• 06.12.2016, 11:12:50
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  • OTS0081

Deutsche Konjunktur 2017: Stabil, aber nicht langweilig

Dr. Mario Jung, Senior Economist Coface Northern
Europe

Paris/Wien (OTS) - Die Vorzeichen für die weitere konjunkturelle
Entwicklung Deutschlands zeigen ein hohes Maß an Stabilität. Daher
ist es wenig verwunderlich, dass Coface von einem soliden
Wachstumspfad ausgeht: Für dieses Jahr rechnen wir mit einem Zuwachs
des Bruttoinlandsprodukts – mit saison- und arbeitstäglicher
Bereinigung betrachtet – von 1,8 Prozent. Und im kommenden Jahr
dürfte das Plus mit 1,7 Prozent nur unwesentlich kleiner ausfallen.
Der wichtigste Wachstumstreiber wird auch 2017 der private Konsum
sein, der vor allem von der guten Arbeitsmarktlage angetrieben wird.
Risiken für die deutsche Wirtschaft könnten vor allem von der
außenwirtschaftlichen Seite kommen. Zum einen wird der Welthandel
auch 2017 nur in einem schwachen Ausmaß zulegen. Zum anderen gibt es
bei einigen der wichtigsten Zielländer deutscher Exporte spezifische
Risiken: der anstehende Brexit und die Konjunkturabkühlung in China
und den USA. Hinzu kommen die Unsicherheiten nach der Wahl von Donald
Trump zum US-Präsidenten. Das deutsche Ausfuhrvolumen wird 2016 nur
um 2,3 und 2017 nur um 3,4 Prozent zulegen.

Insolvenzen sinken, aber höhere Schäden

Coface erwartet bei den Unternehmensinsolvenzen den achten Rückgang
in Folge, der sich mit einem Minus von 4,2 Prozent allerdings etwas
abschwächen sollte. Mit einem Volumen von rund 21.000 Insolvenzfällen
läge die Anzahl der Unternehmenspleiten damit Ende 2017 um immerhin
rund 36 Prozent unter ihrem vorherigen Hochpunkt im Jahr 2009. Damals
lagen den deutschen Amtsgerichten fast 33.000 Insolvenzmeldungen vor.
Grund für eine vollständige Entwarnung gibt es aber nicht. Denn die
Forderungen aus beantragten Insolvenzverfahren steigen. Mit einem
Volumen von fast 20 Mrd. Euro lagen sie bis August 2016 bereits um
über 70 Prozent über den Forderungen im gleichen Zeitraum 2015.
Ursache sind Insolvenzfälle von größeren Unternehmen wie Steilmann
oder Unister, aber auch starke Anstiege unter Freiberuflern,
technischen und wissenschaftlichen Dienstleistern.

Wachstumstempo deutscher Exporte deutlich verlangsamt

„Die stabilen Aussichten für die deutsche Konjunktur heißen nicht,
dass in der deutschen Wirtschaft im kommenden Jahr Langeweile
angesagt ist. Denn von außenwirtschaftlicher Seite gibt es eine
Vielzahl von Risiken, die gerade auf die exportabhängige deutsche
Volkswirtschaft zurückprallen könnten“, meint Dr. Mario Jung. Die
Aussichten der deutschen Exportwirtschaft für 2017 bleiben
entsprechend verhalten. „Mit Blick auf die Top-10-Zielländer für
deutsche Warenausfuhren fällt auf, dass die konjunkturellen
Aussichten für diese Gruppe in der Tendenz schwächer sind als 2016.“
Immerhin gehen rund 60 Prozent der Exporte in diese Länder.

Besonders stark ins Gewicht fallen dürfte die konjunkturelle
Abkühlung in vier der fünf wichtigsten Zielländer deutscher
Exporteure. So erwartet Coface für das drittwichtigste Exportland
Großbritannien einen vor allem Brexit-bedingten Einbruch des
Wachstums von 1,9 auf 0,9 Prozent, was auch empfindlich auf die
deutschen Ausfuhren zurückschlagen sollte. Zudem dürfte sich die
graduelle Wachstumsverlangsamung in China ebenso fortsetzen wie die
Eintrübung in den USA, die mit einem Anteil von rund 9 Prozent zum
wichtigsten Exportabnehmer Deutschlands geworden sind. Dabei bleibt
noch abzuwarten, welche wirtschaftspolitischen Impulse vom neuen
Präsidenten Trump ausgehen werden. Dies könnte auch die politische
Unsicherheit in die Höhe treiben und damit das Exportklima belasten.

Auch Frankreich als zweitwichtigstes Exportziel wird 2017
voraussichtlich wieder einen leichten Rücksetzer beim
Wirtschaftswachstum erleiden müssen. Diese Belastungen auffangen
dürften zumindest teilweise die leicht verbesserten konjunkturellen
Perspektiven in den verbleibenden Ländern der Gruppe der Top-10, aber
vor allem das wieder deutlich höhere Wachstum in den Schwellen- und
Entwicklungsländern. Diese Länder machen rund 30 Prozent der
deutschen Ausfuhren aus. 2017 werden sie nach den Prognosen von
Coface ihren Aufwärtstrend beim Wirtschaftswachstum mit 4,2 Prozent
fortsetzen.

Privater Verbrauch bleibt Wachstumsstütze

Die soliden Wachstumsaussichten für die deutsche Wirtschaft werden
vor allem von der dynamischen Gangart des privaten Verbrauchs
getragen. Nach der Prognose von Coface wird sich der Zuwachs der
realen Konsumausgaben der privaten Haushalte im kommenden Jahr sogar
weiter auf 2,0 Prozent beschleunigen. Zwischen 2006 und 2014 lag das
durchschnittliche Konsumplus bei deutlich niedrigeren 0,8 Prozent,
und das deutsche Wirtschaftswachstum wurde vor allem von den
Netto-Exporten getragen. Aufgrund der hohen Dynamik der privaten
Konsumausgaben werden diese laut Coface-Prognose fast zwei Drittel
des Wachstums des BIP von 1,7 Prozent sicherstellen.

Die aktuelle Studie finden Sie auf unserer Website unter:
http://www.coface.at/News-Publikationen

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