- 06.02.2017, 09:37:49
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Überraschende Ergebnisse der AK-Arbeitslosenbefragung – Kalliauer: „Arbeitslose wollen mehr Weiterbildung!“
Linz (OTS) - Im Sommer 2016 hat die AK an 10.000 arbeitslose Menschen
in Oberösterreich Fragebögen verschickt. Insgesamt wurden 480
Fragebögen zurückgeschickt. An der Befragung haben sich besonders
Ältere und Langzeitarbeitslose beteiligt. Diese Gruppe ist für die
Arbeitsmarktpolitik wichtig und eine Herausforderung. AK-Präsident
Dr. Johann Kalliauer fordert Maßnahmen, die auf die Bedürfnisse und
Probleme der Betroffenen eingehen. Das bedeutet u.a. mehr fundierte
und langfristige Ausbildungen.
Die Arbeitslosen im Alter „50 plus“ haben sich in Oberösterreich von
2008 bis 2016 fast verdreifacht. Aktuell sind rund 15.800 Ältere
(inkl. Schulungsteilnehmer/-innen) arbeitslos. Sie machen schon ein
Viertel aller Arbeitslosen aus. Es besteht deshalb die Gefahr, dass
sich die Arbeitslosigkeit bei dieser Gruppe verfestigt.
Die generelle Zufriedenheit der Befragten mit dem Arbeitsmarktservice
(AMS) ist hoch. So sind rund 83 Prozent der Befragten mit der
AMS-Beraterin oder dem AMS-Berater sehr zufrieden oder eher
zufrieden. „Diese Zufriedenheitswerte sind erfreulich, weil sie
zeigen, wie sehr sich das AMS einsetzt“, sagt AK-Präsident Kalliauer.
Während der letzten sechs Monate konnte das AMS nur rund 60 Prozent
der Befragten Stellen anbieten, was die Lage auf dem Arbeitsmarkt
widerspiegelt. Rund 40 Prozent der Befragten bewerten angebotene
Stellen als sehr oder eher unsicher. Für rund 37 Prozent der
Befragten sind angebotene Arbeitsplätze sehr oder eher schwer
erreichbar. Ein wichtiger Kritikpunkt ist, dass bei erfolglosen
Bewerbungen häufig dem Unternehmen geglaubt wird. Nicht selten
verhängt das AMS dann Sanktionen wie die Sperre des
Arbeitslosengeldes. Die Arbeitslosen fühlen sich in diesem Kampf um
die Wahrheit in Bewerbungssituationen oft zu wenig wahrgenommen und
unfair behandelt. Das ist umso problematischer, als eine WIFO-Studie
belegt, dass Sanktionen keine positive Wirkung haben.
Fast 50 Prozent der Befragten schätzen ihren Gesundheitszustand als
überhaupt nicht gut oder eher nicht gut ein. Nur rund ein Drittel der
Befragten meint, gesundheitlich bis zum Regelpensionsalter arbeiten
zu können. Zwei Drittel sind nicht dieser Ansicht. „Prävention und
Gesundheitsförderung werden immer wichtiger“, so Kalliauer.
Bei Bewerbungen bekam mehr als die Hälfte der Befragten von keiner
Firma oder nur von einigen wenigen Firmen eine Rückmeldung. Nur
sieben Prozent der Befragten bekamen auf alle Bewerbungen eine
Antwort.
Rund 82 Prozent der Befragten halten den Besuch von langfristigen
Weiterbildungsmaßnahmen des AMS für sinnvoll, aber nur 43 Prozent den
Besuch von kurzfristigen Maßnahmen. 45 Prozent der Befragten
erhielten vom AMS kein Angebot zur Weiterbildung. Gründe dafür waren
vor allem, dass das AMS kein entsprechendes Angebot hatte, keines für
nötig befand oder die Finanzierung ablehnte, weiters die fehlende
Mobilität, das Alter oder der Gesundheitszustand der Befragten. 191
Befragte äußerten Wünsche nach AMS-Kursen. Viele äußerten den
generellen Wunsch nach Weiterbildung sowie nach Qualifizierungen in
den Bereichen EDV, Sprachen und Soziales (Pflege usw.). Diese
häufigen Wünsche beweisen, dass das Bild der angeblich faulen und
bildungsscheuen Arbeitslosen nicht mit der Wirklichkeit
übereinstimmt.
„Die Arbeitsmarktpolitik muss die Bedürfnisse der Arbeitslosen ebenso
berücksichtigen wie jene der Wirtschaft!“, verlangt AK-Präsident
Kalliauer. Vor allem gelte es, langfristige Weiterbildungsmaßnahmen
auszubauen. Das AMS müsse sich immer stärker zu einer Art
„Bildungsagentur“ entwickeln. Auch müssten die Firmen ihre
Rückmeldekultur bei Bewerbungen wesentlich verbessern.
Die Zuweisung in Leiharbeit und in prekäre
Beschäftigungskonstellationen (z.B. Teilzeitarbeit mit einem geringen
Stundenausmaß) wird von den Betroffenen zu Recht kritisch bewertet.
„Eine Sanktionierung bei Nichtannahme einer prekären Beschäftigung
ist daher zu überdenken“, stellt der AK-Präsident fest.
Die Chancen von Älteren und gesundheitlich beeinträchtigten Menschen
auf dem Arbeitsmarkt müssen gezielt verbessert werden durch
Ausweitung der Beschäftigungsförderung z.B. in sozialökonomischen
Betrieben, ein effektives Bonus-Malus-System zur Beschäftigung von
Älteren sowie durch Prävention, Gesundheitsförderung und Erhaltung
der Beschäftigungsfähigkeit.
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Sie unter ooe.arbeiterkammer.at.
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