• 11.11.2016, 11:46:40
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Staatsakt Geste der Verantwortung zur Erinnerung an das Unrecht an Heimkindern am 17. November im Historischen Sitzungssaal im Parlament

Nationalratspräsidentin Doris Bures: Staatsakt kann und soll keinen Schlusspunkt unter offene Diskussionen und Aufarbeitung setzen

Utl.: Nationalratspräsidentin Doris Bures: Staatsakt kann und soll
keinen Schlusspunkt unter offene Diskussionen und Aufarbeitung
setzen =

Wien (PK) - In der Zweiten Republik haben tausende Kinder in Heimen
der öffentlichen Hand und der Kirche unvorstellbares Leid und großes
Unrecht erfahren. Sie haben brutale Gewalt, Demütigung und Missbrauch
erlitten, statt Liebe, Schutz und Fürsorge zu erfahren. Staat und
Kirche haben bei diesen Verbrechen zu lange weggesehen.

Vielen Betroffenen dieser Gewalt ist nicht nur die Kindheit geraubt
worden. Die dunklen Erlebnisse haben einen Schatten über ihr ganzes
Leben geworfen. Das Erlittene ist - oft bis heute - eine Bürde, die
eine glückliche Existenz erschwert. Der Mantel des Schweigens über
diese unfassbaren Taten ist seitens der Politik und der Kirche erst
vor wenigen Jahren gelüftet worden. Es folgte das von großer
Ernsthaftigkeit getragene Bemühen vieler Personen, Institutionen und
Kommissionen das Geschehene aufzuarbeiten.

Geste ist eine Station auf dem langen Weg der Aufarbeitung

Auf Initiative von Nationalratspräsidentin Doris Bures findet am 17.
November, um 17.00 Uhr, ein Staatsakt im Parlament statt. Das
offizielle Österreich und die Kirche wollen mit dieser "Geste der
Verantwortung" zum Ausdruck bringen, dass die Republik das unfassbare
Leid der Betroffenen mitsamt seiner lebenslangen Konsequenzen
anerkennt und Lehren aus dem geschehenen Unrecht gezogen hat.
Republik und Kirche kommen damit einer langjährige Forderung der
Betroffenen nach.

Neben Nationalratspräsidentin Doris Bures und Bundesratspräsident
Mario Lindner werden Bundeskanzler Christian Kern, Vizekanzler
Reinhold Mitterlehner, Kardinal Christoph Schönborn und der
steirische Landeshauptmann Hermann Schützenhöfer Reden halten.

Für Nationalratspräsidentin Bures ist es dabei von großer Bedeutung,
dass die Geste der Verantwortung nur eine Station auf dem langen Weg
der Aufarbeitung des geschehenen Unrechts sein kann. "Die Geste kann
und soll keinen Schlusspunkt unter offene Diskussionen und unter die
Aufarbeitung setzen. Es geht darum, dass Staat und Kirche gemeinsam
das Unrecht benennen und anerkennen", so Doris Bures.

Mahnung für die Zukunft

Die Veranstaltung soll zur Bewusstseinsbildung in der Öffentlichkeit
beitragen; sie dient der Erinnerung an die Vergangenheit, ist
gleichzeitig Mahnung für die Gegenwart und Auftrag für die Zukunft.
"Auch heute sind viele Menschen in unserer Gesellschaft auf Hilfe und
Obhut in Heimen angewiesen: Kinder, Menschen mit Behinderungen,
Kranke und immer mehr alte, pflegebedürftige Frauen und Männer.
Vieles hat sich zum Besseren verändert. Aber wir müssen dennoch sehr
wachsam sein, denn die Würde von Menschen ist dort besonders leicht
verletzlich, wo Abhängigkeit besteht. Es liegt leider nicht in
unserer Macht, Missbrauch und Gewalt durch einzelne Täter für immer
zu verhindern. Was aber in unserer Macht und in unserer Aller
Verantwortung liegt, ist zu verhindern, dass Missbrauch und Gewalt
wie einst still geduldet, systemisch vertuscht und kollektiv
geleugnet werden", so die Botschaft der Nationalratspräsidentin.

Betroffene stehen im Mittelpunkt der Veranstaltung

Das Leid und die Erfahrungen der Betroffenen sind zu unterschiedlich
und individuell, um das unfassbare Ausmaß bei der Veranstaltung durch
einzelne Biographien darstellen zu können. Das Thema soll daher durch
künstlerische Verdichtung und Vermittlung wahrnehmbar werden.

Grundlage der künstlerischen Beiträge sind Texte von Betroffenen
sowie Forschungs- und Kommissionsberichte. Die Dramaturgin Doris
Happl hat die Auswahl der Texte übernommen, Regie führt Christine
Wipplinger. Erfreulicherweise haben sich die namhaften
SchauspielerInnen Wolfang Böck, Regina Fritsch, Miriam Fussenegger,
Karl Markovics und Florian Teichtmeister bereit erklärt, an der Geste
der Verantwortung mitzuwirken.

Der Staatsakt findet im Historischen Sitzungssaal des Parlaments
statt, dem würdigsten Ort, den die Republik anzubieten hat, dem Ort,
an dem Bundespräsidenten angelobt werden. Die zentralen Sitzplätze in
der Saalmitte sind für die Betroffenen reserviert - insgesamt werden
mehr als 250 anwesend sein. Der Staatsakt wird live auf ORF3
übertragen und es wird einen Live-Stream auf der Homepage des
Parlaments geben. (Schluss) red

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