur Wien fordert daher Strukturförderung anstelle von
Projektförderungen für Initiativen sowie von der Stadt Wien zur
Verfügung gestellte dauerhafte Räume, statt weiterem Vorantreiben von
Zwischennutzungen. Emanzipatorischen Prozesse sozialer und
kultureller Vernetzung auf lokaler Ebene müssen im Fokus einer Stadt-
und Kulturpolitik stehen, die von Integration und Partizpation
spricht, statt einen Zwang in Richtung kommerzieller Verwertbarkeit
zu erzeugen.Es braucht eine Kulturpolitik, die (Frei)Räume
unterstützt
und Kulturarbeiter_innen der freien und autonomen Szene Ressourcen
zur Verfügung stellt!
Detaillierte Infos zum Gerichtsverfahren und Statements von Seiten
des mo.ë:
Stellungnahmen, Pressematerial, Kontakt mo.ë
http://www.moe-vienna.org/moe/index.php?q=/press/&d=content
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