Bis zu 20.000 Jobs in Gefahr und kein effizientes Mittel gegen Armut - Kritik von ÖGB und AK wenig stichhaltig
Utl.: Bis zu 20.000 Jobs in Gefahr und kein effizientes Mittel gegen
Armut - Kritik von ÖGB und AK wenig stichhaltig =
Wien (OTS) - Mit der Untersuchung "Warum ein Mindestlohn mehr
Probleme schafft als er löst" hat die Agenda Austria die erste
konkrete Berechnung vorgelegt, wie sich ein Lohn von mindestens 1.500
Euro brutto auf die Zahl der Arbeitsplätze in Österreich auswirkt
(abzurufen unter https://goo.gl/5lgmQM). "Ein Mindestlohn von 1.500
Euro brutto würde in Österreich mindestens 20.000 Jobs kosten.
Deshalb ist er auch kein treffsicheres Mittel gegen Armut. Ob die
Armut durch einen Mindestlohn sinkt oder wegen mehr Arbeitslosen gar
steigt, ist völlig offen", fasst der Ökonom Michael Christl die
Ergebnisse zusammen. Um Armut zu verringern, seien etwa niedrigere
Sozialabgaben ein geeigneteres Mittel.
Die Berechnungen bauen auf die derzeitigen Kollektivverträge auf und
ziehen die aktuelle Beschäftigungslage hierzulande mit in Betracht.
Kritik an der Untersuchung bzw. Gegenargumente von Vertretern der
Arbeiterkammer und des ÖGB, die auf Deutschland oder die USA
verweisen, sind daher wenig stichhaltig: Diese Studien können nicht
direkt auf Österreich umgelegt werden – sie berücksichtigen die
österreichische Ausgangslage nicht.
Ökonomen der Agenda Austria haben ermittelt, wie sich 1.500 Euro
brutto an Mindestlohn auf die Zahl der Jobs für junge, schlecht
ausgebildete Arbeitskräfte auswirken würde – von ihnen beziehen ja
besonders viele ein niedriges Gehalt. Weiters haben sie untersucht,
in welchen Branchen Jobs verschwinden würden. Ergebnis: In der
Branche "Herstellung von Waren" wären etwa 2.900 Jobs für Jüngere in
Gefahr, im Handel etwa 1.050. In der Gastronomie würde dieser
Mindestlohn wenig ändern. In einer vorangehenden Studie
("Mindestlöhne: Gibt es Spielraum nach oben?" unter
https://goo.gl/78jlJZ) hatten die Autoren schon gezeigt, dass dort
höhere Löhne möglich wären und daher eingeführt werden sollten.
Wenn nun aber ein junger, ungelernter Mitarbeiter im Handel mehr
verdient, werden auch die Kollektivvertragsstufen für qualifiziertere
Mitarbeiter steigen müssen – schließlich wird sich ein besser
ausgebildeter Kollege nicht mit dem gleichen Gehalt zufrieden geben.
Wird auch das berücksichtigt, ist damit zu rechnen, dass mindestens
20.000 Stellen wegen zu hoher Arbeitskosten gestrichen werden. Und
diese Berechnung umfasst nur sieben Branchen – andere
Niedriglohnbranchen wie Landwirtschaft oder Gesundheit und
Sozialwesen wurden wegen fehlender Daten nicht berücksichtigt.
Weil – die durch einen Mindestlohn steigende – Arbeitslosigkeit die
wichtigste Ursache für Armut ist, würde diese auch mit 1.500 Euro
brutto Mindestlohn am Ende kaum sinken oder möglicherweise gar
steigen. Es ist offen, wie sich ein Mindestlohn auf die Armut
auswirkt. Um sie zu senken, sind Steuernachlässe oder höhere direkte
Sozialleistungen an die Betroffenen die eindeutig bessere Lösung als
ein Mindestlohn.
Zuletzt noch zum Argument, ein Mindestlohn würde den Konsum
ankurbeln. Ein Mindestlohn von 1.500 Euro brutto bringt, wie die
Berechnungen ergeben, höchstens 400 Millionen Euro an zusätzlichem
Einkommen. Das sind gerade einmal 0,2 Prozent des Gesamtkonsums von
2016. Dass also viele Arbeitnehmer ihre Geldbörsen weit öffnen und
den Konsum ankurbeln würden, ist damit wohl eher Hoffnung als
Realität.
Das Rechenmodell, welches der Untersuchung zugrunde liegt, wurde
übrigens in der Zeitschrift "Empirica – Journal of European
Economics" veröffentlicht. Aus rechtlichen Gründen kann nur zum
Abstract verlinkt werden: https://goo.gl/0ko0J5 Den vollständigen
Artikel sendet die Agenda Austria auf Anfrage gerne zu, um
Transparenz und Nachvollziehbarkeit zu garantieren.
OTS-ORIGINALTEXT PRESSEAUSSENDUNG UNTER AUSSCHLIESSLICHER INHALTLICHER VERANTWORTUNG DES AUSSENDERS - WWW.OTS.AT | AAD