- 12.02.2017, 09:00:01
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AK Frauen.Management.Report: Gesucht: 278 Frauen!
Noch weiter Weg bis zu Erfüllung der Frauenquote in Aufsichtsräten
Utl.: Noch weiter Weg bis zu Erfüllung der Frauenquote in
Aufsichtsräten =
Wien (OTS) - „Die Einführung einer verpflichtenden Frauenquote in
Aufsichtsräten ist eine langjährige Forderung der Arbeiterkammer, die
sich jetzt erfreulicherweise im Arbeitsprogramm der Bundesregierung
findet“, sagt AK Präsident Rudi Kaske. Der Frauen.Management.Report
2017 der AK Wien zeigt jedoch, dass bis zur Erfüllung der
festgelegten 30 Prozent noch ein weiter Weg zurückzulegen ist. Denn
aufgrund der aktuell noch immer schwachen Präsenz von Frauen in
Aufsichtsräten, fehlen in den börsennotierten sowie in den 200
umsatzstärksten Unternehmen exakt 278 Frauen, um die Quote zu
erreichen.
Die Luft in den Aufsichtsratsgremien und den Management-Etagen
bleibt für Österreichs Frauen weiterhin dünn. Denn wie der aktuelle
Frauen.Management.Report der Arbeiterkammer Wien zeigt, gibt es nur
marginale Verbesserungen – und leider auch Verschlechterungen. Zudem
legt der Bericht offen, dass punkto Unternehmenskarriere für Frauen
schon im mittleren Management Schluss ist. „Wir haben beim aktuellen
Report erstmals den Frauenanteil unter den Beschäftigten mit Prokura
erhoben. Denn schließlich gilt die Betrauung mit dieser
kaufmännischen Vollmacht als wichtige Station in Richtung oberste
Führungsetage“, sagt AK Wien Betriebswirtin und Studienautorin
Christina Wieser. Ernüchterndes Resultat: In den 200 umsatzstärksten
Unternehmen beträgt der Frauenanteil bei den ProkuristInnen magere
15,8 Prozent.
Etwas besser ist das Bild im Aufsichtsrat – der Report untersucht
den Frauenanteil sowohl in den Top-200-Betrieben als auch separat bei
den börsennotierten Unternehmen. In den Top-200 sind 18,1 Prozent der
Aufsichtsratsmandate an Frauen vergeben. „Gegenüber dem Vorjahr ist
das ein mikroskopisch kleiner Zugewinn von 0,4 Prozentpunkten“, sagt
Wieser. Noch immer finden sich bei 61 der 200 Unternehmen überhaupt
keine Frauen in den Kontrollgremien. Nur 17 Betriebe können eine
Aufsichtsratschefin vorweisen – wiewohl Brigitte Ederer und Mathilde
Umdasch jeweils in zwei Unternehmen als Aufsichtsratsvorsitzende
tätig sind.
Bei den börsennotierten Unternehmen (untersucht wurde der
komplette Markt, insgesamt 72 Unternehmen) sitzen aktuell sogar
weniger Frauen in den Kontrollgremien als noch vor einem Jahr –
gemessen in Prozent: 16,1 zu 17,4 Prozent. Im Eliteindex ATX liegt
der Anteil bei 18,1 Prozent. Das ist zwar besser als der
Durchschnitt, im Vergleich zum deutschen DAX aber ebenfalls flau. „Im
DAX macht der Anteil bereits im Schnitt rund 30 Prozent aus.
Allerdings hat Deutschland seit Beginn des Vorjahres auch eine
verpflichtende Quote“, betont Wieser.
Um die nun im Arbeitsprogramm der Bundesregierung für 2018
angepeilte Quote von 30 Prozent zu erreichen, bedarf es noch einiger
Anstrengungen. Denn laut einer Sonderauswertung zum Report ergibt
sich folgendes Bild: Von den Top-200 haben nur 34 die Quote bereits
erfüllt, bei den börsennotierten Unternehmen sind es nur acht.
Gemessen an der jeweiligen Anzahl der Mitglieder in den
Aufsichtsräten ergibt sich folgender Nach-holbedarf: In den
Kontrollgremien der Top-200 fehlen 186 Frauen, bei den
Börse-Unternehmen 92. Dazu Wieser: „In Summe suchen Österreichs
Betriebe also 278 Frauen – wobei natürlich Doppel- und
Mehrfachbesetzungen dann zu berücksichtigen sind.“
Aufholbedarf gibt es aber auch in der Geschäftsführung. Denn ganz
oben an der Spitze finden sich Frauen nur noch vereinzelt. Bei den
Top-200 liegt der Anteil bei 7,2 Prozent – und damit exakt auf dem
Niveau des Vorjahres. Oder anders ausgedrückt: In 159 der 200
Unternehmen ist keine einzige Frau im Vorstand vertreten. Bei den
börsennotierten Gesellschaften verschlechterte sich der Prozentsatz
von 5,8 Prozent im Jahr 2015 auf 4,0 Prozent 2016 und nun weiter auf
3,9 Prozent.
„Das international als Leaky Pipeline bezeichnete Phänomen des
abnehmenden Frauen-anteils pro Karrierestufe findet sich auch in
Österreich. Deshalb ist eine verpflichtende Quote zumindest für
Aufsichtsräte umso wichtiger“, resümiert Wieser. Und AK Präsident
Kaske ergänzt: „Diese verbindliche Zielvorgabe ist gut und richtig.
Aus Sicht der Arbeiterkammer sollte sie jedoch in weiterer Folge auf
40 Prozent erhöht werden.“ Außerdem ist die Regierung gefordert, nach
Vorbildern wie Italien oder Frankreich wirksame Sanktionen bei
Nichteinhaltung (etwa Bußgelder oder Konsequenzen bei öffentlicher
Auftragsvergabe) vorzusehen. „Denn sonst nützt die Quote nichts“,
schließt Kaske.
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