• 15.02.2017, 12:43:40
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  • OTS0151

Offener Brief des WWF Österreich an Landeshauptmann Hermann Schützenhöfer

Wien, 15.02.2017 (OTS) -

Sehr geehrter Landeshauptmann,
die täglichen Proteste gegen den Bau des Murkraftwerkes reißen nicht
ab, die Linien in diesem Konflikt sind verfahren. Aus unserer
Erfahrung mit solchen Auseinandersetzungen um Kraftwerksbauten wissen
wir, wie schnell es in solchen Stimmungslagen zu gefährlichen
Situationen kommen kann.

Daher richten wir an Sie den eindringlichen Appell, als
Landeshauptmann der Steiermark kalmierend zu wirken. Nur ein
umfassender Runder Tisch mit allen Beteiligten kann aufklären, wie es
mit der Auseinandersetzung um das Murkraftwerk weitergeht. Sie tragen
die Verantwortung auch für die tausenden besorgten Grazer Bürger, die
sich seit vielen Jahren auf friedliche Art und Weise gegen diesen
massiven Eingriff in die Flussnatur und den Verlust ihres
Naherholungsgebietes engagieren.

Die Umweltorganisation WWF unterstützt alle Anstrengungen, die
Energiewende voran zu treiben, auch den Ausbau von Potentialen in der
Wasserkraft, sofern dabei ökologisch und sozial verträglich
gearbeitet wird. Ein Projekt wie die Staustufe Graz-Puntigam, das von
Anfang an von Experten aufs Schärfste kritisiert wurde und jetzt
sogar noch in der Bauphase von so anhaltend starken Protesten
begleitet wird und bei dessen Umsetzung auch Auflagen aus dem
UVP-Bescheid offenbar nicht eingehalten wurden, stellt die im
Verfahren festgestellte Umwelt- und Sozialverträglichkeit massiv in
Frage, zumal es einen verschwindenden Beitrag zur Energiewende
leistet und laut einer unabhängigen Expertenstudie das
unwirtschaftlichste Wasserkraftprojekt Österreichs ist.

Über 100 Wasserkraftwerke wurden in Österreich in den letzten fünf
Jahren errichtet. Bei keinem einzigen dieser Projekte gab es auch nur
annähernd vergleichbare Proteste. Schon allein deshalb ist eine
konstruktive Diskussion mit allen Beteiligten demokratiepolitisch
angeraten und wir plädieren nochmals eindringlich für eine
Nachdenkpause, bevor die Situation weiter eskaliert.

Herr Landeshauptmann, wir zählen auf Ihr Gespür in dieser
Ausnahmesituation und auf Ihre Bereitschaft, die Ziele der
Energiewende mit den Zielen eines gedeihlichen Zusammenlebens in
Einklang zu bringen.

Mit freundlichen Grüßen

Christoph Walder
WWF Österreich

OTS-ORIGINALTEXT PRESSEAUSSENDUNG UNTER AUSSCHLIESSLICHER INHALTLICHER VERANTWORTUNG DES AUSSENDERS - WWW.OTS.AT | WWF

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