• 22.01.2017, 10:00:02
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Der Österreichische Arbeitsklima Index zeigt: Unsichere Jobs sind ungesund und machen unzufrieden

Linz (OTS) - Wer einen unsicheren Job hat, leidet eher unter
Existenzängsten, psychischen Belastungen und gesundheitlichen
Problemen. Auch die Qualität der geleisteten Arbeit und die
Zufriedenheit im Job sinken mit zunehmender Unsicherheit. Das zeigen
aktuelle Daten aus dem Österreichischen Arbeitsklima Index der AK
Oberösterreich. AK-Präsident Dr. Johann Kalliauer fordert daher eine
Einschränkung von Leiharbeit, ein strengeres Vorgehen bei
Befristungen und die Weiterentwicklung des neuen Informationsrechts
für Teilzeitbeschäftigte, wenn im Betrieb Jobs ausgeschrieben werden.

War der Arbeitsmarkt früher geprägt von unbefristeten
Vollzeitarbeitsplätzen, so sind atypische und manchmal auch prekäre
Beschäftigungsformen – wie Leiharbeit, befristete Verträge,
geringfügige Beschäftigung, freie Dienstverträge oder Teilzeit –
mittlerweile üblich. Mit vielen dieser Beschäftigungsverhältnisse
geht meist eine große Unsicherheit einher: Wer nicht weiß, ob der
befristete Vertrag verlängert wird, kann die persönliche Zukunft kaum
planen, weil permanent die Angst vor dem Jobverlust und existenzielle
Sorgen im Raum stehen. Psychische Erkrankungen sind oftmals die
unmittelbare Folge für diese Beschäftigten.

Alarmierende Daten dazu liefert aktuell der Österreichische
Arbeitsklima Index der Arbeiterkammer Oberösterreich: Nicht einmal
die Hälfte der Beschäftigten mit unsicheren Arbeitsplätzen ist mit
der sozialen Position und den Rechten zufrieden. Bei Beschäftigten
mit halbwegs sicheren Arbeitsplätzen sind mehr als drei Viertel mit
ihrer sozialen Position und den Rechten als Arbeitnehmer/-in
zufrieden. Mit dem Einkommen sind nur 31 Prozent der Beschäftigten in
unsicheren Jobs zufrieden, bei jenen mit sicheren Jobs sind es zwei
Drittel.

Beschäftigte, die einen halbwegs sicheren Arbeitsplatz haben, weisen
ein wesentlich höheres persönliches Wohlbefinden und eine bessere
gesundheitliche Verfassung auf als jene mit unsicheren
Arbeitsplätzen. Außerdem leiden Mitarbeiter/innen auf unsicheren
Arbeitsplätzen häufiger an Erschöpfung, Schlafstörungen,
Verdauungsbeschwerden, Kopfschmerzen oder Migräne,
Muskelverspannungen im Nacken- und Schulterbereich, Kreuzschmerzen,
hohem Blutdruck, Herzrasen und Atembeschwerden. Auch der Anteil
jener, die krank zur Arbeit gehen, steigt drastisch an, wenn
Beschäftigte um den Job bangen müssen.

Ein möglicher Arbeitsplatzverlust ist einer der häufigsten Gründe für
arbeitsbedingten Stress. Immer mehr Beschäftigte mit unsicheren Jobs
greifen zu Medikamenten, um Stress am Arbeitsplatz besser
durchzustehen. Auch mangelnde Weiterbildungsmöglichkeiten und
Aufstiegschancen drücken auf die Zufriedenheit von Menschen mit
unsicheren Jobs.

Die Sorge um den Arbeitsplatz und die damit verbundene Unsicherheit
wirkt sich auch negativ auf die Arbeitsqualität aus. 26 Prozent der
Beschäftigten mit einem unsicheren Arbeitsplatz geben laut
Arbeitsklima Index an, sich durch die Arbeit ausgelaugt zu fühlen.
Bei den Beschäftigten mit sicheren Arbeitsplätzen liegt dieser Anteil
bei nur zwölf Prozent. Hinzu kommt, dass nur 31 Prozent der
Beschäftigten mit unsicheren Arbeitsplätzen Spaß an ihrer Arbeit
haben.

Gerade in Unternehmen mit großen Veränderungsprozessen sind die
Ängste der Beschäftigten enorm hoch. „Umstrukturierungen im Betrieb
sollen der Belegschaft daher klar und transparent kommuniziert
werden“, fordert AK-Präsident Dr. Johann Kalliauer. Dazu ist die
aktive Einbindung von Betriebsräten/-innen und
Sicherheitsvertrauenspersonen sowie der Belegschaft erforderlich.

Seit vergangenem Jahr müssen Teilzeitkräfte informiert werden, wenn
im Betrieb Jobs ausgeschrieben werden. „Diese gesetzliche
Verpflichtung muss weiterentwickelt werden zu einem Rechtsanspruch
auf Aufstockung für vor allem Teilzeitbeschäftigungen mit sehr
geringem Stundenausmaß statt Ausschreibung weiterer
Teilzeitbeschäftigungen“, sagt Kalliauer. Zudem fordert er mehr
Sicherheit für befristete Arbeitsverhältnisse durch eine
restriktivere und klare Auflistung von sachlichen
Rechtfertigungsgründen für mehrfache, aneinandergereihte Befristungen
und einer zahlenmäßigen Beschränkung.

Leiharbeit darf ausschließlich zur Abdeckung von Auftragsspitzen
dienen, nicht aber zur dauerhaften Deckung von Personalbedarfen.
Daher muss sie zeitlich befristet sein. Anschließend müssen die
Betriebe zur verpflichtenden Übernahme der Leiharbeiter/-innen in ein
reguläres Arbeitsverhältnis verpflichtet werden. Außerdem ist es
wichtig, dass der Anteil von Leiharbeitskräften in einem Betrieb auf
10 Prozent beschränkt wird und dass Leiharbeit unter Personalkosten,
anstatt wie bisher unter Sachkosten, verrechnet wird.

Die Evaluierung psychischer Arbeitsbelastungen muss endlich in allen
Betrieben durchgeführt werden. „Und wer die dabei entwickelten
Maßnahmen nicht umsetzt, sollte mit ernsthaften Sanktionen rechnen
müssen. Dafür braucht es mehr Ressourcen und Kompetenzen beim
Arbeitsinspektorat“, sagt Kalliauer.

Der Arbeitsklima Index misst und beschreibt seit 19 Jahren
vierteljährlich die wirtschaftlichen und sozialen Entwicklungen aus
Sicht der Arbeitnehmer/-innen. Weitere Infos zum Österreichischen
Arbeitsklima Index, der von SORA und IFES im Auftrag der AK
Oberösterreich erhoben wird, finden Sie unter
ooe.arbeiterkammer.at/arbeitsklima

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