• 30.01.2017, 10:09:44
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  • OTS0033

Was erwarten Jungärzte von der Zukunft?

Vernünftige Ausbildung ist der Schlüssel zur Sicherung des Ärztenachwuchses

Utl.: Vernünftige Ausbildung ist der Schlüssel zur Sicherung des
Ärztenachwuchses =

St. Pölten (OTS) - „Unser Gesundheitssystem ist im Umbruch. In den
kommenden Jahren brauchen wir österreichweit jährlich etwa 1.000
zusätzliche Mediziner, um die durch Pensionierung freiwerdenden
Stellen im öffentlichen Gesundheitssystem besetzen zu können“,
erläutert MR Dr. Herbert Machacek, Allgemeinmediziner und
Abgeordneter im Landtag (BürgerLandtag). „Die Frage ist nur, wie wir
das schaffen sollen. Etwa ein Drittel der fertigen Mediziner ist
nicht willens, sich in Österreich fertig ausbilden zu lassen
beziehungsweise ein Arbeitsverhältnis im öffentlichen
Gesundheitssystem einzugehen. Wir haben daher Jungärzte zu einem
runden Tisch gebeten, um einmal auszuloten, warum das so ist und
wieso so viele Jungärzte ins Ausland gehen.“

Hauptgrund aus Sicht der anwesenden Jungärzte ist die in Österreich
vergleichsweise schlechte Ausbildung. „Diese hängt im Wesentlichen
vom Engagement der Primarii und ärztlichen Direktoren ab. Der bereits
bestehende Personalmangel sowie die als Bremsklotz empfundene
Administration werden als extrem störend empfunden“, berichtet die
Allgemeinmedizinerin und Landtagsabgeordnete Dr. Gabriele Von
Gimborn, MPH (BürgerLandtag). „Die Ärzte in Ausbildung konnten in den
vergangenen Jahren zwar durch verbesserte Delegation an die Pflege
einiges an Zeit dazugewinnen. Diese Zeit wird jedoch oft genug nur
mangelhaft in Bezug auf Ausbildung genutzt.“

Lehrpraxisfinanzierung muss schleunigst geklärt werden

„Nachdem die Finanzierung der Lehrpraxis noch nicht geklärt ist und
diesbezüglich ein Vakuum besteht, fühlen sich viele Ärzte nicht
ausreichend auf eine freiberufliche Tätigkeit in der eigenen
Ordination vorbereitet. Hier besteht vor allem im Bereich
Allgemeinmedizin enormer Nachholbedarf“, so Dr. Machacek weiter.
Generell führen die Ausbildungsordnung und mangelnde Information
dazu, dass sich immer weniger Ärzte für die Zukunft als
Allgemeinmediziner interessieren. „Eine solide Ausbildung sowie
ausreichende Orientierungsphasen inklusive Lehrpraxis könnten hier
Abhilfe schaffen.“

Die verbesserungswürdige Ausbildung ist mit Sicherheit der Hauptgrund
für den Ärztemangel, jedoch nicht der einzige Grund. „Die
Work-Life-Balance der jungen Menschen hat sich verändert, darauf muss
sich auch das Gesundheitssystem einstellen. Jungärzte wollen
zusammenarbeiten und die daraus entstehenden Synergien nutzen. Und
dieser Wunsch wird derzeit in der Niederlassung noch zu wenig
abgebildet“, erläutert Dr. Von Gimborn. „Hierbei geht es jedoch nicht
um Zwangsbeglückung durch PHC-Zentren, sondern um eine größere
Flexibilität im Rahmen der Tätigkeit als Kassenarzt.“ „Planbare
Flexibilität“ und „Vielfalt“ lauten diesbezüglich die Stichworte.

Das System selbst ist das größte Problem

Das vollkommen aus dem Ruder gelaufene und unstrukturierte
überbürokratisierte „duale“ Gesundheitssystem sorgt oberdrein für
unnötige Probleme, weil in jeder Institution nicht an die Gesamtheit,
sondern nur an seinen eigenen Auftrag gedacht wird. „Auch nach der
Ausbildung ist die Bürokratie ein Riesenproblem. Verbunden mit
mangelnder Wertschätzung, speziell der Allgemeinmediziner“, führt Dr.
Machacek aus. „Es spricht sich herum, dass niedergelassene
Kassenärzte ständig mit den Sozialversicherungen zu kämpfen haben.
Und das schreckt viele Jungärzte einfach ab.“ Und natürlich brauchen
alle Ärzte ein adäquates Einkommen. „In Relation zu Ausbildung,
Einsatz und Verantwortung, denn Jungärzte sind zwar nicht geldgierig,
aber wollen für ihre wichtige Tätigkeit verständlicherweise
vernünftig bezahlt werden.“

Dr. Von Gimborn fasst die wesentlichen Punkte zusammen: „Ausbildung,
Ausbildung, Ausbildung. Das ist die absolute Grundlage für die
Sicherstellung unseres Ärztenachwuchses. Zusätzlich brauchen wir eine
Bürokratieentschlackung auf allen Ebenen, mehr Wertschätzung, eine
Vielfalt der Betätigungsmöglichkeiten in der Niederlassung, ein
adäquates Einkommen sowie eine stärkere Berücksichtigung der
gewünschten Work-Life-Balance unserer Jungärzte.“

Politische Forderungen von Bürgerlandtag

Deutliche Verbesserung der Ausbildungsqualität

Aufwertung der Allgemeinmedizin als wichtiges Glied in der
medizinischen Versorgung

Einkommen dem internationalen Niveau anpassen, vor allem bei
Allgemeinmedizinern

Lehrpraxis als wichtiges Bindeglied zwischen Spital und
niedergelassenem Bereich verstärkt fördern und finanzieren

Personalplanung in Krankenhäusern auf Ausbildung und gesamten
Ärztebedarf abstimmen

Fortbildungsmaßnahmen im gesetzlich geforderten Ausmaß durch
öffentliche Hand finanzieren

Ärztliche Kooperationsformen aller Art auch im Kassensystem
ermöglichen

Anstellung von Ärzten bei Ärzten im Kassensystem ermöglichen
Bürokratieentschlackung auf allen Ebenen

Bestandsgarantie für Kassenvertragsärzte

Erhöhte Anzahl an Studienplätzen für Medizin für Österreicher

Strengere Quoten beim Medizinstudium für EU-Ausländer und Ausländer,
die nach dem Studium das Land wieder verlassen

Deutlich mehr Allgemeinmediziner ausbilden

www.patientenlandtag.at
www.facebook.com/patientenlandtag

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